Jenni Zylka über Xavier Naidoos neues Album

"Musikalisch langweilig, textlich sehr seicht"

09:15 Minuten
Xavier Naidoo steht auf einer dunklen Bühne, auf ihm ein Lichtstrahl.
Nach Meinung unserer Kritikerin hat Xavier Naidoo auf seinem neuen Album nichts Neues zu bieten. © Imago / Kadir Caliskan
Moderation: Martin Böttcher · 19.07.2019
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In den zurückliegenden Jahren hat Xavier Naidoo eher durch seine vermeintliche politische Gesinnung von sich reden gemacht als durch seine Musik. Öde und nicht der Rede wert findet die Kulturjournalistin Jenni Zylka auch sein neues Album "Hin und weg".
Heute erscheint Xavier Naidoos neues Album "Hin und weg". Über die Musik des Mannheimer Soulsängers wird aber seit ein paar Jahren weniger geredet als darüber, welcher Gesinnung er sei: Einen Antisemiten darf man ihn qua Gerichtsbeschluss seit letztem Jahr nicht mehr nennen, er selbst hat auch entsprechende Vorwürfe aufgrund bestimmter Textzeilen immer von sich gewiesen. Doch seinen Auftritt am Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2014 bei einer Demonstration der so genannten Reichsbürger kann er nicht wegreden, genauso wenig wie verschwörungstheoretische oder demokratiefeindliche Zeilen in älteren Songs.
Kulturjournalistin Jenni Zylka hat sein neues Album auch aus diesen Gründen ganz genau angehört. Ihr Gesamteindruck vom Klang und den Themen des neuen Albums: Die 14 Songs seien "soulig-schmachtend, sehr leidend, predigerhaft" – wie immer, meint Zylka, für die das neue Album nichts Neues bietet. Rein inhaltlich erinnerten seine Songtexte sie an Befindlichkeitsprosa – "und ein bisschen an die Themenwelt bei Oscar-Dankesreden: Gott, die Frauen und die Mutter".

Ist Naidoo jetzt Feminist?

Xavier Naidoo hebt in den neuen Songs die Frau in den Himmel, ist er jetzt Feminist? Sie freue sich über jeden Feministen, sagte Zylka. Naidoo sei aber nach wie vor vor allem "schwer spirituell", sagt Zylka.
Zu den Vorwürfen gegen Naidoo meint sie: Wenn man Textzeilen wie "In mir fließt kein Tropfen feiges Blut, ich werde siegen, mein Glück ist besiegelt" auf die Goldwaage lege, finde man in Wortkombinationen wie "Blut, Schweiß, Tränen und sturmerprobt" schwülstige und unangenehme Bilder.
Zylka glaubt aber nicht, dass hinter diesen Songtexten ein System, eine Message stehe. Denn vermutlich wolle Naidoo nicht weiterhin unter dem Verdacht stehen, antisemitisch zu sein oder sich mit den Reichsbürgern gemein zu machen.

Alles wie gehabt

Auch musikalisch biete Xavier Naidoo nichts Neues, so Zylka. "Die Gastrapper", die auf dem Album auch zu hören seien, seien das einzig Moderne. "Das ist aber gar nicht mein Problem. Man kann ja auch ein Retro-Album mache, das gut klingt. Dadurch aber, dass es musikalisch langweilig ist, dass es textlich sehr seicht ist und überhaupt keine Hitqualitäten hat und dass er sich in keine Richtung mehr bewegt, bleibt einfach nicht viel übrig von diesem Album."
(mkn)
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