Musikfest Berlin: Saisoneröffnung des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Die Hundertste anpacken

Vladimir Jurowski steht mit großer Pose vor einem Orchester und leitet die Musiker an.
Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. © Drew Kelley
Moderation: Stefan Lang |
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin feiert, Vorgängerinsitutionen einberechnet, sein 100-jähriges Bestehen. Dirigent Vladimir Jurowski setzt programmlich auf Historie mit Kurt Weills Dreigroschen-Musik und auf die Gegenwart mit einem neuen Klavierkonzert von Thomas Adès.
Das Musikfest Berlin bereitet dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin die Bühne für ihre besondere Saisoneröffnung, die 100 Jahre des Bestehens feiert.

Für das neue Medium prepariert

Zuerst greift Dirigent Vladimir Jurowski in die Historie, zu einer Musik aus den Roaring twenties, den goldenden Zwanzigern. Es war die Pionierzeit des Radios. Das Orchester der Berliner Funkstunde hat bald die kleine Dreigroschenmusik von Kurt Weill im Februar 1930 unter Hermann Scherchen ersteingespielt. Kurt Weill hatte diese speziell für das neue Medium eingerichtet und war mit dem Ergebnis höchst zufrieden.
Und er präsentiert darin alle Hits des Bühnenklassikers in neuem Kleid für den Rundfunk: Ouvertüre, Moritat von Mackie Messer, Anstatt dass-Song, Ballade vom angenehmen Leben, Pollys Lied, Tango-Ballade, Kanonen-Song und zum Schluss das Dreigroschen-Finale.

Am Puls der Zeit

Da ein Rundfunkorchester auch immer das Neue im Blick hat, setzte Jurowski das neue Klavierkonzert von Thomas Adès aufs Programm, der selbst als Dirigent schon zu Gast beim Orchester war, selbst Pianist ist und als Festivalleiter wirkt.
Sein 2018 uraufgeführtes Klavierkonzert, heute von Kirill Gerstein gespielt, ist ein Werk, das auf Tradition setzt und trotzdem neu klingt. Ades zeigt, dass er sich in der Musikgeschichte detailgetreu auskennt: historisch korrekt gibt es drei Sätze in der Folge schnell - langsam - schnell, Zitate von Richard Wagner blitzen auf, bis der dritte Satz das Ende mit einem Kehraus einläutet.

Präsenz in voller Größe

Sergej Rachmaninov schrieb seine 3. Sinfonie in a-Moll op. 44 im amerikanischen Exil und wurde 1936 uraufgeführt. In ihr scheint sich seine Sehnsucht nach der Heimat eingraviert zu haben.
Der Beginn hört sich slawisch an, dann landet er musikalisch auf dem Broadway – die Gegensätze der Kulturen ringen in dem groß angelegten und üppig besetzten Werk von 40 Minuten miteinander.
Mehr Informationen im Programmheft: hier.
Aufzeichnung vom 02.09.2023 in der Philharmonie Berlin

Kurt Weill
"Kleine Dreigroschenmusik" für Blasorchester

Thomas Adès
Konzert für Klavier und Orchester

Sergej Rachmaninow
In der Stille der Nacht op. 4 Nr. 3 (Zugabe des Solisten)

Sergej Rachmanino
w
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44

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