Neue Alben

Sarah Blasko wird zur Elektro-Pop-Göttin

Die australische Sängerin und Songschreiberin, Sarah Blasko
Lässt sich auf Syntheziser-Klangwellen treiben: die australische Sängerin und Songschreiberin, Sarah Blasko © imago / Eastnews
Von Jutta Petermann · 11.03.2016
Traumhaft und hypnotisierend schön: Unter den Alben der Woche sticht Sarah Blasko mit "Eternal Return" hervor. Tanita Tikaram klingt dagegen auf "The Way You Move" eher saftlos.
Treetop Flyers: "Palomino"

Klingt dieser Einstieg nicht fast nach Drum-Computer? Und Elektro-Sphäre? Aber dann wechseln die Treetop Flyers in ihren zwar etwas druckvoller gespielten, aber ansonsten immer noch hoffnungslos rückwärtsgewandten sonnenseeligen Kalifornien-Sound. Für den ernteten die Londoner bei ihrem Debüt "The Mountain moves" 2013 ein positives Echo.
Die zum Quartett geschrumpfte Band bemüht sich auf ihrem Zweitwerk "Palomino" nun spürbar um Varianten ihres an Crosby, Stills, Nash & Young erinnernden Klangs, der immer wieder auch an Fleetwood Mac denken lässt. Die Briten wollen zeitgemäßer klingen, ziehen es aber nicht konsequent durch, sondern begnügen sich mit Andeutungen, die im Grunde nichts wirklich ändern oder bereichern. Mir kamen die Brüche, das stellenweise mit raueren Gitarren gegen den Strichbürsten des Wohlfühl-Sounds, wie in den Songs "Dance Through the Night" oder "31" sehr viel überzeugender vor als Alternative. Aber das vollzieht sich auf "Palomino" für meinen Geschmack viel zu zaghaft und zu selten. Die Treetop Flyers haben ganz einfach noch nicht den Weg aus den Santa Monica Mountains gefunden oder sie trauen sich nicht ihn zu nehmen.
Tanita Tikaram: "Closer to the People"
Auch Tanita Tikaram sucht nach einem Weg, nach dem zurück zu ihrem Publikum, so könnte man Titeltrack und Albumtitel interpretieren. "Closer to the people", ein sehr originelles Jazzpop-Stück, mit dem sich die 46-Jährige in die Gehörgänge pirscht. Neben dem Opener "Glass Love Train" ist es einer der wenigen Songs, die derart aufhorchen lassen.
"Closer to the People" bleibt auf ganzer Albumlänge merkwürdig saftlos und hängt leider in schablonenhaften Jazz und Bluesklängen fest. Kein Geringerer als Paul Weller bescheinigte Tanita Tikaram im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Can’t Go Back" 2012, das sie über ein enorm reiches Gesamtwerk verfüge, auch wenn sie nie mehr den kommerziellen Erfolg von "Twist in My Sobriety" erreichen konnte.
Für ihre neuen Songs fehlen ihr dagegen zündende Ideen, um sie unverkennbar und originell zu machen, da reicht der Mambo-Touch von "The Way You Move" einfach nicht aus. Der ansonsten zu hörende zurückgelehnte Jazz-Blues-Folk-Pop ist mir auf Dauer zu selbstgefällig.

Sarah Blasko: "Eternal Return"
Glaubwürdige und nachdrückliche Weiterentwicklung ist in dieser Woche aber auch zu hören - auf dem neuen Sarah Blasko Album "Eternal Return". Aus ihren hübschen Folk-Pop-Songs der Zehnerjahre ist mittlerweile majestätisch-düsterer Elektro-Pop geworden. Die Australierin ist dabei stimmlich so etwas wie der schwarze Schwan, der sich auf Syntheziser-Klangwellen treiben lässt oder die er zwischen drin auch mal mit beherzten Flügelschlägen aufwühlt.
Der Wechsel von sinnlichen-Sehnsuchtshymnen und beat-lastigen PopStücken nimmt "Eternal Return" nicht von seiner Grandezza. Im Gegenteil, die Ahnung von ewiger Gültigkeit durchzieht darauf noch das tanzbarste Stück. Das verdankt "Eternal Return" vor allem den kunstvollen Melodien, mit denen sich Sarah Blasko als großartige Sängerin und Songschreiberin eindrucksvoll in Szene setzt. Eingängig, aber immer ideenreich, vorbei an Massenware. Traumhaft und hypnotisierend schön.
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