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Ursula Weidenfeld: "Die Kanzlerin"

Buchcover zu Ursula Weidenfelds "Die Kanzlerin". Im Hintergrund braune Päckchen mit rot-weißen Schleifen.
Ursula Weidenfelds "Die Kanzlerin" © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / Rowohlt Berlin
Von Marie Sagenschneider |
4 Mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute ein Buch über Angela Merkel, das nicht nur ihr Leben beschreibt, sondern die Krisenkanzlerin als Phänomen – für Mütter mit merkel'scher Durchsetzungskraft.

Worum geht’s?

Was soll man sagen: Natürlich geht es um Angela Merkel. Es handelt sich hier allerdings nicht um einen biografischen Abriss – kommt natürlich auch vor, aber das Kapitel „Leben“ ist recht kurz. Ursula Weidenfeld beschreibt vor allem das Phänomen Merkel. Denn nichts war ja unwahrscheinlicher, als dass eine Frau aus dem Osten mit null politischer Erfahrung einen solchen Durchmarsch in der Politik macht und das ausgerechnet in der CDU!
Noch unwahrscheinlicher war es, dass sie sich 16 Jahre als Kanzlerin halten konnte. Wie hat sie das geschafft? Wie hat sie ihre „Epoche“ geprägt? Was reicht über diese Zeit hinaus, sprich: Was wird von ihr bleiben? Ursula Weidenfeld verhandelt dies unter Überschriften wie „Männer“, „Frauen“, „Fehler“, „Erfolge“, „Katastrophen“.

Was ist das Besondere?

Das Besondere an diesem Buch ist, wie Ursula Weidenfeld es schafft, einen erzählerischen Gestus mit beinharter Analyse zu verbinden. Sie umkreist die Alt-Bundeskanzlerin mit Distanz, Kritik, aber auch mit Empathie und Humor. Sie führt uns – so weit es geht – heran an eine Frau, die Privates und Politik immer strikt getrennt hat. Die als Krisenkanzlerin gilt, und doch oft lange zögert und zaudert, die Lage immer wieder wägt, aber dann im letzten Augenblick nicht nur springt, sondern ihre Entscheidung auch durchzieht – mit Biss, Durchsetzungskraft und Rücksichtslosigkeit, die allerdings selten öffentlich aufblitzt. Denn Merkel bleibt stets zurückhaltend, fast im Hintergrund.
Große Reden? Große Gesten? Große Ziele? Nein. Eher Geduld, Anpassung, Kompromiss. Ursula Weidenfeld beschreibt Angela Merkel als eine Managerin der Gegenwart, die es hinnimmt, keine Heldin zu sein. Die aber gerade wegen der Verweigerung der großen Geste eine der modernsten Politikerinnen des 21. Jahrhunderts sei.

Wem schenke ich es?

Ich schenke das Buch meiner Mutter. Warum? Erstens, weil sie alle politischen Entwicklungen seit der Steinzeit intensiv verfolgt – Scherz, Mutti! Zweitens, weil sie ein Faible für durchsetzungsfähige Frauen hat. Drittens, weil sie Merkel-Fan ist. Viertens, weil ich weiß, dass ihr der Stil, in dem Ursula Weidenfelds Buch „Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche“ geschrieben ist, sehr gefallen wird. Und fünftens: Weil meine Mutter ein bisschen wie Angela Merkel ist. An Durchsetzungskraft und Biss fehlt’s ihr jedenfalls nicht.

Ursula Weidenfeld: „Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche“
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
352 Seiten, 22 Euro

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