Tränen im "heute journal"

Nachrichtenmoderatoren sind auch nur Menschen: Claus Kleber kommen die Tränen, als er den Beitrag über einen Busfahrer abmoderiert, der Herzenswärme gegenüber Flüchtlingen zeigte. Und in Mecklenburg-Vorpommern erhält ein Künstlerehepaar den Georg-Leber-Preis für seine Zivilcourage gegen Rechtsextremismus.
"Die russische Gesellschaft ist zwar gespalten", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "aber es gibt immer noch einfache Konventionen, über die es keine zwei Meinungen gibt", schreibt Tim Neshitov: "Dazu gehört, dass man nicht in der Nase bohrt und dass man Essen respektiert."
Und jetzt hat Zar Wladimir der Erste Putin gleichsam beim Essen in der Nase gebohrt, also gleichzeitig gegen beide Konventionen verstoßen, wenn er westliche Lebensmittel einfach vernichten lässt, die gegen die Sanktionsbestimmungen ins Land gekommen sind."
"Dies ist mehr als Sanktionspolitik, mehr als ein Sanktionskrieg", meint Tim Neshitov. "Es ist ein Tabubruch, womöglich gar eine zivilisatorische Zäsur. Denn Essen hat in der russischen Kultur eine Bedeutung, die über das Kulinarische hinausgeht. Eine Tafel ist ein Ort der Begegnung, hier findet Leben statt.
Eine Onlinepetition gegen Putins Erlass haben schon mehr als 350.000 Menschen unterschrieben.
Gefühle zeigen, Humanität zeigen
"Ein seltener, wahrhaftiger Moment" – so lobt die Tageszeitung TAZ Tränen, die Mittwochabend im Fernsehen geflossen sind. "Claus Kleber weint", schreibt Paul Wrusch über den ZDF-Moderator. Der erzählte im „heute journal“ von einem Busfahrer in Erlangen, der 15 Asylbewerber in ein Schwimmbad zu befördern hatte und sie in vier schlichten, humanen Sätzen so rührend in seinem Deutschland willkommen hieß, dass wir sie dringend als Vorlage für Politikerreden empfehlen:
"I have an important message for all people from the whole world in this bus. I want to say welcome. Welcome to Germany, welcome to my country. Have a nice day."
So die englische Fassung der TAZ, die die BERLINER ZEITUNG etwas verkürzt so übersetzt: "Ich habe eine wichtige Nachricht für alle Menschen in diesem Bus. Willkommen In Deutschland. Haben Sie einen schönen Tag." Dann bricht dem Moderator die Stimme und er kann gerade noch sagen: "Es kann manchmal so einfach sein."
"Claus Kleber hat alles richtig gemacht", befindet Clemens Schnur in der BERLINER ZEITUNG: "Nicht wegen der Frage, wie er berichtet hat. Sondern weil er den Fall des Busfahrers überhaupt – und zur richtigen Zeit – erwähnt hat. Ein echter Nachrichtenprofi eben."
Es kann manchmal so schwer sein. "In der Nacht zum Donnerstag brannte die Scheune des alten Forsthauses in Jamel vollständig nieder", steht ebenfalls in der TAZ.
"Sie gehört Birgit und Horst Lohmeyer, einem Künstlerehepaar, das seit Jahren in der kleinen mecklenburg-vorpommernschen Gemeinde gegen Rechtsextremismus kämpft. Sie sind die Letzten, die dort diesen Kampf wagen, schreibt Andreas Speit. Die Polizei glaubt an Brandstiftung, der Staatsschutz ermittelt."
Ende August soll das Ehepaar den mit 10.000 Euro dotierten Georg-Leber-Preis für Zivilcourage verliehen bekommen. Einen kleinen Preis hat auch der Erlanger Busfahrer verdient.
Hat Shakespeare gekifft?
"Goethe trank zum Frühstück eine Flasche Wein, erinnert uns der Berliner TAGESSPIEGEL, Schiller berauschte sich, das war billiger, an den Dünsten fauler Äpfel, die in einer Kiste an seinem Schreibplatz vergammelten."
Das waren die Zeiten, wo schon seit mehr als hundert Jahren Glaubensflüchtlinge aus halb Europa vor allem Preußen beim Aufstieg zu einer Wirtschaftsmacht geholfen hatten.
"Shakespeare Kiffer" ist aber jetzt das Thema. "In seinem Garten in Stratford hat man eine Pfeife gefunden mit Rückständen von Nikotin (was Wunder!) und Cannabis", klärt uns Rüdiger Schaper auf.
"Der Weltumsegler Sir Francis Drake, vermutet die SÜDDEUTSCHE, mit dem Shakespeare bekannt war, könnte solche Blätter aus Peru mitgebracht haben, meint Christine Dössel.
"Cannabis ist schon im Mittelalter in Europa nachgewiesen, so Rüdiger Schaper. Bei den Apothekenkräutern, zu Heilzwecken. Genau wie heute. Legalize it!"
Dem ist mal nichts hinzuzufügen.