Generation Y in China kündigt

Leben statt arbeiten

22:23 Minuten
Ein Paar lachend am Strand. Er ballt die Faust in Siegerpose und sie hat den Arm um ihn gelegt.
Leben jetzt ihren Traum abseits der Metropolen: das Paar Jessica und You Xi am Meer. © ARD / Eva Lamby-Schmitt
Von Eva Lamby-Schmitt · 13.12.2022
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Tangping, übersetzt Flachliegen, ist ein Begriff, unter dem sich in China immer mehr junge Erwachsene sammeln. Sie brechen aus einem System aus, das sie von Kindesbeinen an unter Leistungsdruck stellt.
Shanghai. Die größte Metropole Chinas. Eine schnelllebige Stadt, ein Symbol des wirtschaftlichen Höher, Schneller, Weiter. Viele junge Menschen zieht es hierher. Wenn man hier Fuß fasst, dann hat man es geschafft, heißt es.
„Wenn ich nach Shanghai will, muss ich das alles selbst finanzieren können. Das ist also ein hoher finanzieller Druck", sagt Zhao Yuanqi. "Vor allem die Wohnungspreise sind das größte Problem. Die Wohnungspreise in Shanghai sind ziemlich übertrieben.“
Auch Zhao Yuanqi wollte unbedingt nach Shanghai. Sie ist eine junge Frau. Selbstbestimmt, ambitioniert und kommt ursprünglich aus der Millionenstadt Xi’an, die mit einer Einwohnerzahl vergleichbar ist mit London aber deutlich kleiner ist als Shanghai. Im Ausland in Manchester studiert, ist sie prädestiniert für eine gute Anstellung in Chinas Wirtschafts- und Finanzzentrum Shanghai. Seit vier Jahren lebt sie nun hier direkt im Zentrum der Stadt und arbeitet als Headhunterin, das heißt sie vermittelt Fach- und Führungskräfte an suchende Unternehmen – und das mindestens 72 Stunden pro Woche.

Arbeiten, bis der Körper nicht mehr will

„Unser Unternehmen würde niemanden einstellen, der nicht ehrgeizig ist, Arbeitsergebnisse werden anhand von sehr strengen Instrumenten gemessen. Wenn Sie die Anforderungen nicht erfüllen können, zum Beispiel keine Leistung in drei Monaten, werden Sie gefeuert. Das Unternehmen sagt zwar, dass Sie keine Überstunden machen müssen. Aber in Wirklichkeit ist es ergebnisorientiert. Man muss also wissen, worauf es ankommt.“
Deshalb hat sie eines freitags entschieden, zu kündigen. Fristlos.
„Ich stand kurz vor meiner nächsten Beförderung, und dann versuchten die Chefs, mich davon zu überzeugen, dass ich weitermachen soll, aber weil ich hart arbeite, treibe ich zum Beispiel keinen Sport. Ich habe einige Signale meines Körpers wahrgenommen, dass ich wieder ein Gleichgewicht herstellen muss. Oder zumindest, wenn man wieder so hart arbeiten will, muss man auf seinen eigenen körperlichen und geistigen Zustand achten.“
Von jetzt auf gleich ist sie frei und will jetzt erst mal nichts tun. Statt eines Business-Outfits, um Kunden zu treffen, trägt sie eine locker lässige Jogginghose und ein Basecap. Sie will einfach mal entspannen. Flachliegen. Auf Chinesisch: Tangping. Vielleicht eine Woche, vielleicht zwei Monate – und solange von ihren Ersparnissen leben.
„Jetzt kann ich so viel essen, wie ich will, kann Fernsehsendungen sehen und muss nicht mehr so ängstlich sein. Jetzt kann ich morgens bis spät in die Nacht schlafen, so lange ich will, ich bin so glücklich.“

Ein Leben mit Muse statt in Chatgruppen

Ein kleines Kunstatelier in Shanghai. Hier verbringt Xu Xiaoyi gerne ihre Zeit. Sie hat gerade ein kleines Fotobüchlein fertig gestellt mit Fotografien, die sie selbst in der Dunkelkammer entwickelt hat. Davor hat sie viel gemalt – vor allem abstrakt auf Leinwand mit Ölfarben - und sie hat gelernt, Skulpturen zu modellieren.
Ein Atelier mit Staffelei, Skulpturen und vielen Büchern im Regal.
Ein kleines Kunstatelier in Shanghai. Hier verbringt Xu Xiaoyi gerne ihre Zeit, seitdem sie nicht mehr arbeitet.© ARD / Eva Lamby-Schmitt
In dem Atelier stehen auf Tischen und Regalen viele Skulpturen rum, die Kunstschüler wie sie in Kursen angefertigt haben. Auf dem Holzboden: mehrere Staffeleien. Ein Teil des Ateliers hat sich während der Pandemie zu einer kleinen Floristen-Ecke mit bunten Blumen entwickelt. Seit zwei Jahren geht Xu Xiaoyi ihrer Muse nach, sie ist neugierig – sucht das, was sie erfüllt. Ihr eigentlicher Beruf hatte das verfehlt. Von der Werbebranche hatte sie die Nase voll.
„Ich hatte Kontakt zu Kunden, habe mich im Grunde jeden Tag mit anderen gestritten, meine Zeit vergeudet, Kunden und Chefs überredet, das hat mich unglücklich gemacht. Ich denke man verschwendet dabei seine Lebenszeit, seine Energie und seine Gefühle. Im Grunde schaut man nur 24 Stunden am Tag auf sein Handy und ist dort in hunderten Chatgruppen unterwegs.“

Kunst und Bücher solange die Ersparnisse reichen

Seitdem sie nicht mehr arbeitet, hält sie sich mit Ersparnissen über Wasser – Bücher und Kunst sind ihr Lebenselixier, so scheint es. Sie will alle Bücher lesen, für die sie zuvor nie Zeit hatte, vieles davon Literatur aus aller Welt.
„Ich stehe morgens gegen zehn Uhr auf, gehe dann mit dem Hund spazieren, frühstücke, und dann fange ich an, ein Buch zu lesen. Abends oder nachmittags gehe ich zum Beispiel dann in eine Ausstellung oder ich zeichne alleine, dann esse ich zu Abend, lese weiter oder schaue abends Videos, jeder Tag ist so.“
Flachliegen, Tangping, für Xu Xiaoyi bedeutet das nicht, einfach nichts zu tun. Sie selbst ist sehr aktiv, wissbegierig, interessiert, will in verschiedenen Kunstkursen und -projekten ihren Horizont erweitern. Manch andere liegen beim Flachliegen tatsächlich nur im Bett, manche lassen sich von ihren Eltern aushalten und bekochen. Wieder andere arbeiten ein bisschen weiter, ohne sich dabei zu überanstrengen.

Tangping ist individuelle Auslegungssache

Wie genau man Tangping ausgestaltet, beschreibt die 34-Jährige als etwas Individuelles, jeder mache das auf seine eigene Art und Weise. Deshalb benutzt sie den Begriff eigentlich nicht.
„Ich denke, dass Label sinnvoll sind. Sie vereinfachen komplexe Probleme und benennen sie. In diesem Fall jetzt benutze ich ihn, weil Sie es schnell verstehen können, bei anderen Gelegenheiten benutze ich den Begriff Tangping nicht unbedingt. Ich weiß, wie der Zustand anderer Menschen ist, die flachliegen. Ich verstehe sie. In der Tat verstehe ich nicht, nach welchem Sinn andere Menschen streben, die nur arbeiten und nicht flachliegen.“
Eine Frau mit Mütze von hinten - sie sitzt an einem Schreibtisch, vor ihr ein Büchlein.
Wie genau man Tangping ausgestaltet, beschreibt die 34-jährige Xu Xiaoyi als etwas Individuelles, jeder mache das auf seine eigene Art und Weise. © ARD / Eva Lamby-Schmitt
Tangping. Das Phänomen begann im Frühjahr 2021 im chinesischen Internet mit einem Blogeintrag über „Flachliegen als Gerechtigkeit“. Ein ehemaliger Fabrikmitarbeiter beschrieb darin, wie er sein Leben geändert hat. Er hat seinen Job gekündigt, ist mehr als 2000 Kilometer mit dem Fahrrad durch China gefahren und hat von seinen Ersparnissen und kleineren Jobs gelebt.
Im Netz feierten einige junge Erwachsene seinen Lebensentwurf als ein Manifest gegen die vom Konsum getriebene Gesellschaft, und das Höher, Schneller, Weiter der chinesischen Wirtschaft. Für immer mehr Chinesinnen und Chinesen bedeutet mehr materieller Wohlstand nicht automatisch mehr Lebensqualität.
Der chinesische Sozialanthropologe Biao Xiang, der am Max-Planck-Institut in Halle an der Saale lehrt, erklärt das so: „Es bedeutet im Grunde, dass man sich immer mehr anstrengt. Endlos. Und es ist ein wirklich ermüdender Prozess, aber ohne wirklichen Sinn. Oft entsteht eine Situation, in der man gezwungen und unter Druck gesetzt wird, an einem Wettbewerb teilzunehmen, ohne dass ein Ende in Sicht ist.“

Ein Gegenentwurf zur Sechs-Tage-Woche

Tangping wurde so zum Gegenentwurf einer Art zu leben, und zum sozialen Protest gegen Überstunden und die sogenannte 996-Arbeitskultur. Das bedeutet von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends zu arbeiten – sechs Tage die Woche.
Tangping hat aber auch mit der Ein-Kind-Politik in China zu tun. Seit 1979 sind in China hauptsächlich Einzelkinder zur Welt gekommen. Die Folge: Die chinesische Bevölkerung altert sehr stark. Es gehen mehr Menschen in Rente, als dass junge Arbeitskräfte nachkommen. Diese müssen entsprechend länger arbeiten und Überstunden machen, um die gleiche Leistung oder gar mehr Wirtschaftsleistung zu erbringen.
Fu Yixian hat sich als Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Wisconsin-Madison in den USA viel mit der chinesischen Demografie beschäftigt.
„Die Ein-Kind-Politik hat zu einer Polarisierung geführt. Einige Kinder sind sehr wettbewerbsfähig, weil sie eine gute Ausbildung erhalten haben. Sie haben auch ein Gefühl der Krise, weil sie alle Hoffnungen ihrer Eltern tragen und ihre Eltern in Zukunft allein unterstützen müssen. Andere Kinder sind von ihren Eltern abhängig, liegen flach und ruhen sich zulasten der Älteren aus.“
Die einen glauben also noch daran, dass es mit harter Arbeit morgen ein besseres Leben geben wird, wie es in China jahrzehntelang der Fall war. Die anderen der Generation Y, die heute etwa zwischen Mitte 20 und 40 Jahre alt sind, resignieren - kündigen den Gesellschaftsvertrag. Ein Leben lang waren die jungen Menschen als Einzelkinder besonderem Druck der Gesellschaft ausgesetzt. Allen voran dem Druck der eigenen Eltern: Das eigene Kind, das Einzige, muss das Beste sein. Im Kindergarten, in der Schule, in der Karriere. Dafür investieren die Eltern bis heute viel Geld in die Förderung und Nachhilfe ihrer Kinder.

Der Leistungsdruck beginnt in der Kita

„Mein Kind kann jetzt zum Beispiel 40 Lieder auf dem Klavier spielen, aber dann sagt eine andere Mutter, dass ihr Sohn schon 60 Lieder spielen kann. Dann löst das sehr viel Druck in mir aus, weil andere Kinder mehr erreichen.“
Zhou Xiaohui sitzt im Wohnzimmer ihrer Vierzimmerwohnung etwas außerhalb des Zentrums von Shanghai. Es ist alles sehr eng. Das Klavier steht direkt gegenüber von der Eingangstür. Im Wohnzimmer: ein Vitrinenschrank mit bunten Spielzeugfiguren, daneben eine Couch und ein Tisch.
Früher war sie in der Luftfahrtbranche tätig, deshalb auch die vielen Modellflugzeuge auf den Kommoden. Jetzt ist die Mitte 40-Jährige Hausfrau und Mutter und erzählt vom Druck, der auch auf Eltern lastet. Ihr Sohn Yanbo wird in wenigen Monaten eingeschult. Seit zwei Jahren hat der Sechsjährige schon jeden Tag Programm. Neben dem Kindergarten gibt es Klavier-, Kunst-, Schwimm- und Englischunterricht. Dazu kommen noch Hausaufgaben, die er auf seinem eigenen Tablet erledigen kann.
Zebra heißt das Lernprogramm. Von Montag bis Freitag gibt es dort vorgefertigte Einheiten. Immer zu Beginn eine kleine Zeichentrickserie auf Englisch für das Hörverständnis. Mit sechs Jahren kann Yanbo schon zwei verschiedene Schriften lesen: Das lateinische Alphabet für Englisch und einige chinesische Schriftzeichen. Yanbos Mutter findet es wichtig, dass er beide Sprachen gut beherrscht.

Frühkindliche Förderung kostet viel Zeit und Geld

„Der Plan ist, dass wir ihn zum Studieren ins Ausland schicken", sagt Zhou Xiaohui. "Je früher er Englisch lernt, desto besser, ansonsten wird er es später schwer haben.“
Yanbo sagt, er mag es, Englisch zu lernen. Er will später Tierarzt werden und glaubt, dass es ihm dabei helfen wird. Tiger und Dinosaurier mag er besonders. Schon jetzt kümmert er sich in seiner Freizeit gerne um seine Schildkröten und kleine Krebse, die er in einem kleinen Aquarium hält.
Dass Yanbo so viele Aktivitäten und Lehrer neben dem Kindergarten hat, lässt sich die Familie viel kosten.
„Wir geben eine Menge Geld für seine Kurse aus. Ein Malkurs kostet 300 RMB pro Stunde. Zwei Schwimmkurse pro Woche kosten mehr als 400 RMB. Zwei Englischstunden pro Woche kosten mehr als 500 RMB. Der Zeitdruck kommt noch obendrauf. Wir müssen ihn zu diesen Kursen begleiten. Er ist zu jung, um allein zu gehen. Mein Mann und ich wechseln uns ab, um mit ihm zu gehen.“
Umgerechnet fast 1000 Euro im Monat sind das. Für die Förderung eines Kindes. Diesen Aufwand hat die Familie doppelt, denn sie hat zwei Söhne. Damit ist der Großteil des Gehalts, welches ein Elternteil im Durchschnitt in China verdient, schon weg.

Die Ein-Kind-Politik hat den Druck vergößert

Dass sich Familien zwei Kinder leisten, ist nicht die Regel. Yanbo ist in dem Jahr zur Welt gekommen, in dem China gerade die Ein-Kind-Politik abgeschafft hat. Mittlerweile sind sogar drei Kinder möglich. Damit wollte die chinesische Staats- und Parteiführung die Geburtenrate steigern, in einem Land, das immer älter wird. Doch viele können und wollen sich kein zweites Kind leisten. Viele Kinder bleiben Einzelkinder. Die Probleme der Ein-Kind-Politik lasten daher weiter auf der Gesellschaft. Wie zum Beispiel der Leistungsdruck.
Ein Mal im Monat Billiard spielen und Spaß mit Freunden haben. Das ist das höchste der Gefühle für Mei Qihong. Und selbst dabei denkt der 17-Jährige gerne an Mathematik. In welchem Winkel muss er die Kugel treffen, das gefällt ihm. Die meiste Zeit ist Mei Qihong in der Schule oder sitzt zuhause an seinem Schreibtisch. Er ist in seinem letzten Schuljahr und muss jetzt alles geben, um eine Chance zu bekommen, an einer chinesischen Universität zu studieren.
„An unserer Schule können jedes Jahr die besten 20 bis 30 Schüler der Oberstufe an der Universität studieren. Es gibt etwa 120 Schüler in einer Stufe. Bei der letzten Zwischenprüfung habe ich den dritten Platz belegt, also eine relativ gute Position.“

Auf Konkurrenz geeicht

Trotz allem sind das nur Erfahrungswerte. Was wirklich zählt, ist eine einzige Prüfung, die als die härteste für junge Menschen in China gilt: auf Chinesisch Gaokao. Die Prüfung zum Eintritt in die Universität.
Ein Jugendlicher mit Brille sitzt vor seinem Schreibtisch und schaut in die Kamera.
Bis zehn Uhr abends, manchmal gar bis Mitternacht sitzt Mei Qihong an seinen Hausaufgaben - nachdem er bereits elf Stunden in der Schule war bis sechs Uhr abends.© ARD / Eva Lamby-Schmitt
Sechs Fächer werden dabei geprüft. Englisch, chinesische Sprache und Literatur, Mathematik und drei selbstgewählte Fächer. Mei Qihong bereitet sich bereits vor, in wenigen Monaten ist es soweit.
„Natürlich bin ich nervös. Selbst vor der Zwischenprüfung, und der Jahres-Abschlussprüfung bin ich manchmal zu nervös, um zu schlafen. Unser Lehrer hat immer gesagt, dass die richtige Anspannung sogar hilft, um gute Noten zu schreiben, aber ich kann vor den Prüfungen oft nicht schlafen. Manchmal nehme ich dann eine Schlaftablette. Vor der Aufnahmeprüfung für die Universität macht sich eine besondere Art der Anspannung breit. Die Lehrer verlangen mehr ab. Einige verlangen noch mehr Hausaufgaben, andere erhöhen die Anforderungen im Unterricht, um uns besser auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten.“
Bis zehn Uhr abends, manchmal gar bis Mitternacht sitzt Mei Qihong an seinen Hausaufgaben. Nachdem er bereits elf Stunden in der Schule war bis sechs Uhr abends. Nach dem Abendessen bleiben nur die Hausaufgaben und dann geht’s ins Bett. Auch am Wochenende hat Mei Qihong Unterricht. Nachhilfe. Nicht weil er schlechte Noten schreibt, sondern um noch besser zu werden.

Schlafprobleme als Preis für Leistungssteigerung

„Früher haben meine Eltern über die meisten Nachhilfestunden entschieden, weil sie der Meinung waren, ich müsse besser werden. Als ich in die Oberstufe kam, lernte ich mehr für mich selbst und entschied selbst, welche Kurse ich belegen wollte. Ich denke, dass ich mich in Englisch und Mathe verbessern kann. In Englisch bin ich nicht sehr stark, also hoffe ich, dass ich ein durchschnittliches Niveau erreichen kann.“
Was den Leistungsdruck an seiner Schule angeht, meint er, dass manche Schüler besser, die anderen schlechter damit klarkämen. Er sieht Fortschritt darin, dass die Lehrer für die Folgen des Leistungsdrucks sensibilisiert seien.
„Wenn du nicht guter Gesundheit bist, wird der Lehrer dir raten, mit deinen Eltern zu sprechen, und er wird deinen Eltern sagen, dir nicht so viel Druck zu machen. In der Tat arbeiten die Lehrer sehr hart daran, unserer psychischen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“
Auch werden die Noten an seiner Schule nicht öffentlich am Schwarzen Brett ausgehangen, so wie das manche Schüler in der Vergangenheit in China schon erleben mussten.
„In unserer Schule muss man den Schulleiter direkt fragen, wenn man wissen will, wie man im Ranking im Vergleich mit den anderen Schülern steht.“
Der Wettbewerb in der Schule, im Kindergarten, später im Job. Im Erwachsenenleben ist das für einige eine große Belastung. Sie brechen aus.

Aus dem Krankenhaus an den Strand

„Während meiner Zeit in Hangzhou hatte ich das Gefühl, dass ich nicht genug Schlaf hatte, ich war relativ viel auf der Arbeit“, erzählt Jessica Xi.
Aus der Stadt - ans Meer. Diesen Schritt haben Jessica Xi und ihr Ehemann gewagt. Jessica hat zuvor im Patientenmanagement eines Krankenhauses in der Millionenstadt Hangzhou an der Ostküste gearbeitet.

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„Im Krankenhaus kam ich mit kranken Menschen in Kontakt. Und auch mit einigen Reichen. Obwohl sie mehr Geld hatten, ging es ihnen gesundheitlich nicht besonders gut. Ich denke, Zeit ist wichtiger als Geld. Wir müssen mehr von unserem eigenen Leben haben, um mehr glückliche Momente erleben zu können.“
So sind die beiden Mittdreißiger in ein kleines Dorf nahe der Stadt Haikou auf der südlichen chinesischen Insel Hainan gezogen und haben sich einen kleinen Traum erfüllt.
„Unsere Lieblingsbeschäftigung? Surfen gehen mit Freunden und dann auf dem Steg am Ufer den Wind genießen und die Sterne beobachten. Die Wahrscheinlichkeit hier auf Hainan Sterne zu sehen, ist sehr groß. Das ist sehr heilsam.“

Freiheit in der Natur

„Wenn wir im Meer sind, scheint es, dass wir alles vergessen können. Wie beim Tauchen: Wenn wir unter Wasser sind, gibt es nur das Atmen, keine anderen Geräusche; nicht einmal eine Spur von ablenkenden Gedanken in unserem Kopf, wir werden nicht darüber nachdenken, was wir heute Abend essen, wir werden nicht über unser eigenes Leben nachdenken oder über die Dinge, die uns stören, wir sind rein mit uns selbst“, sagt You Xi.
Um ihre Existenz zu sichern, haben die beiden ein kleines Café eröffnet. Sie kennen auch andere, die Ähnliches gemacht haben. Viele kommen zum Surfen hierher. Aber die wenigsten lassen wirklich ihre Arbeit in der Großstadt ganz hinter sich.
„Ich denke, dass der Anteil der Menschen, die das gleiche wie wir tun, noch relativ gering ist. Viele Menschen können ihr Leben einfach nicht aufgeben."
Zurück im Künstleratelier in Shanghai. Es gibt noch so viele Projekte, die Xu Xiaoyi im Kopf, aber noch nicht vollendet hat, so viele Bücher, die sie während ihrer Tangping-Zeit noch lesen möchte. Doch ganz aufgeben will sie die Stadt nicht. Auch die Arbeit wird irgenwann wieder zurückkommen, meint sie.
„In der Zukunft, wenn meine Ersparnisse weg sind, muss ich vielleicht doch wieder arbeiten gehen. Ich glaube aber nicht, dass es jetzt so weit ist. Ich weiß es nicht. Ein oder zwei Jahre vielleicht noch.“

Nach Tangping - ein neuer Job

Für die ambitionierte Headhunterin Zhao Yuanqi hat die selbst auferlegte Pause doch nicht geklappt. Dabei hatte sie das fast schon vorausgesagt. „Ich glaube nicht, dass ich zu der Sorte Mensch gehöre, die komplett flachliegen kann, ohne an etwas zu denken.“
Drei Wochen hat sie es geschafft, mal nichts zu tun. Dann hat sie sich erfolgreich auf eine neue Arbeitsstelle beworben, wohl mit besseren Konditionen. Mehr Geld, weniger Arbeit. Das ist am Ende das, was sie wollte.
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