Krieg in der Ukraine

Gute Solidarität, schlechte Solidarität – wie sinnvoll ist Symbolkultur?

39:44 Minuten
Eine Hand in den Farben der ukrainischen Flagge.
Wie weit sollte die Symbolik gehen? © Unsplash / Elena Mozhvilo
Von Christine Watty und Julius Stucke · 31.03.2022
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Solidaritätsbekundungen sind in Kriegs- und Krisenzeiten schnell zur Hand: Aber welche sind gut gemacht, welche nur gut gemeint und können sie auch schaden? Darüber sprechen wir mit Autorin Tanja Maljartschuk und Soziologin Teresa Koloma Beck.
Blau und Gelb sind die Farben dieser Tage, was geht, wird eingefärbt – ob Hochhaus, Hoodie oder Social-Media-Profil. Fast überall heißt es klar: "#westandwithukraine". Allein die Solidaritätskonzerte für die Ukraine reichen mittlerweile für eine eigene Wikipedia-Seite.
Ein Konzert, das vom Bundespräsidenten ausgerichtet wurde, führte allerdings zu Diskussionen. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk empörte sich etwa auf Twitter: "Mein lieber Gott, wieso fällt es dem Bundespräsidenten so schwer, zu erkennen, dass, solange russische Bomben auf Städte fallen und Tausende Zivilisten Tag und Nacht ermordet werden, wir Ukrainer keinen Bock auf 'große russische Kultur' haben?"

Formen der Solidarität

Sicher nicht das einzige Beispiel, bei dem man Fragen kann, welche Form von Solidarität eigentlich "die richtige" ist. Und ob sie manchmal auch mehr Schaden anrichten kann, als den anderen zu helfen?
Geht Solidarität auch gut gemeint, statt gut gemacht? Kann man helfen, ohne solidarisch zu sein – oder solidarisch sein, ohne zu helfen?

Von null auf Haltung

Mit der Schriftstellerin Tanja Maljartschuk sprechen wir darüber, wie sie die derzeitigen Solidaritätsbekundungen wahrnimmt. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 2011 in Wien und hält einen Boykott russischer Kultur für wichtig und solidarisch. Erfordert Solidarität mit den einen also auch einen Ausschluss der anderen?
Die Soziologin und Konfliktforscherin Teresa Koloma Beck schaut genau darauf, mit wem wir gerade solidarisch sind, mit wem nicht und welche Argumente dabei eine Rolle spielen. Von ihr wollen wir auch wissen, ob das überhaupt gut gehen kann, von "null Haltung" auf "hundert Prozent Solidarität" zu wechseln?
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