Zum Tod des Autors Jacques Berndorf

Wegbereiter des Regionalkrimis

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Jacques Berndorf mit Pfeife
Jacques Berndorf war ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher, auch seinen kauzigen Ermittler Siggi Baumeister stattete er in den Krimis mit dieser Leidenschaft aus. © picture alliance / dpa / Thomas Frey
Ulrich Noller im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 04.07.2022
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Jacques Berndorf hat mit seinen Eifel-Krimis Bestseller geschrieben. Die Geschichten rund um den Ermittler Baumeister überzeugten durch Kenntnisreichtum und Identifiaktionspotential, sagt Kritiker Ulrich Noller. Jetzt ist Berndorf 85-jährig gestorben.
Jacques Berndorf war einer der erfolgreichsten Krimiautoren Deutschlands, mehr als sechs Millionen Menschen haben seine Romane gelesen. Jetzt ist der Erfinder des Eifel-Krimis im Alter von 85 Jahren gestorben.  

Vom Journalisten zum Erfolgsautor

Vor seiner Autorenkarriere habe Berndorf jahrzehntelang als Journalist und Krisenreporter gearbeitet, sagt Literaturkritiker Ulrich Noller. Mit dem Start als Krimiautor habe Berndorf auch seinen bürgerlichen Namen Michael Preute abgelegt, ein Zeichen um den Neuabschnitt in seinem Leben zu verdeutlichen. Im Jahr 1989 erscheint Berndorfs erster von rund zwei Dutzend Eifel-Krimis, Romane, die sich um Kapitalverbrechen und Morde drehen. Alle hätten gemeinsam, dass sie „in der Eifel, in dieser Gesellschaft, in dieser Landschaft“ angesiedelt seien, so Noller.
Berndorfs Hauptfigur, der Journalist Siggi Baumeister, ein Charakter mit autobiografischen Zügen, muss die verschiedensten Fälle aufklären und gesellschaftlichen Verstrickungen nachgehen. Schon damals ein Aha-Erlebnis für Noller beim Lesen der ersten Romane:
„Das Ganze hat malenden, gesellschaftskritischen Impetus – man kann sagen, das ist ein starker Charakter mit Identifikationspotenzial und eine Landschaft, die damals für die Krimiszene eine Entdeckung darstellte.“

"Er wusste, wovon er schrieb"

Zugleich seien Berndorfs Geschichten „nicht sonderlich fein“ getextet gewesen: „Eher hemdsärmelig, sprachlich einfach und direkt – was dem großen Erfolg, der sich dann einstellte, keinen Abbruch tat.“ Dass in Berndorfs Geschichten ein Journalist im Mittelpunkt stand, habe dessen Romane umso überzeugender gemacht: „Da wusste einer, wovon er schrieb.“
Mit seiner Krimikarriere habe Berndorf sehr viel in der deutschen Krimilandschaft umgewälzt, das erfolgreiche Konzept des Regiokrimis miterfunden und diesem Genre den Weg bereitet, so Noller.

Die Eifel bekannter gemacht

„Er hat etwas ganz Neues geschaffen – mit einem mehrfachen Identifikationspotenzial, nicht nur über seine Figur, sondern eben auch über diese Landschaft, dieser heimeligen zugleich aber rauen Landschaft, die er da beschrieben und die er ausschraffiert hat.“
Noch immer seien Berndorfs Romane sehr erfolgreich, nicht zuletzt durch Verfilmungen für das Fernsehen und Streamingdienste.
Die Eifel habe durch den Autor große Prominenz bekommen, glaubt Noller. Berndorf habe dort „große Fußstapfen“ hinterlassen: In Hillesheim gebe es ein Krimi-Hotel, eine Krimi-Bibliothek, jede Menge Veranstaltungen und auch einen Krimi-Verlag, zudem spezielle Krimi-Touren und Wanderungen.
„In der Eifel lebt Jacques Berndorf weiter. Er hat diese Landschaft geprägt wie wenig andere und im Grunde genommen hat er sie geradezu verkörpert.“
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