Rückgabe des Parthenon-Frieses

London und Athen nähern sich an

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Besucher im British Museum in London betrachten Teile des Parthenon-Frieses, die an der Wand angebracht sind.
Noch in London, vielleicht bald schon in Athen? Teile des Parthenon-Frieses. © IMAGO / NurPhoto / IMAGO / Nicolas Economou
Robert Rotifer im Gespräch mit Gabi Wuttke · 05.01.2023
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Raubkunst in Museen ist immer weniger zu vermitteln. Nachdem Frankreich und Deutschland gestohlene Kunstwerke zurückgegeben haben, kommt auch in Großbritannien Bewegung in die Sache. Der Parthenon-Fries steht vor der Rückgabe.
Die Ausgangslage ist verzwickt: In Großbritannien hält man die 56 Teile des Parthenon-Frieses, die sich im British Museum in London befinden, für legal erworben. In Griechenland dagegen heißt es, sie seien gestohlen worden.
Seit rund zweihundert Jahren sind die Fries-Teile in London, jetzt könnte bald eine Rückgabe an Athen erfolgen. Es laufen Verhandlungen zwischen dem Chef des British Museum - dem früheren britischen Finanzminister George Osborne - und Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis.

London will Dauerleihgabe

Der sogenannte "National Heritage Act" definiert den Bestand des British Museum als nationales Erbe, das nicht veräußert werden darf. Deshalb will London seine Teile als Dauerleihgabe nach Athen geben. Das griechische Kulturministerium hat diese Lösung aber ausgeschlossen, denn damit würden die Besitzverhältnisse anerkannt, heißt es.

Der Parthenon-Fries: Ursprünglich befand sich der Fries an der Außenseite des Daches des 2500 Jahr alten Parthenon-Tempels auf der Akropolis in Athen. Er zeigt die Prozession, die früher jedes Jahr zu Ehren der Göttin Athena stattfand. Inzwischen befinden sich 50 Meter des Frieses im Akropolis-Museum in Athen, 80 Meter in London und weitere Teile in Museen in Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland.

Dass auch in Großbritannien die Hürden hoch sind, die vor einer Einigung genommen werden müssen, zeigt bereits die dort gebräuchliche Bezeichnung für die Fries-Teile: "Elgin Marbles" werden sie genannt.
Der britische Botschafter Lord Elgin ließ sie Anfang des 19. Jahrhunderts von der Außenseite des Parthenon-Tempels auf der Akropolis in Athen schlagen und im Einvernehmen mit dem Osmanischen Reich, das damals über Griechenland herrschte, nach Großbritannien schaffen. Von Schuldbewusstsein keine Spur.

Durch die Benin-Bronzen unter Zugzwang

Nun sind die Zeiten andere. Auch in Großbritannien wird registriert, dass Länder wie Frankreich anfangen, Kunstwerke zurückzugeben. In Deutschland wurden jüngst die Benin-Bronzen nach Nigeria restituiert. Das setzt London unter Zugzwang.
Und so signalisierte Sharon Heel, die Leiterin des Dachverbandes Museums Association, in der BBC Entgegenkommen in der Rückgabe-Frage:

Ich glaube, dass ein Wendepunkt erreicht ist, ein grundsätzlicher Wandel in der Einstellung. Vor drei oder vier Jahren gab es die Gefahr, dass das UK bei diesem Thema Europa und anderen Ländern hinterherhinkt, aber jetzt sehen wir nicht nur Debatten, sondern erstmals wirkliche Handlungen seitens großer nationaler Institutionen in diesem Land.

Sharon Heel, Leiterin Museums Association

Stonehenge in Griechenland

Auch in der Bevölkerung scheint sich etwas zu bewegen. In einer Umfrage unterstützen 53 Prozent der Britinnen und Briten die Rückgabe des Parthenon-Frieses an Griechenland, 24 Prozent ist die Sache egal, nur 23 Prozent sind dagegen.

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Vor diesem Hintergrund wird der Parthenon-Fries in Athen über kurz oder lang vermutlich vollständiger werden. Das würde auch den Schriftsteller und Schauspieler Stephen Fry freuen, der sich seit langer Zeit für eine Rückgabe einsetzt. Er beschrieb die Lage einmal so: Teile des Parthenon-Frieses nach London zu bringen sei ungefähr so, wie Steine von Stonhenge nach Athen zu verfrachten.
(beb)
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