Manuel Chaves Nogales

Ein vergessener Vordenker seiner Zeit

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Unerschrocken und seiner Zeit voraus: Der 1897 geborene spanische Autor Manuel Chaves Nogales. © Kupido Verlag / Herederos de Manuel Chavez Nogales
Frank Henseleit im Gespräch mit Shelly Kupferberg · 22.01.2022
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Mit dem Buch "Ifni" hat der Kupido-Verlag eine erste Übersetzung des Werks des spanischen Journalisten und Autors Manuel Chaves Nogales vorgelegt. Als liberaler Denker habe Nogales auch früh die Gefahr der Nazis erkannt, sagt Herausgeber Frank Henseleit.
Trotz seiner brillanten und vorausschauende Analysen und Reportagen war der spanische Journalist und Autor Manuel Chaves Nogales lange Zeit vergessen. Zwischen 1928 und 1944 verfasste er zahlreiche Werke über Frankreich, Russland und Deutschland.
60 Jahre nach seinem Tod wurde sein Werk wiederentdeckt, und der Kupido-Literaturverlag hat sich vorgenommen, die Schriften von ihm auf Deutsch herauszugeben. Der erste Band heißt „Ifni, Spaniens letztes koloniale Abenteuer“.

Durch Kriege in Vergessenheit geraten

Dass der zu seiner Zeit sehr bekannte und populäre Journalist in Vergessenheit geraten konnte, habe mit den Wirren des spanischen Bürgerkriegs und dem Zweiten Weltkrieg zu tun, erläutert Herausgeber Frank Henseleit. Als „durch und durch politische Figur“ während des Spanischen Bürgerkrieges habe Nogales 1936 Spanien auf der Flucht vor dem Franco-Regime verlassen müssen – dann auch sein Exil Frankreich. 1944 sei er dann in England gestorben.
Durch eine Forschungsarbeit sei Nogales mit Hilfe von Zeitungsarchiven wiederentdeckt worden, denn Nogales habe kaum für Bücher geschrieben.
„Lediglich viele seiner Reportagen sind später als Bücher erschienen, die aber kaum in Verlagen ediert wurden, sondern von den Zeitungen, in denen die Reportagen veröffentlicht wurden.“
Seine Leser seien im Grunde diejenigen gewesen, die auf der Straße Zeitungen kauften. Nogales habe in mehreren liberalen Zeitungen veröffentlicht, sei sehr präsent und „ein extrem öffentlicher Mensch gewesen“. Mit dem Verbot der Zeitungen unter Franco sei auch Nogales Stimme verschwunden.

Nogales als Aufklärer der Geschichte

Nogales Werk könne auch den Spaniern der Gegenwart ein Bild ihrer eigenen Geschichte machen. Anders als in Deutschland sei deren Geschichte des 20. Jahrhunderts kaum aufgearbeitet worden. „Das Ende der Franco-Ära mündete nicht in einer Phase der Aufklärung.“
Und auch die politischen Ereignisse beim Aufstieg der Nazis habe er früh erkannt und beschrieben. Gleich nach der Machtübernahme durch Hitler führte er 1933 ein Interview mit dessen Propagandachef Joseph Goebbels.

Nazi-Propaganda früh durchschaut

Nogales habe sich kurz danach zu den sogenannten Notgesetzen, die die Juden in der Propaganda der Nazis vor den Tumulten „schützen“ sollten geäußert – und zwar so, wie es damals kaum jemand kommentiert habe, so Frank Henseleit.
„Das Interessante dabei ist, dass er offenbar so wunderbar und so eindringlich informiert gewesen ist über die Abläufe dort, dass er schon Tatsachen formulieren konnte, die wir erst später als historisch manifestiert haben – und das zeigt wirklich seine Klasse.“

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