Wie toxisch ist das Publikum?
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Social Media und Kommentarspalten unter Online-Artikeln könnten Platz für gute Diskussionen über Journalismus bieten. Doch sie gelten heute eher als Ort, an dem Shitstorms toben. Wie kann der Austausch zwischen Medien und Publikum gelingen?
Gerade Journalistinnen ud Journalisten berichten davon, wie stark sie das ständige aggressive Feedback in den sozialen Medien und in den Nutzerkommentaren ihrer Medien belastet. Viele haben aufgehört, diese Kommentare zu ihren Beiträgen zu lesen.
Dabei hat die Geschichte der digitalen Kommunikation des Journalismus mit dem Publikum hoffnungsfroh angefangen. Man versprach sich eine Bereicherung durch den Austausch, anregende Diskussionen und gegenseitige Inspiration. Diese Hoffnungen entstanden im Kontext einer allgemeinen Entdeckung der Leserinnen und Leser in der Digitalisierung. Es ist sehr einfach geworden, die eigene Meinung zu veröffentlichen. Man braucht dafür keine Zeitung mehr, keinen Sendeplatz im Fernsehen oder Radio – es reicht ein Account auf Facebook oder Twitter.
Autoritätskonflikte
Dieser Wandel hat allerdings auch neue Konflikte hervorgebracht. Die neue Öffentlichkeit wirkt auf viele Menschen unkontrolliert und bedrohlich. Die Autorität etablierter Medien wird überall herausgefordert, auch in den Nutzerkommentaren, die oft mit Ressentiments auf den Beitrag reagieren. Man hat den Eindruck, dass die digitalen Möglichkeiten, sich an der Öffentlichkeit zu beteiligen, einen Konkurrenzkampf zwischen den Medien und dem Publikum hervorgebracht haben.
Was bedeuten diese Konflikte? Muss man die Hoffnung aufgeben, dass es jemals einen produktiven Austausch von Journalismus und Leserinnen und Lesern geben wird? Oder findet dieser Austausch bereits statt, und wir müssen nur Strukturen schaffen, um ihn zu stärken?