Aus den Feuilletons

Von A bis Z auf Gottes Wegen

Google bekommt eine neue Konzernstruktur.
Google ist längst mehr als nur eine Suchmaschine. © dpa / picture-alliance / Boris Roessler
Von Klaus Pokatzky · 11.08.2015
Die Google-Gründer wirbeln das Unternehmen kräftig durcheinander: Der Internetkonzern strengt einen Riesen-Umbau an. Dass jetzt "Alphabet" der neue Name des Konzerns sein soll, beschäftigt die Zeitungen − das sei ein Indiz für Googles Größenwahn, findet die "Welt".
"Im Anfang ist Google, und am Ende steht es auch",
so variiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG den Apostel Johannes und sein Evangelium, wo im Anfang das Wort war. Jetzt ist "Alphabet" der neue Name des Superkonzerns Google mit seinen diversen Sparten von
"der Suchmaschine über die selbstfahrenden Autos bis zu den Gesundheitsdiensten und der Drohnenentwicklung",
wie Michael Hanfeld schreibt:
"Lässiger und knapper kann man seinen Machtanspruch nicht fassen."
Und die Tageszeitung DIE WELT sieht im neuen Namen
"ein Indiz für Googles Größenwahn",
so Matthias Heine:
"Denn mit dem Alphabet hatte sich bisher nur einer gleichgesetzt, dessen Name auch mit Go anfängt und der noch mehr Patente hält –"
Gott persönlich nämlich, dessen Jünger Johannes sich das Internet wohl nicht einmal in seinen teuflischsten Träumen hätte einfallen lassen.
Wem nützt es?
"Fest steht, dass die Blogger gestärkt aus der Affäre hervorgehen",
lesen wir in der BERLINER ZEITUNG, nachdem die Ermittlungen wegen Landesverrat gegen die Blogger Markus Beckedahl und Andre Meister von netzpolitik.org eingestellt wurden.
"Die über Spenden finanzierte Seite habe seit Bekanntwerden der Ermittlungen, die Beckedahl süffisant 'steuerfinanzierte Werbekampagne' nannte, 150.000 Euro eingenommen."
Das berichtet David Freches von einer Diskussionsveranstaltung mit den Bloggern. Cui bono, hätte da der Evangelist Johannes in der analogen Sprache seiner Zeit gefragt: Wem nützt es?
"Die Internetkonzerne sind nicht gemeinwohl-, sondern profitorientiert",
heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN zu einer anderen Seite von Google, das mit der Regierung von Sri Lanka kürzlich eine Vereinbarung getroffen hat,
"die das ganze Land mit schnellem Internet versorgen soll. Google wird mit Helium gefüllte Hightech-Ballons in die Stratosphäre über der Insel schicken, um Internetsignale zum Boden zu senden",
beschreibt Adrian Lobe, wie ein privates Unternehmen das leistet, was eigentlich der Staat zu leisten hätte: Seine Bürger in digitalen Zeiten mit Wissen zu versorgen – wenn er das nötige Geld für die Internet-Infrastruktur hat.
"Hinter dem generösen Angebot stecken materielle Interessen: Google will Daten generieren, um sie in sein Imperium einzuspeisen und noch mehr über seine Nutzer zu erfahren."
Die Tageszeitung TAZ hat zu dem "Alphabet"-Namen von Google ein kleines "Google-Abc" entwickelt und darin Googeln so beschrieben:
"Man sucht nach einer Krankheit und kommt beim Wikipediaeintrag eines alten Schulfreundes raus. In diesen zwei Stunden hat man viel Schlimmes gesehen, aber auch etwas gelernt."
Das Buch als Wissensträger
Wo bleibt das gute alte Buch, muss spätestens jetzt gefragt werden. Reinhard Wittmann präsentiert es uns sofort.
"Seinen Bestand beziffert er auf mindestens vierzigtausend Bände",
klärt uns die FRANKFURTER ALLGEMEINE über den ehemaligen Literaturredakteur des Bayerischen Rundfunks auf.
"Er liebt das Buch als Wissensträger und Gebrauchsobjekt, am besten mit Spuren seiner Nutzer. Ins Schwärmen gerät er, wenn er von fingerfleckigen Anmerkungen und Leserkommentaren erzählt; häufig zu finden in Exemplaren, die in Leihbibliotheken standen",
schreibt Hannes Hintermeier über Reinhard Wittmann, der freilich nicht mehr so einfach wie früher mit den Verkäufern von seltenen Erstausgaben aus den letzten Jahrhunderten verhandeln kann.
"Durch das Netz sind auch die Preise transparenter geworden – für beide Seiten. Als Sammler älterer Bücher sei es 'beinahe unmöglich geworden, bei einem unwissenden Antiquar einen Fund zu machen', stellt Wittmann fest."
Wir kommen eben am Eingangszitat aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN nicht vorbei:
"Im Anfang ist Google, und am Ende steht es auch."
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