US-Wahl

Neue Forderungen an Berlin in Sicht

Das Weiße Haus - wer soll hier einziehen?
Die US-Bürger entscheiden heute, wer ins Weiße Haus einziehen wird © Deutschlandradio/Boris Bittner
Jacob Schrot im Gespräch mit Nana Brink · 08.11.2016
Egal wer ins Weiße Haus einziehen wird. Auf Deutschland werde mehr Verantwortung zukommen, sagt Jacob Schrot, Gründer und Ehrenvorsitzender der Initiative junger Transatlantiker in Berlin.
"Unter beiden Kandidaten wird von uns, explizit von uns Deutschen, mehr erwartet werden", sagte Jacob Schrot, Gründer und Ehrenvorsitzender der Initiative junger Transatlantiker im Deutschlandradio Kultur.
"Ob uns das gefällt oder nicht, wenn in Washington Europa gesagt wird, dann ist Berlin gemeint. Das sollten wir ohne Stolz und Arroganz zur Kenntnis nehmen."
Schrot nannte als Beispiel, dass US-Präsident Barack Obama Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu aufgefordert habe, im Ukraine-Konflikt die diplomatische Führung zu übernehmen. Die USA hätten sich mehr oder weniger herausgehalten.
"Diese Phänomene werden zunehmen, sowohl unter einer Präsidentin Hillary Clinton als auch unter einem Präsidenten Donald Trump."
Schrot sagte, Deutschland müsse vor der eigenen Haustür für Ordnung sorgen und könne sich nicht immer auf die USA verlassen, die unverändert 70 Prozent des Nato-Budgets beitrügen. Da eigentlich alle anderen Nato-Staaten mindestens zwei Prozent ihres Budgets in die Verteidigung stecken sollten, komme auch dabei für Deutschland mehr Verantwortung zu.

Berechenbare Außenpolitik

Anders als Trump werde Clinton als Atlantikerin und erfahrene Außenpolitikerin auch in Europa für mehr Stabilität und in den Beziehungen zu Europa sorgen, sagte Schrot.
"Es geht gar nicht so sehr darum, was wir mit Donald Trump zu erwarten haben, sondern es geht eher darum, dass wir gar nicht wissen, was wir überhaupt zu erwarten haben", sagte der US-Kenner. "Diese Unsicherheit und dieses tektonische Hin- und Herspringen zwischen Positionen das macht Außenpolitik unberechenbar." Das bringe viel Unruhe auch auf diese Seite des Atlantik. Clinton verstehe sich außerdem sehr gut mit Merkel.
Schrot hat in den USA und Deutschland studiert und war Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Sommer 2009 gewann er die ZDF-Sendung "Ich kann Kanzler". Hauptberuflich arbeitet Schrot im Deutschen Bundestag für Prof. Dr. Patrick Sensburg, Vorsitzender des Geheimdienstuntersuchungsausschusses, und Dr. Stephan Harbarth, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
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