Ilona Einwohlt: „Zicke Zacke Trennungskacke“

Du kommst da durch!

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Buchcover: „Zicke Zacke Trennungskacke“ von Ilona Einwohlt
© Carlsen

Ilona Einwohlt

Zicke Zacke TrennungskackeCarlsen, Hamburg 2022

160 Seiten

15,00 Euro

Von Sylvia Schwab · 26.04.2022
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Viele Kinder müssten die Scheidung ihrer Eltern verarbeiten. „Zicke Zacke Trennungskacke“ bietet Hilfe und macht Mut. Damit junge Leserinnen und Leser ihre Bedürfnisse artikulieren und die Möglichkeit eines Neuanfangs sehen können.
Kinderbücher zum Thema Scheidung gibt es reichlich. Doch mit "Zicke Zacke Trennungskacke" haben Ilona Einwohlt und Regina Kehn noch einmal etwas Neues entwickelt. Nicht nur Konzept und Texte sind ungewöhnlich, auch die Illustrationen und die Botschaft. Es ist ein "Mut- und Mitmachbuch“ mit dem Tenor: Es kann kommen, was will, aber sicher ist, "du kommst da durch"!

Kinder sollen raus aus der Opferrolle

Mit der Bezeichnung "Mut- und Mitmachbuch" ist dann auch schnell das Genre geklärt. Ilona Einwohlt bietet Kindern – unter anderem aus eigener Erfahrung, wie sie im Nachwort schreibt – eine bunte Mischung aus Trennungsgeschichten, psychologischen Erklärungen, Sachinformationen, Mutmachregeln, kreativen Trostideen, Fragebögen zum Ausfüllen, Bildern zum Ausmalen, Tagebuchvorschlägen und weiterführenden Buchtipps an. Im Zentrum stehen das betroffene Kind und seine Ängste, seine Sorgen, seine Einsamkeit und seine Wut.
Für Kinder, die in der "Trennungskacke" stecken, kann dieses Buch voller Empathie und Weitsicht wichtige Orientierung bieten. Vor allem, weil immer wieder die Überzeugung der Autorin durchscheint, dass eine Trennung der Eltern nicht unbedingt zur Katastrophe ausarten muss, wenn es Kindern gelingt, aus der Opferrolle auszubrechen und selbst auf die Entwicklung der Familie Einfluss zu nehmen.
Indem sie ihre Wünsche und Ängste offen aussprechen, ihre Rechte einfordern, sich Verbündete suchen und vor allem lernen, auch mal "Nein" zu sagen.

Mal humorvoll, mal ernsthaft

Das alles klingt schön, überzeugend und klug – manchmal zu klug. Denn es wird viele Kinder geben, die in so desolaten Umständen leben, dass ihnen dieses gut gemachte Bilderbuch weder an die Hand gegeben noch helfen wird. Und es wird Eltern und familiäre Abgründe geben, durch die Kinder nicht "durchkommen" und für immer geschädigt bleiben. Doch das ist nur eine Randbeobachtung, sie spricht keinesfalls gegen den Tenor und den Einfallsreichtum dieses Sachbilderbuchs.
Wohltuend entspannt packt Ilona Einwohlt ihr Thema an. Nicht nur der Aufbau des Buches, auch der Ton ist mit leichter Hand gestrickt. Humorvoll, manchmal schnoddrig erzählt, berichtet, informiert oder fragt sie. Man kann kreuz und quer lesen und blättern, sich "mit dem ganzen Krams" sachlich, neugierig, ernsthaft oder auch kreativ beschäftigen.

Originelle Illustrationen machen Mut

Wozu natürlich auch die originellen Illustrationen von Regina Kehn einen wichtigen Beitrag leisten. Würde man sie alleine – ohne den Text – betrachten, käme man nicht auf die Idee, es mit einem so dramatischen Thema zu tun zu haben. Freche, aufmüpfige Kindergesichter, überraschende Bild-Schrift-Collagen, flotte Tierbilder, witzige Wimmelszenen und kreative Mitmachseiten lockern die Textpassagen auf.
Sie alle signalisieren, dass Abschied nehmen vom alten Leben zwar immer eine traurige Angelegenheit ist, aber gleichzeitig eben auch "die Möglichkeit, Neues zu beginnen"!
Und das gilt auch für Eltern in Trennung oder andere Menschen, die Kinder in einer so schwierigen Situation begleiten. Die "Trennungskacke" muss nicht zum Himmel stinken!

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