Originalton: Tapas (1)

Pimientos de Padrón

Porträtfoto der isländischen Bestseller-Autorin Steinunn Sigurdardottir Frankfurter Buchmesse 2011
Die isländische Bestseller-Autorin Steinunn Sigurdardottir © dpa / picture alliance / Erwin Elsner
Von Steinunn Sigurdardóttir · 27.04.2015
Die isländische Bestseller-Autorin Steinunn Sigurdardóttir hat einige Jahre in Berlin gelebt. Bevor sie weggezogen ist, hat sie noch "Originaltöne" produziert: "Tapas" heißen sie, kleine Häppchen, die eine Verbindung schaffen zwischen Literatur und lukullischen Köstlichkeiten.
Es ist möglich, dass Kreuzberg mehr als ein Herz hat - für mich aber ist die Marheineke-Markthalle mit dem Marheineke-Marktplatz das Herz der Kreuzberger Herzen. Winter, Sommer, Frühling, Herbst: Stimmung, Wärme, Kommedia- Buchhandlung, wo eben der Bundespräsident Joachim Gauck vorbei kommt und Bücher kauft. Not only Riesling-Weinhandel, nicht nur Weinhandel, sondern auch ein Ort, wo die Autorin ihre Premierenlesung machen kann, wenn Sie möchte. Und hat es auch gemacht.
Und dann schließlich, nach sieben Jahren in Berlin, und mehr oder weniger Kreuzberg, mit sehr viel Marheineke-Markthalle, die Entdeckung: Tapas Bar Lola in der Ecke. Und immer dabei, eine Stammkundin, so frisch, so frech, so elegant - oder ist das vielleicht, genauer geschaut, eher ein Stammkunde, doch ein Mann? Pedro der Große, Almodóvar, der Filmemacher, scheint hier eine Hand im Spiel zu haben.

Und mein Komponisten-Mann und ich, wir sind hingerissen, nein hypnotisiert, schauen dem leichten Tanz der spanischen Köche zu, allen sorgfätigen Zubereitungen - und eine strahlende Reihe von spanischen Lächeln illuminiert die grauen Berliner Winter-Töne.
Und ja, Pimientos de Padrón. Die kleinen grünen Paprikaschoten, die nur in der Umgebung des Ortes Padrón in Galicien angebaut sind. In Olivenöl gebraten und mit Hagelsalz bestreut. So einfach ist das. Eine unwahrscheinliche Leckerheit - aus Mexiko im 16. Jahrhundert von den Franziskanern nach Padrón gebracht. Bitte schön. Por favor.

Steinunn Sigurdardóttir gehört zu den prominentesten Autoren Islands. Sie studierte Psychologie und Philosophie am University College in Dublin und arbeitete viele Jahre für das isländische Radio und Fernsehen. Mit ihrem ersten Gedichtband Sífellur, den sie im Alter von 19 Jahren veröffentlichte, begeisterte sie ihr Publikum. 1995 erhielt sie den Isländischen Literaturpreis. International wurde sie durch ihre Romane "Der Zeitdieb" und "Herzort" bekannt. Ihr Bestsellererfolg "Der Zeitdieb" wurde mit Emmanuelle Béart und Sandrine Bonnaire in den Hauptrollen in Frankreich verfilmt. Sigurdardottir hat an unterschiedlichen Orten in Europa, den USA und Japan gelebt. Unlängst ist sie von Berlin nach Straßburg gezogen.

Und hat vorher für uns noch ihre "Originaltöne" gesprochen. "Originalton" heißt ein täglicher Bestandteil unserer Sendung "Lesart". Darin bitten wir Schriftsteller jeweils für eine Woche um einen kurzen Text, in dem sie kleine Formen erproben und mit den Möglichkeiten des Radios spielen. In dieser Woche begleitet uns Steinunn Sigurdardóttir mit "Originaltönen":

"Tapas" heißen sie, kleine Häppchen, die - ausgehend von Ess-und Alltagserfahrungen - auf Sprache und Literatur hinführen. Oder überraschende Verbindungen herstellen zwischen einem Gedicht und einer lukullischen Köstlichkeit. Sinnlich, geschmackvoll und originell. Auch Ihr letzter Roman "Jojo" spielt in Berlin.

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