Coronapandemie und Co.

Was tun mit Querdenkern am Weihnachtstisch?

06:16 Minuten
Zerbrochene Christbaumkugeln
So kommen Sie gut durch ein Weihnachtsfest mit Verschwörungsgläubigen © imago / Christian Ohde
Ingrid Brodnig im Gespräch mit Frank Meyer · 21.12.2021
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Das Fest steht vor der Tür und damit auch im zweiten Coronajahr viel Diskussionspotenzial. Autorin Ingrid Brodnig ist Expertin für Verschwörungstheorien und hat Strategien, wie man mit der Situation am besten umgeht.

Widerspruch, aber sanft

Für ihre Buchrecherche hat Brodnig mit einer ehemals Verschwörungsgläubigen geredet, der ihre Schwester beim Ausstieg geholfen hat. Diese habe immer widersprochen und sanft Fragen wie "glaubst du wirklich, dass alle Medien gleichgeschaltet sind?" gestellt. Gleichzeitig habe sie aber trotzdem eine schöne Zeit mit ihrer Schwester verbracht. Häufig würden Verschwörungsgläubige nur noch an diese Verschwörungen glauben. Um da rauszukommen, helfe auch Alltag und Normalität. Deshalb sei sinnvoll, das Thema Corona an Weihnachten auszuklammern. Das so aufgebaute Vertrauen mache es im Anschluss leichter, auch die schwierigen Diskussionen zu führen.

Gegenfragen stellen

Wenn in den Diskussionen Fakten abprallen, kann es Helfen, den Spieß umzudrehen, meint Brodnig. So können Gegenfragen wie "Woher hast du diese Informationen?", "Warum vertraust du dieser Person?" oder "Wie hängt jetzt das eine mit dem anderen zusammen?" Unschlüssigkeiten in den Erzählungen aufdecken. Außerdem täten sich manche Leute leichter, wenn man ihnen nicht entgegnet, sondern mit ehrlich gemeinten, respektvollen Fragen auf sie zukommt, die sie zum Nachdenken bringen. 

Nicht frustrieren lassen

Wichtig sei auch: In vielen Fällen wird das Umdenken nicht eintreten. Manchmal passiert es und manchmal braucht es auch eine gewisse Zeit, erklärt Brodnig am Beispiel der ehemals Verschwörungsgläubigen. Es brauchte mehrere Momente der Irritation und des Stutzigwerdens. Es sei sinnvoll, langsam Zweifel zu nähern, in dem man immer wieder Fragen stellt, auf die das Gegenüber die Antwort nicht kennt.

Häme vermeiden

Ganz wichtig ist es laut Brodnig Konflikte oder Aggressionen in Gesprächen zu vermeiden. Denn wenn jemand umdenkt, sei es wichtig, dass die Person das Gefühl hat, die Erkenntnis selbst gehabt zu haben. Darum sei es zudem wichtig, es dieser Person auch leicht zu machen, ihre neue Position einzunehmen, statt ihr das Falschsein zuvor reinzureiben.

Grenzen setzen

Es ist jedoch auch wichtig, Grenzen zu setzen, wie zum Beispiel bei Extremismus, fordert Brodnig. Man müsse keinen Antisemitismus wie den gelben Davidstern mit dem Wort "ungeimpft" an seinem Weihnachtstisch dulden. Auch eskalierenden Streits mit Beleidigungen müsse man sich nicht aussetzen. Gegenseitiger Respekt sei auch unter dem Weihnachtsbaum geboten.

Ingrid Brodnig: "Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online"
Brandstätter, Wien
160 Seiten, 20 Euro

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