Literaturnobelpreis 2025
Mit dem Literatur-Nobelpreis 2025 gewürdigt: László Krasznahorkai © picture alliance / Svenska Dagbladet / Johan Carlberg
Ungarischer Autor László Krasznahorkai ausgezeichnet

Den Literaturnobelpreis 2025 erhält der Autor László Krasznahorkai. Der in 1954 in Ungarn geborene Schriftsteller ist der zweite Literaturnobelpreisträger aus dem osteuropäischen Land.
Die Schwedische Akademie zeichnet László Krasznahorkai, 71, „für sein überzeugendes und visionäres Werk" aus, "das inmitten apokalyptischer Schrecken die Kraft der Kunst bekräftigt“, wie es in der Begründung der Akademie heißt.
Krasznahorkai gilt als postmoderner Autor
Krasznahorkai zählt seit Jahren zum engeren Favoritenkreis für den Literaturnobelpreis. Der Ungar feierte Mitte der 1980er-Jahre in seiner Heimat mit "Satanstango" sein literarisches Debüt, nachdem er zuvor Jura, die ungarische Sprache und Literatur studiert hatte.
Seine Werke werden häufig als postmodern und apokalyptisch sowie als stark beeinflusst von Literaturgrößen wie Franz Kafka und Samuel Beckett beschrieben. In Deutschland erscheint Krasznahorkai im Verlag S. Fischer.
Wahl eher keine Überraschung
Krasznahorkais Wahl durch die Schwedische Akademie sei keine Überraschung, sagte Deutschlandfunk-Kultur-Literaturredakteurin Miriam Zeh kurz nach der Bekanntgabe. Das Literatur-Nobelkomitee arbeite jedes Jahr eine interne Longlist und eine interne Shortlist aus. Dort seien nicht jedes Mal alle Namen neu. László Krasznahorkai habe vermutlich schon seit einigen Jahren auf einer Liste gestanden, so Zeh.
Der Geehrte sei kein ganz einfach zu lesender Autor. Dass Krasznahorkai zu den Postmodernen gehöre, zeige zum Beispiel der Umstand, dass er "sehr gerne ohne Punkte in seinen Büchern" schreibe. "Der Punkt, sagt er nämlich, der gehöre Gott”, berichtet Zeh. So bestehe sein zuletzt auf Deutsch übersetzter Roman "Herscht 07769" aus einem einzigen Satz, der über 400 Seiten geht.
Roman "Herscht 07769" spielt in Thüringen
Der Roman spielt in einem thüringischen Dorf. Krasznahorkai selbst spricht auch Deutsch und hat für seinen Text in Thüringen recherchiert, sagt er. Das Buch handelt von einem gutherzigen Menschen, der von einem neonazistischen Reinigungsexperten radikalisiert wird und zum Serienmörder wird.
Es seien die Abgründe der Zivilisation, die Brüche in der Zivilisation, die László Krasznahorkai als Autor interessierten, erklärt Literaturredakteurin Zeh.
Preisträger mit Bezügen zu Berlin
Krasznahorkais Verbindungen zu Deutschland reichen noch weiter. Nach 1987 lebte er für längere Zeit in Berlin. Im Jahr 2008 lehrte er im Rahmen einer Gastprofessur an der Freien Universität Berlin. In den 1990er-Jahren reiste er durch China, die Mongolei und Japan. Inzwischen lebt er als freier Schriftsteller in der Nähe von Budapest, aber auch immer noch in Berlin.
"Großer osteuropäischer Schriftsteller der vergangenen Jahrzehnte"
Schon vor der Verleihung des Literaturnobelpreises wurde Krasznahorkai mehrfach ausgezeichnet. 2014 erhielt er den American Award in Literature, ein Jahr darauf den bedeutenden Man Booker International Prize.
Deutschlandfunk-Literaturredakteur Jan Drees erinnert sich, was die Jury-Vorsitzende, Marina Warner, damals sagte: Mit Krasznahorkai werde ein visionärer Schriftsteller von außergewöhnlicher Intensität ausgezeichnet, dessen sprachlicher Ausdruck die Beschaffenheit der heutigen Existenz in Szenen einfängt, die besorgniserregend, befremdlich, erschreckend, komisch und oft überwältigend schön seien.
Mit Krasznahorkai werde also einer der großen osteuropäischen Schriftsteller der vergangenen Jahrzehnte ausgezeichnet, resümiert Drees.
Krasznahorkai übt Orban-Kritik
Der Ungar sei zudem ein Schriftsteller, der sich auf herausgehobene Art und Weise mit der Gegenwart auseinandersetzt und dabei auch politisch. Verglichen werde er neben Franz Kafka auch mit dem österreichischen Autor Thomas Bernhard. Krasznahorkai habe auch immer wieder gegen den ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban gewettert und in Parabeln und Geschichten gegen ihn angeschrieben.
Kertész erster ungarischer Literaturnobelpreis-Träger
Der einzige ungarische Autor, der bisher mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist Imre Kertész im Jahr 2002.
Im vergangenen Jahr war die wichtigste literarische Auszeichnung der Welt an die Südkoreanerin Han Kang gegangen.
Der Literaturnobelpreis 2025 ist mit elf Millionen Kronen (967.000 Euro) dotiert und wird von der Schwedischen Akademie vergeben. Feierlich verliehen wird er am 10. Dezember in Stockholm, wie die anderen Nobelpreise auch.
Seit 1901 werden Nobelpreise in den Kategorien Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Wirtschaft, Friedensbemühungen und Literatur verliehen.
aha