Am 17. November 1815 starb James McGirr im Alter von 70 Jahren. Seine letzten Worte, so erzählen es die Dorfbewohner, waren: "Nach meinem Tode soll die Erde, die mich bedeckt, alles heilen, was ich zu heilen vermochte, als ich unter euch weilte."
Der Forscher
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Die Erde im Grab eines Priesters soll heilen, so die Legende. Das lockt Kranke und Pilger in ein kleines Dorf in Nordirland. Ein Mikrobiologe ist überzeugt: Die Erde heilt wirklich und sie ist der Schlüssel zur Bekämpfung von multiresistenten Keimen.
Am Anfang stand die Legende
In Boho, einem Dorf in Nordirland, gibt es eine Legende. Zwischen 1803 und 1815 hat hier ein Priester gewirkt, der zu Lebzeiten Wunderheilungen durchgeführt hat und dessen Grab noch heute Pilger und Kranke anlockt. Die Erde aus seinem Grab soll heilen.
Die Legende hat jedoch nicht nur Gläubige angelockt, sondern auch das Interesse der Forschung geweckt. Hier kommt Gerry Quinn ins Spiel.
Von der Legende zur Mikrobiologie
Gerry Quinn ist Mikrobiologe und einer der Autoren einer Studie über die „Isolierung eines neuen Streptomyces aus einem traditionellen irischen volksmedizinischen alkalischen Grasboden“. So der Titel der Studie.
In dieser gehen Quinn und seine Kollegen der These nach, dass die Erde aus dem Priestergrab tatsächlich heilt. Und zwar weil in der Erde eine Bakterienart zuhause ist, die zahlreiche Krankheitserreger bekämpfen kann: Streptomyces. Genauer: Streptomyces myrophorea. Wie die riechen, zeigt uns Gerry im Labor der Ulster University.
Er ist überzeugt davon, dass in der Erde seiner nordirischen Heimat tatsächlich ein Schlüssel für die Bekämpfung von Keimen und Krankheiten liegen kann.
60 bis 70 Prozent moderner Antibiotika basieren auf Versionen von Streptomyces. Und genau deshalb ist das, was hier im Labor passiert, so Gerry, erst der Anfang eines langen Prozesses. Eines Prozesses, dem Pharmafirmen auf der ganzen Welt nachgehen. Eines Prozesses, der Jahre dauert, Milliarden kostet. Gerry sieht sich auf dem Weg dorthin.
Gerry Quinns Geheimnisse
Doch während wir Gerry besuchen, fallen uns eine Reihe von Ungereimtheiten auf. Entgegen unserer Annahme arbeitet er gar nicht mehr an der Universität.
Und als wir mit ihm zum Grab des Priesters fahren, da wird klar: statt Ruhm bringt ihm seine Entdeckung in der Graberde vor allem Probleme. Menschen aus seiner Familie sprechen nicht mehr mit ihm. Was hat er in seinem Heimatdorf angerichtet?