MiCA-Gesetz

Wie die EU Kryptowährungen regulieren will

10:08 Minuten
Eine physische goldene Bitcoin vor einem Computermonitor
Die EU möchte Kryptowährungen für Anlegerinnen und Anleger sicherer machen © imago images / Bihlmayerfotografie
Jannis Lennartz im Gespräch mit Katja Bigalke und Marcus Richter · 09.07.2022
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Seit Langem gelten sie als der Wilde Westen des Finanzmarktes: Unregulierte Kryptowährungen sorgten bei Anlegern für hohe Gewinne und massive Verluste. Doch die Zeiten ohne staatliche Aufsicht könnten in der EU bald vorbei sein – zumindest zum Teil.
Sogenannte Kryptowährungen wie Bitcoin sind mittlerweile ein milliardenschwerer Markt - der in den letzten Monaten für dramatische Schlagzeilen sorgte. Weil der Kurs drastisch eingebrochen ist, haben viele Menschen große Summen Geld verloren. Das liegt auch daran, dass dieser Markt im Gegensatz zu Aktien und anderen Anlageformen bislang unreguliert ist.
Das will die EU jetzt mit dem Gesetz "Markets in Crypto-Assets" (MiCA) ändern. Anders als ursprünglich diskutiert, soll das Gesetz nicht zu einem Verbot von energieintensiven Kryptowährungen wie Bitcoin führen. Auch die viel diskutierten NFTs sind größtenteils von MiCA ausgenommen.

Was genau sieht das MiCA-Gesetz vor?

Mehr Regeln für Kryptobörsen

MiCA fokussiert sich auf die Unternehmen, über die ein Großteil des Geschäfts abgewickelt wird - sogenannte Kryptobörsen. Diese benötigen in Zukunft eine Zulassung, um in der EU Geschäfte machen zu dürfen. Außerdem müssen sie Sicherheiten für ihre Nutzerinnen und Nutzer vorhalten, um am Markt teilnehmen zu dürfen.
Jannis Lennartz arbeitet am Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin und beschäftigt sich mit der Regulierung von Kryptowährungen. Er erklärt:
"Wenn ich mein Konto bei einer Bank habe oder Wertpapiere bei einem Broker und der Broker geht pleite, dann fällt mein Vermögen, das ich dort habe, nicht in die Insolvenzmasse. Das ist bei Kryptobörsen bisher nicht sichergestellt. Und das wird jetzt zur Vorgabe gemacht."

Weniger Anonymität

Kryptowährungen gelten als gutes Mittel, um große Summen weitgehend anonym auch in andere Länder überweisen zu können. Neben legitimen Gründen sieht die EU das jedoch auch als ein Werkzeug für Geldwäsche. Deshalb werden Kryptobörsen verpflichtet, die Daten von Sendern und Empfängern zu sammeln und Transaktionen im Wert von über 1.000 Euro zu melden.

Mehr Sicherheiten bei Stable-Coins

Eine ähnliche Regulierung tritt auch für Anbieter sogenannter Stable-Coins in Kraft. Das sind Kryptowährungen, deren Wert an reale Währungen gekoppelt sind. Künftig müssen die Anbieter nach den Plänen der EU nachweisen können, dass sie genug Geldreserven besitzen, um den Wert ihrer Währung auch decken zu können.
Eine Stable-Coin, bei der das nicht geschehen ist, war die populäre TerraUSD. Deren Kurseinbruch war einer der Auslöser für den aktuellen Crash im Kryptomarkt, bei dem viele Anlegerinnen und Anleger ihre Altersvorsorge verloren haben. Das soll zukünftig verhindert werden.

Was nicht reguliert wird

NFTs sind bis auf wenige Ausnahmen aktuell von MiCA ausgeschlossen. Das soll jedoch nur für die ersten 18 Monate des Gesetzes gelten. In dieser Zeit möchte die Europäische Kommission eine Regulierung für NFTs als Anlageklasse ausarbeiten.
Auch Geschäfte, die nicht über Kryptobörsen, sondern dezentral abgewickelt werden, sind von der Regulierung ausgenommen. Das ist jedoch nur ein kleiner Teil des Marktes.
(hte)

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