Sachbuchbestenliste September

    Wenn der Mensch schon Gott spielt, dann bitte besser als bisher

    05:15 Minuten
    Die Top drei der Sachbuchbestenliste: Das Buch von Elizabeth Kolbert "Wir Klimawandler, Per Leos "Tränen ohne Trauer" und Horst Bredekamps "Michelangelo"
    Elizabeth Kolberts Buch "Wir Klimawandler" führt die Sachbuchbestenliste September an. Per Leos "Tränen ohne Trauer" und Horst Bredekamps "Michelangelo" folgen auf den Plätzen. © Suhrkamp, Klett-Cotta, Verlag Klaus Wagenbach / Deutschlandradio
    25.08.2021
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    Elizabeth Kolbert stellt in "Wir Klimawandler" kühne Ideen zur Weltrettung vor und erobert damit gleich den Spitzenplatz. Peter D. Ward auf Rang 5 dagegen schockt mit seinem düsteren Szenario darüber, was passiert, wenn der Meeresspiegel steigt.
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.

    1 (-) Elizabeth Kolbert: "Wir Klimawandler. Wie der Mensch die Natur der Zukunft erschafft"
    Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff
    Suhrkamp, Berlin 2021
    239 Seiten, 25 Euro

    Das Cover des Buchs von Elizabeth Kolbert, "Wir Klimawandler, Wie der Mensch die Natur der Zukunft erschafft", auf orange-weißem Hintergrund.
    Elizabeth Kolbert: "Wir Klimawandler. Wie der Mensch die Natur der Zukunft erschafft""© Deutschlandradio / Suhrkamp
    Das Paradoxon der Klimakrise: Eingriffe in die Natur haben uns an den Rand der Katastrophe geführt – nur weitere Eingriffe können sie noch abwenden. Elizabeth Kolbert stellt kühne Ideen der Weltrettung vor: etwa in die Luft gepusteten Diamantenstaub, der das Sonnenlicht abschwächt. Sie findet: Wenn der Mensch schon Gott spielt, dann bitte besser als bisher. 81 Punkte

    2 (8) Per Leo: "Tränen ohne Trauer. Nach der Erinnerungskultur"
    Klett-Cotta, Stuttgart 2021
    232 Seiten, 20 Euro

    Das Cover von Per Leos Buch "Tränen ohne Trauer, Nach der Erinnerungskultur." auf orange-weißem Hintergrund.
    Per Leo: "Tränen ohne Trauer. Nach der Erinnerungskultur"© Deutschlandradio / Klett-Cotta
    Wir Deutschen sind stolz auf unsere Erinnerungskultur. Doch kann es sein, dass wir uns nur selbst entlasten wollen? Per Leo, Mitautor des vieldiskutierten Bestsellers "Mit Rechten reden", schlägt vor, den Blick zu weiten: Wie stehen die USA, Israel oder Polen zu ihrer eigenen unaufgeräumten Geschichte? Ein Plädoyer für mehr Offenheit und Neugier – und gegen das Klischee. 63 Punkte

    3 (2) Horst Bredekamp: "Michelangelo"
    Wagenbach, Berlin 2021
    819 Seiten, 79 Euro

    Das Cover von Horst Bredekamps Buch "Michelangelo" auf orange-weißem Hintergrund.
    Horst Bredekamp: "Michelangelo" © Deutschlandradio / Wagenbach
    Überwältigend ist das Werk des Renaissance-Meisters Michelangelo. Nicht nur in seiner Bedeutung, auch im Umfang: Es erstreckt sich von der Malerei über die Bildhauerei bis in die Architektur. Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp schafft es dennoch, das gesamte Œuvre des "Göttlichen" auf mehr als 800 Seiten zu bündeln. Ein eindrucksvolles Zeitpanorama. 60 Punkte

    4 (-) Herfried Münkler: "Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch"
    Rowohlt Berlin, Berlin 2021
    720 Seiten, 34 Euro

    Das Cover des Buches von Herfried Münkler, "Marx, Wagner, Nietzsche", auf orange-weißem Grund.
    Herfried Münkler: "Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch"© Deutschlandradio / Rowohlt Berlin
    Drei Geister überragender Werke, zugleich: drei Stichwortgeber verheerender Ismen. Kaum jemand steht mehr für die Dynamiken und Widersprüche des 19. Jahrhunderts als Marx, Wagner und Nietzsche. Das Buch von Deutschlands wohl bekanntestem Politologen Herfried Münkler ist mehr als eine Dreifachbiografie – es ist ein Stück deutscher Mentalitätsgeschichte. 58 Punkte

    5 (-) Peter D. Ward: "Die große Flut. Was auf uns zukommt, wenn das Eis schmilzt"
    Aus dem Englischen von Christoph Hirsch und Eva Leipprand
    Oekom, München 2021
    256 Seiten, 22 Euro


    Es wird wärmer, das Eis schmilzt, und der Meeresspiegel steigt. Was dann? Bereits vor elf Jahren schockte der Geologe Peter D. Ward mit düsteren Szenarien: Hamburg wird vom Meer gefressen, überflutetes Ackerland lässt Menschen weltweit hungern. Jetzt erscheint sein Buch auf Deutsch: Emotional und analytisch präzise zugleich. 43 Punkte
    Das Cover des Buches von Peter D. Ward, "Die große Flut, Was auf uns zukommt, wenn das Eis schmilzt", auf orange-weißem Hintergrund.
    Peter D. Ward: "Die große Flut, Was auf uns zukommt, wenn das Eis schmilzt"© Deutschlandradio / Oekom

    6 (-) David Abulafia: "Das unendliche Meer. Die große Weltgeschichte der Ozeane"
    Aus dem Englischen von Michael und Laura Su Bischoff
    S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
    1168 Seiten, 68 Euro

    Das Cover des Buches von David Abulafia, "Das unendliche Meer. Die große Weltgeschichte der Ozeane", auf orange-weißem Hintergrund.
    David Abulafia: "Das unendliche Meer. Die große Weltgeschichte der Ozeane"© Deutschlandradio / Fischer
    Hinterm Horizont liegt es, das Unbekannte. Um es zu erkunden, bereisen Menschen die Ozeane schon seit der Antike. Sie stießen auf fremde Völker, tauschten Waren und Ideen mit ihnen aus. Der britische Historiker David Abulafia begleitet Seefahrer bei ihrer Suche nach Reichtum und Abenteuern: von der Küste Arabiens über den Atlantik bis zum Arktischen Meer. 42 Punkte

    7 (-) Philipp Sarasin: "1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart"
    Suhrkamp, Berlin 2021
    502 Seiten, 32 Euro

    Das Cover des Buches von Philipp Sarasin, "1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart", auf orange-weißem Hintergrund.
    Philipp Sarasin: "1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart"© Deutschlandradio / Suhrkamp
    Der Tod Ludwig Erhards, die "Offensive 77" der RAF und die Erfindung des Internets – alles Ereignisse aus dem Jahr 1977. Gibt es eine Verbindung? Durchaus, findet der Schweizer Historiker Philipp Sarasin. Allesamt Indizien für einen Epochenwandel. 1977 ist demnach der Moment, in dem die Moderne endet – und etwas Neues in die Welt tritt. Darunter: die Identitätspolitik. 40 Punkte

    8 (-) Ursula Weidenfeld: "Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche"
    Rowohlt Berlin, Berlin 2021
    352 Seiten, 22 Euro


    Das Cover des Buches von Ursula Weidenfeld, "Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche"  auf orange-weißem Hintergrund.
    Ursula Weidenfeld: "Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche" © Deutschlandradio / Rowohlt Berlin
    Wäre Angela Merkel eine Stadt, sie wäre Haßloch, die pfälzische Musterstadt für Durchschnittsdeutschland. Als "Frau ohne Eigenschaften" beschreibt Ursula Weidenfeld die Kanzlerin: pragmatisch, zögernd und doch eine Streitfigur der Konservativen. Wie wurde Merkel zu dem, was sie ist? Wie hat sie das Land verändert? Eine Spurensuche entlang der 16 Merkel-Jahre. 34 Punkte

    9 (-) Anne Dufourmantelle: "Verteidigung des Geheimnisses"
    Aus dem Französischen von Luzia Gast
    Diaphanes, Zürich 2021
    168 Seiten, 20 Euro

    Das Cover des Buches von Anne Dufourmantelle, "Verteidigung des Geheimnisses", auf orange-weißem Hintergrund.
    Anne Dufourmantelle: "Verteidigung des Geheimnisses"© Deutschlandradio / Diaphanes
    Im Internetzeitalter scheint alles transparent. Dabei vergessen wir den Wert des Geheimnisses: Es ist eine Schutzmauer, Quelle innerer Freiheit. Die 2017 verstorbene Philosophin Anne Dufourmantelle plädiert dafür, in der entzauberten Gegenwart einen Ort zu finden, an dem auch Verborgenes verborgen bleiben kann. 30 Punkte

    10 (-) Sheera Frenkel/Cecilia Kang: "Inside Facebook – Die hässliche Wahrheit"
    Aus dem Englischen von Henning Dedekind, Marlene Fleißig, Frank Lachmann, Hans-Peter Remmler
    S. Fischer, Frankfurt am Main 2021
    384 Seiten, 24 Euro

    Das Cover des Buches von Sheera Frenkel und Cecilia Kang, "Inside Facebook – Die hässliche Wahrheit", auf orange-weißem Hintergrund.
    Sheera Frenkel/Cecilia Kang: "Inside Facebook – Die hässliche Wahrheit"© Deutschlandradio / S. Fischer
    "Wir müssen unsere Arbeit besser machen." Selbstkritisch äußerte sich Mark Zuckerberg infolge zahlreicher Skandale. Doch wie ernst meint es der Facebook-Gründer wirklich? In jahrelanger Recherche sind die "New York Times"-Reporterinnen Sheera Frenkel und Cecilia Kang dieser Frage nachgegangen. Sie zeigen: Besser wird es nur durch politischen Druck. 22 Punkte

    So funktioniert die Abstimmung:

    Jedes Jurymitglied vergibt an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

    Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:

    René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
    Peter Arens (ZDF)
    Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
    Ralph Bollmann (FAS)
    Stefan Brauburger (ZDF)
    Alexander Cammann (DIE ZEIT)
    Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
    Heike Faller (DIE ZEIT)
    Daniel Fiedler (ZDF)
    Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
    Manuel J. Hartung (DIE ZEIT)
    Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
    Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
    Inge Kutter (DIE ZEIT)
    Hannah Lühmann (DIE WELT)
    Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
    Susanne Mayer (DIE ZEIT)
    Tania Martini (taz)
    Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
    Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
    Bettina von Pfeil (ZDF)
    Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
    Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
    Anne Reidt (ZDF)
    Anna Riek (ZDF)
    Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
    Hilal Sezgin (freie Autorin)
    Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
    Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
    Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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