Patatas Bravas – frittierte Kartoffelwürfel mit scharfer Soße

Kleine Häppchen, ausgehend von Ess-und Alltagserfahrungen, die auf Sprache und Literatur hinführen, präsentiert uns in dieser Woche die isländische Bestsellerautorin Steinunn Sigurdardóttir. Heute: Gedanken zu Tod, Hölle und dem Paradies.
Wenn ich an Edith Södergran denke, die finnlandschwedische Dichterin, die 1923 mit 31 Jahren, an Tuberkulose gestorben ist, dann denke ich brav, brave in der englischen Bedeutung, tapfer – und ich denke scharf…
Edith ist nichts weniger gelungen als eine Lyrik Revolution – sie ist die Pionierin der moderne Dichtung auf Schwedisch.
Ein Gedicht von Edith, "Die Hölle", ist mir besonders aufgefallen. Und als ich die akademische Interpretation hörte, hier sei keine Ironie zu spüren – wurde ich stark misstrauisch.
Edith ist nichts weniger gelungen als eine Lyrik Revolution – sie ist die Pionierin der moderne Dichtung auf Schwedisch.
Ein Gedicht von Edith, "Die Hölle", ist mir besonders aufgefallen. Und als ich die akademische Interpretation hörte, hier sei keine Ironie zu spüren – wurde ich stark misstrauisch.
Das Gedicht fängt so an, in der Übersetzung von Klaus-Jürgen Liedkte:
"O wie herrlich die Hölle ist!
In der Hölle spricht niemand vom Tod."
Ende des Zitats.
Also, keine Ironie.
Und noch wächst mein Misstrauen.
Die letzten zwei Zeilen klingen so:
"In der Hölle wird niemand krank und niemand ermüdet.
Unveränderlich ist die Hölle und ewig..."
Ende des Zitats.
"Und ich grüble weiter, und grolle nicht"
Auf Schwedisch fängt es so an:
O vad helvetet ar harligt
i helvetet talar ingen om döden…
Aber ich glaube, es war schließlich die französische Fassung von Régis Boyer die meine Augen öffnete: Oh! que l’enfer est superbe.
Ich habe verstanden, dass Edith, die Dichterin, die mit 16 Jahren an Tuberkulosis erkrankte, und von da ab in dem Schatten des Todes lebte, hat sich hier nicht über die Hölle, sondern über das Paradies lustig gemacht, über unsere banalen Vorstellungen vom Paradies. Also kein Paradies ist das Paradies, aber eine Hölle der Langeweile. – O wie herrlich die Hölle ist!
"O wie herrlich die Hölle ist!
In der Hölle spricht niemand vom Tod."
Ende des Zitats.
Also, keine Ironie.
Und noch wächst mein Misstrauen.
Die letzten zwei Zeilen klingen so:
"In der Hölle wird niemand krank und niemand ermüdet.
Unveränderlich ist die Hölle und ewig..."
Ende des Zitats.
"Und ich grüble weiter, und grolle nicht"
Auf Schwedisch fängt es so an:
O vad helvetet ar harligt
i helvetet talar ingen om döden…
Aber ich glaube, es war schließlich die französische Fassung von Régis Boyer die meine Augen öffnete: Oh! que l’enfer est superbe.
Ich habe verstanden, dass Edith, die Dichterin, die mit 16 Jahren an Tuberkulosis erkrankte, und von da ab in dem Schatten des Todes lebte, hat sich hier nicht über die Hölle, sondern über das Paradies lustig gemacht, über unsere banalen Vorstellungen vom Paradies. Also kein Paradies ist das Paradies, aber eine Hölle der Langeweile. – O wie herrlich die Hölle ist!
Steinunn Sigurdardóttir gehört zu den prominentesten Autoren Islands. Sie studierte Psychologie und Philosophie am University College in Dublin und arbeitete viele Jahre für das isländische Radio und Fernsehen. Mit ihrem ersten Gedichtband Sífellur, den sie im Alter von 19 Jahren veröffentlichte, begeisterte sie ihr Publikum. 1995 erhielt sie den Isländischen Literaturpreis. International wurde sie durch ihre Romane "Der Zeitdieb" und "Herzort" bekannt. Ihr Bestsellererfolg "Der Zeitdieb" wurde mit Emmanuelle Béart und Sandrine Bonnaire in den Hauptrollen in Frankreich verfilmt. Sigurdardottir hat an unterschiedlichen Orten in Europa, den USA und Japan gelebt. Unlängst ist sie von Berlin nach Straßburg gezogen.
Und hat vorher für uns noch ihre "Originaltöne" gesprochen. "Originalton" heißt ein täglicher Bestandteil unserer Sendung "Lesart". Darin bitten wir Schriftsteller jeweils für eine Woche um einen kurzen Text, in dem sie kleine Formen erproben und mit den Möglichkeiten des Radios spielen. In dieser Woche begleitet uns Steinunn Sigurdardóttir mit "Originaltönen":
"Tapas" heißen sie, kleine Häppchen, die - ausgehend von Ess-und Alltagserfahrungen - auf Sprache und Literatur hinführen. Oder überraschende Verbindungen herstellen zwischen einem Gedicht und einer lukullischen Köstlichkeit. Sinnlich, geschmackvoll und originell. Auch Ihr letzter Roman "Jojo" spielt in Berlin.
Und hat vorher für uns noch ihre "Originaltöne" gesprochen. "Originalton" heißt ein täglicher Bestandteil unserer Sendung "Lesart". Darin bitten wir Schriftsteller jeweils für eine Woche um einen kurzen Text, in dem sie kleine Formen erproben und mit den Möglichkeiten des Radios spielen. In dieser Woche begleitet uns Steinunn Sigurdardóttir mit "Originaltönen":
"Tapas" heißen sie, kleine Häppchen, die - ausgehend von Ess-und Alltagserfahrungen - auf Sprache und Literatur hinführen. Oder überraschende Verbindungen herstellen zwischen einem Gedicht und einer lukullischen Köstlichkeit. Sinnlich, geschmackvoll und originell. Auch Ihr letzter Roman "Jojo" spielt in Berlin.