Wie soll ich dich empfangen?
Über Tradition und Gegenwart des Chorsingens im Advent
Von Claus Fischer
„Wie soll ich dich empfangen und wie begegn’ ich dir?“ Diese Zeile von Paul Gerhardt, dem wohl wichtigsten Kirchenlieddichter des Protestantismus drückt - in Frageform formuliert - aus, was Advent im christlichen Sinne meint, nämlich nicht Vorweihnachtszeit. Gemeint ist eine vierwöchige Phase der stillen Vorbereitung auf das Kommen des Herren, in der man über sein Leben nachdenken soll, auch über Schuld und Versäumnisse. Seit dem Mittelalter ist der Gesang ein fester Teil dieser Zeit der Bereitung, denn er hilft, für das Wesentliche, für die essenziellen Fragen offen zu werden. Die traditionellen Adventsmusiken, die im kirchlichen Raum beider Konfessionen stattfinden, sind ein Mittel, um das zu erreichen. Doch im Zuge zunehmender Säkularisierung verändern auch sie ihre Struktur: Statt meditativer Choralsätze und Motetten alter Meister hört man häufig Gospel- oder Popchöre. Sogar das bis vor zwei Jahren traditionell ausgerichtete Adventssingen im ARD-Fernsehen präsentiert sich inzwischen in diesem Gewand. Doch kommt dabei nicht das eigentliche Anliegen des Advents, die stille Bereitung unter die Räder? Sicher haben auch Gospel und Pop ihre Berechtigung, aber was ist, wenn sie an Stelle der Tradition treten? Claus Fischer geht diesen Fragen nach, u.a. im Gespräch mit dem Leipziger Thomaskantor Gotthold Schwarz, dem Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz Gunter Kennel und mit Chorsängerinnen und -sängern aus Deutschland, die im Advent aktiv sind.
The Enchanting Carol Singers
Alte Englische Weihnachtslieder, sogenannte Christmas Carols, bilden das Repertoire des etwa 15-köpfigen Chores aus dem Saarland. Mit diesen traditionellen Liedern treten die Enchanting Carol Singers in Fußgängerzonen und auf Weihnachtsmärkten auf. Diese Auftritte sind nicht nur schön anzuhören, sondern auch hübsch anzusehen, denn alle Sängerinnen und Sänger tragen lange Kleider oder Frack und Zylinder, Kleidung die an das England des 19. Jahrhunderts erinnert. Im viktorianischen Zeitalter wurden Christmas Carols in England wiederentdeckt, nachdem sie lange Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden waren. Heute sind sie weltweit beliebt.