Das ist ein wichtiger Schritt, weil endlich diese unselige Debatte - ob die Objekte überhaupt gestohlen sind, ob man überhaupt restituieren kann, ob Afrikaner*innen überhaupt aufpassen können auf die Objekte - damit vom Tisch ist.
Rückgabe erster Benin-Bronzen
Die Miniaturmaske aus Elfenbein kommt aus Stuttgart und liegt nun im Außenministerium in Nigerias Hauptstadt Abuja. © picture alliance / dpa / Annette Riedl
"Kolonialismus ist ein transnationales Verbrechen"
08:39 Minuten
Deutschland hat 20 Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben. Ein historischer Tag, sagt Afrikawissenschaftler Jürgen Zimmerer, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun müsse Deutschland zeigen, wie ernst es seine Verantwortung tatsächlich nehme.
1897 überfallen die Briten das Königreich Benin (das heutige Nigeria) und plündern den Palast. Unter den Bronzen sind unter anderem Gusstafeln, Tier- und Menschenfiguren. Rund 1.100 davon landen in deutsche Museen.
Um ihre Rückgabe wurde lange gestritten, im Sommer 2022 eine Absichtserklärung unterschrieben, die den Weg für die Übertragung des Eigentums frei machen sollte. Nun hat Außenministerin Annalena Baerbock 20 Bronzen zurückgegeben. "Das ist ein historischer Tag", sagt Jürgen Zimmerer, Historiker und Afrikawissenschaftler.
Die "Transnationalität der Verantwortung"
Ein Anfang zur Aufarbeitung kolonialen Erbes, zumindest was die Raubkunst betreffe, sei gemacht. "Ob das jetzt die Tür öffnet für die Aufarbeitung des kolonialen Erbes insgesamt, was weit über die koloniale Raubkunst hinausgeht, das muss man sehen", sagt Zimmerer.
Wichtig sei, dass nun die "Transnationalität der Verantwortung" anerkannt werde, denn die Briten raubten einst die Stücke "und Deutschland erkennt nun an, dass Kolonialismus ein transnationales Verbrechen ist und alle Nutznießer*innen dafür Verantwortung tragen", sagt der Historiker.
Vieles noch unklar
Was mit den weiteren über tausend Benin-Bronzen passieren soll, die noch in deutschen Museen stehen, ist nach wie vor nicht bekannt. Es sei ein großer Kritikpunkt, dass die Zivilgesellschaft kaum in die Prozesse involviert sei. "Das ist das Defizit, was einer demokratischen Gesellschaft unwürdig ist", sagt Zimmerer.
Auch müsse sich zeigen, wie ernst Deutschland seine Verantwortung nun tatsächlich meine - gerade mit Blick auf Namibia und den Völkermord an den Herero und Nama, mahnt Jürgen Zimmerer.
(nho)