Folge 5

Die Hypothese

34:36 Minuten
Blick auf grüne Hügel und eine Seenplatte. Das Foto wird von einer Grafik aus orangen Punkten überlagert.
Der Lough Earne, eine Seenplatte am Rande von Boho. Die Region ist voller heilender Quellen. © Fabian Federl / Grafik: Deutschlandradio
Von Fabian Federl und Yannic Hannebohn · 29.08.2022
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Gerry Quinn glaubt, dass in der Symbiose von Religion und Wissenschaft unser aller Rettung liegt. Doch solange nicht weiter in die Antibiotikaforschung investiert wird, gibt es dafür keine Beweise.
Gerry bringt uns an einen Ort, wo er eine neue Theorie testen will: nach Holywell – an eine heilige Quelle. Und wir dürfen ihn begleiten. Aber nur wenn wir dies unvoreingenommen täten. Denn diese Theorie müsse erst noch getestet werden. Gerry aber glaubt daran. Und weiß, sie klingt ebenso verrückt wie die aus dem Priestergrab. Aber die war schließlich auch wahr.
Doch was er uns dort zeigt, ist keine Quelle, sondern ein mit Lumpen behangener Baum: ein Rag Tree. Ein Rag Tree ist ein traditioneller Irischer Pilgerort. Auch hier, erklärt Gerry, suchen Menschen nach Heilung. Menschen pilgern an einen Rag Tree und hängen dort ein Objekt auf für die Heilung, die sie suchen.
An einem Baum, der über eine Fluß ragt, hängen Objekte und farbige Bänder und Zettel.
Der Rag Tree ist ein irischer Wunschbaum. Pilger hängen hier Gegenstände auf und nehmen andere mit. Sie versprechen sich davon Heilung.© Fabian Federl

Dem Wasser nach

Wir laufen eine viertel Stunde, Gerry ist kaum aufzuhalten. Er hat ein Ziel, so scheint es. Schließlich kommen wir an einem versickerten Flussbett an. Aber was Gerry mit uns hier sucht ist keine Erde, sondern es ist ein weiterer Rag Tree. Er sucht am Fluss einen weiteren Lumpenbaum. Seine neue Theorie hängt mit all dem zusammen, was da am Baum hängt.
Er wollte eigentlich einen heiligen Brunnen untersuchen. Den Sand, die Steine, die dort liegen. So wie er auch die Erde in Father McGirrs Grab untersucht hatte. Doch dann kam er auf die Idee, anstatt des heiligen Wassers die Stoffe zu untersuchen, die mit Heiligem in Berührung kommen.
Die Wirkungsweise von Streptomyces überlappt sich mit jenen Heilungen, auf dessen Suche sich Pilger an diesen Heilorten machen. Sagt Gerry. Er will das beweisen. Und noch viel mehr.

Die Symbiose von Religion und Wissenschaft

The Cure, sagt Gerry, liege nicht in den magischen Orten selbst. Es sind aber auch nicht nur die Streptomyces darin. Es ist die Symbiose von Religion und Wissenschaft. Das eine bedingt das andere.
Gerrys Theorie bleibt jedoch weiter eine Theorie, solange es keine weiteren Investitionen in die Antibiotikaforschung gibt.
Im Zuge unserer Recherche hören wir aber von einem Institut in Tiflis, Georgien. Dort forscht man ebenso an Lösungen für die wohl größte Bedrohung der modernen Medizin, Antibiotikaresistenzen. Und die Forschung in Georgien hat nichts mit Streptomyces zu tun. Aber mit Erde, mit Abwehrstoffen von Organismen. Und während der Vorbereitung für die Geschichte merkten wir, die Geschichte von Gerry und die von Georgien gehören irgendwie zusammen.
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