Katja Kettu: Feuerherz
Aus dem Finnischen von Angela Plöger
Ullstein Verlag, Berlin 2017
432 Seiten, 20 Euro
Schicksalhafte Flucht in die Sowjetunion

"Mutig und wild und einfach mal toll" – so hat eine Kritikerin den neuen Roman von Katja Kettu gerühmt. Die finnische Autorin scheut harte Themen nicht: "Feuerherz" erzählt unter anderem vom Überleben in einem sowjetischen Arbeitslager.
"Feuerherz" heißt der neue Roman der finnischen Schriftstellerin Katja Kettu. Er erzählt unter anderem von der Finnin Irga, die 1930 aus ihrem Heimatland in die Sowjetunion flieht, zu ihrem kommunistischen Geliebten. Doch das Glück findet sie nicht: Sie wird in ein Arbeitslager eingesperrt, dessen Gräueln sie nur knapp entkommt. Außerdem führt ihre Reise sie zu den Mari - einem kleinen Volk, das ums kulturelle Überleben kämpft.
Nur über den Gulag zu schreiben wäre zu deprimierend gewesen, sagte Kettu im Interview mit Deutschlandradio Kultur. Kettu ist nach eigener Auskunft vor allem an der menschlichen Natur, an Identitäten und an den kleinen Geschichten interessiert, die sich in die große Geschichte einbetten. Und sie sei von Macht fasziniert, sagte sie - Russland mit seiner "gigantischen Größe" liegt da als Nachbar Finnlands nicht nur territorial nahe.
Historischer und familiärer Hintergrund
Kettus neuer Roman hat einen historischen als auch familiären Hintergrund. In den 20er- und 30er-Jahren seien über 30.000 Finnen nach Russland gegangen, berichtete sie - auf der Flucht vor der rechtsgerichteten Regierung in ihrem Heimatland. Doch diejenigen, die zu Hause auf schwarzen Listen standen und sich Freiheit erhofften, seien dann oft durch den stalinistischen Terror gestorben oder in Arbeitslagern gelandet, so Kettu. So seien diese Menschen doppelt betrogen worden.
Auch ihr Urgroßvater, der ein Linker war und deswegen keine Arbeit in Finnland finden konnte, wollte nach Russland fliehen. Er habe nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt gelebt, erzählte Kettu. Er hatte die Kinder schon in den Schlitten gesetzt, aber das Pferd habe sich ein Bein gebrochen, so die Autorin. So blieb der Urgroßvater in Finnland - und Kettu verbrachte später viel Zeit in seinem Haus und auf dem zugefrorenen See, den er in Richtung Russland hätte überqueren müssen. (ahe)