Krimibestenliste

    Die zehn besten Krimis im Februar

    03.02.2018
    Auf Platz eins hält sich immer noch Oliver Bottini mit "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens", für den er kürzlich den Krimipreis 2018 erhielt. Auf Platz zwei neu eingestiegen ist Mike Nicol mit "Korrupt", eine furiose Abrechnung mit dem heutigen Südafrika.

    1. (3) Oliver Bottini: Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
    DuMont, 414 Seiten, 22 Euro

    Oliver Bottini: "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"
    Oliver Bottini: "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"© DuMont / dpa / Reinhard Kaufhold
    Rumänien, Mecklenburg. Globale Agrarkonzerne greifen nach Land. In "Prenzlin" und in Westrumänien. Beschiss, Bestechung, Mord allerorten. Im Strudel: zersprengte Familien, schuldig gewordene Polizisten, Männer mit Traumata. Europa heute: kein stiller Winkel ohne Tote. Episch und stark.
    Hier unsere Besprechung des Buches

    2. (-) Mike Nicol: Korrupt
    Aus dem Englischen von Mechthild Barth
    btb, 510 Seiten, 10 Euro

    Buchcover Mike Nicol: "Korrupt"
    Buchcover Mike Nicol: "Korrupt"© btb Verlag / dpa
    Kapstadt, "Bambatha". Südafrika unterm Regime von Plünderern. Killt den Oberst im Exil, handelt mit Mädchen aus Bangui - Hauptsache, der Präsident macht Reibach. Agentin Vicki Kahn und ihr Lover Fish Pescado unter Geheimdienst-Haien und Attentätern: Überleben Glückssache. Nicol ist eine Klasse für sich.

    3. (2) Jan Costin Wagner: Sakari lernt, durch Wände zu gehen
    Galiani, 236 Seiten, 20 Euro

    Jan Costin Wagner: "Sakari lernt, durch Wände zu gehen"
    Jan Costin Wagner: "Sakari lernt, durch Wände zu gehen"© Galiani / dpa / Wolfram Kastl
    Turku. Kimmo Joentaa ist ein "Polizist, der keine Polizistenfragen stellt". In ihm: kondensierte Trauer, um Verirrte, untröstliche Opfer. Sakari ist nackt mit einem Messer. Er glaubt, er sei ein Engel und wird von Polizist Petri erschossen. Ein Haus brennt. Kinder sterben. Nichts wird besser, aber anders.
    Hier unsere Besprechung des Buches.

    4. (7) Volker Heise: Außer Kontrolle
    Rowohlt Berlin, 240 Seiten, 20 Euro

    Volker Heise: "Außer Kontrolle"
    Volker Heise: "Außer Kontrolle"© Rowohlt, picture-alliance / dpa / Paul Zinken
    Berlin. Die Stadt als Wille, Vorstellung und Kollaps. Alles muss gut werden mit dem Jungen und dem Mädchen. Alle kollabieren: der Sternekoch, seine Fische, der alte und der junge Polizist, der Ehebrecher, der Notarzt. Rau instrumentiert, in Moll komponiert: Heises Spätsommernachts-Metropolen-Sound.

    5. (-) Dror Mishani: Die schwere Hand
    Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
    Zsolnay, 288 Seiten, 22 Euro

    Buchcover Dror Mishani: "Die schwere Hand"
    Buchcover Dror Mishani: "Die schwere Hand"© Zsolnay
    Cholon, Israel. Coby versauert ohne Arbeit; seine Frau Mali, Opfer einer Vergewaltigung, will ihre Gemeinsamkeit retten. Oberinspektor Avi Avraham leitet seine erste Mordermittlung. Auch die Ermordete wurde vergewaltigt. Meisterhaft erzählt: Wie verquickt sind männliche Eifer- und Erkenntnissucht?

    6. (-) William Boyle: Gravesend
    Aus dem Englischen von Andrea Stumpf
    Polar, 294 Seiten, 18 Euro

    Cover William Boyle: "Gravesend"
    Cover William Boyle: "Gravesend"© Polar Verlag / dpa / Combo: Deutschlandradio
    Brooklyn. 16 Jahre hat Ray Boy für ein Hate Crime gesessen. Reuig ist er zurück in Gravesend, konfrontiert mit Losern und Träumern. Conway will den Tod seines schwulen Bruders rächen, Alessandra sucht Liebe, Krüppel Eugene will Gangster werden. Eine Generation ohne Glück, voll Schuld und Rache. Stark.

    7. (-) Gerald Seymour: Vagabond
    Aus dem Englischen von Zoë Beck und Andrea O’Brien
    Suhrkamp, 498 Seiten, 14,95 Euro

    Buchcover Gerald Seymour: "Vagabond"
    Buchcover Gerald Seymour: "Vagabond"© Suhrkamp / dpa / Combo: Deutschlandradio
    Irland, Prag. Irischer Frieden: MI 5 provoziert radikale IRA-Reste zum Waffenkauf, Ziel ist deren Auslöschung. Mittel zum Zweck ist Vagabond, ausgebrannter Spitzelführer i. R., der jetzt den Waffendeal der Jungspunde in Tschechien lenken soll. Des Friedens Preis: ungenannte Tote. Seymour is back!

    8. (-) Regina Nössler: Schleierwolken
    konkursbuch, 316 Seiten, 12 Euro

    Buchcover Regina Nössler: "Schleierwolken"
    Buchcover Regina Nössler: "Schleierwolken"© Konkursbuch / dpa
    Berlin, Wattenscheid. Korrektorin Elisabeth fühlt sich verfolgt. Die einsame Mutter nörgelt, ihr geht jemand nach, sie fällt vor einen Bus. Demütigungen überall. Schlechtes Gewissen: Hat sie alles richtig gemacht? Einmal, als sie jung war. Diese Vergangenheit kehrt wieder. Subtil: Grauen des Alltags.

    9. (-) Tony Parsons: In eisiger Nacht
    Aus dem Englischen von Dietmar Schmidt
    Lübbe, 334 Seiten, 15 Euro

    Buchcover: Tony Parsons: "In eisiger Nacht"
    Tony Parsons: "In eisiger Nacht"© Bastei-Lübbe/ AFP/ Combo: Deutschlandradio
    London, Flüchtlingslager Grande-Synthe. DC Max Wolfe ist Hundeliebhaber, alleinerziehend, Kenner der Unterwelt, aufopferungsvoll im Dienst. Ein Mann, der auch dem Schrecklichsten gewachsen ist. Zwölf illegale Immigrantinnen im LKW erfroren, Frauenhandel, Asperger, Brandstiftung, Hass.

    10. (-) Antti Tuomainen: Die letzten Meter bis zum Friedhof
    Aus dem Finnischen von Niina Katariina Wagner und Jan Costin Wagner
    Rowohlt, 318 Seiten, 19,95 Euro

    Cover Antti Tuomainen: "Die letzten Meter bis zum Friedhof"
    Cover Antti Tuomainen: "Die letzten Meter bis zum Friedhof"© Rowohlt / dpa / Combo: Deutschlandradio
    Hamina, Finnland. "Ich muss am Leben bleiben. Bis ich sterbe." Pilzexporteur Jaako, 37, dick, verheiratet, ist vergiftet worden, keine Chance. Er ermittelt vor dem Tode. Verdächtig: Gattin Taina, alle Mitarbeiter, die Konkurrenz. Messer und Äxte fliegen. Jaako stirbt über sich hinaus. Sehr komisch.

    Wie funktioniert die Abstimmung?

    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandfunk Kultur von einer Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 20 Spezialistinnen und Spzialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Das ist die Jury der Krimibestenliste:
    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, Hamburger Abendblatt
    Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
    Gunter Blank, Rolling Stone
    Thekla Dannenberg, Perlentaucher
    Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger
    Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
    Jutta Günther, Radio Bremen Zwei
    Sonja Hartl, Zeilenkino
    Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
    Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
    Elmar Krekeler, Die Welt
    Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
    Marcus Müntefering, Spiegel Online
    Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
    Frank Rumpel, SWR
    Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
    Ingeborg Sperl, Der Standard
    Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
    Jochen Vogt, NRZ, WAZ

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