Globales Museum

Centre Pompidou wird zum Exportprodukt

Das Kunst- und Kulturzentrum Centre Pompidou in Paris, aufgenommen am 21.8.2014 vom Tour Saint Jacques
Das Kunst- und Kulturzentrum Centre Pompidou in Paris wird eine Filiale in Picassos Geburtsstadt Malaga eröffnen. © AFP / Patrick Kovarik
Von Kathrin Hondl · 04.09.2014
Das Pariser Centre Pompidou expandiert: Nach seiner permanenten Filiale in Metz eröffnet 2015 eine weitere Dependance. Im südspanischen Malaga will das Museum für fünf Jahre Station machen – als Speerspitze seiner weiteren Entwicklung.
"Das Centre Pompidou Malaga verkörpert ein neues Konzept, das die Speerspitze unserer internationalen Entwicklung sein soll: Das provisorische Centre Pompidou."
Ein Centre Pompidou auf Zeit als Exportprodukt also, ist die neue Strategie von Alain Seban, dem Präsidenten des Centre Pompidou. Das Konzept ist eine Art Schnittmenge aus den innovativen Projekten der vergangenen Jahre. Mit dem Centre Pompidou-Metz etablierte man dauerhaft ein zweites Haus außerhalb von Paris. Parallel dazu präsentierte ein sogenanntes "mobiles Centre Pompidou" in einem Zelt für einige Wochen an wechselnden Orten in Frankreich Werke aus der Sammlung.
Weder dauerhaft noch flatterhaft
Weder dauerhaft wie in Metz, noch flatterhaft wie mit dem mobilen Centre Pompidou sollen nun Pariser Kultur-Know-how und Kunstschätze provisorisch exportiert werden. Genutzt werden bereits existierende Gebäude. In Malaga ist das "El Cubo", ein futuristischer Neubau am Hafen, den die Stadt für das Centre Pomidou bereitstellt. Fünf Jahre lang will das Pariser Museum dort Station machen.
Alain Seban: "Eine Zeitbegrenzung ist essenziell für uns, weil wir agil bleiben müssen, um das weltweite Netz zu knüpfen, das in der globalisierten Kunstwelt heute unverzichtbar ist. Aber auch in Frankreich sind provisorische Centre Pompidous denkbar."
Malaga sei das Labor, sagt Alain Seban, wo die neue Strategie ab dem Frühjahr 2015 ausprobiert wird. Die Geburtsstadt Picassos sei dafür ein idealer Standort:
"Malaga ist eine Großstadt mit 600.000 Einwohnern und ein wichtiges Tourismus-Zentrum mit 4 Millionen Besuchern jährlich. Und es ist eine Stadt, die dem südlichen Mittelmeer zugewandt ist - eine Brücke zwischen Europa und Nordafrika, dessen Küste nur wenige Kilometer entfernt ist."
Auf etwas mehr als 6000 Quadratmetern sollen im Centre Pompidou Malaga eine Dauerstellung mit 80 Hauptwerken aus der Pariser Sammlung, sowie zwei bis drei Wechselausstellungen gezeigt werden. Daneben sind - wie im Pariser Haupthaus - auch Bühnen- und Filmprojekte, sowie Angebote für Kinder und Jugendliche geplant. Etwa 1,5 Millionen Euro jährlich soll die Stadt Malaga dafür bezahlen, die auch die Kosten für den museumsgerechten Umbau des Gebäudes übernimmt.
Kultur gegen die Krise
Im Krisenland Spanien setzt Malaga, das bereits rund 30 Museen besitzt, auf den Standortfaktor Kultur - so Malagas begeisterter Bürgermeister Francisco De La Torre Prados in Paris:
"Mit dem Centre Pompidou Malaga kommt die kulturelle Präsenz Frankreichs einen außerordentlichen Schritt voran. Und das bedeutet auch einen großen Schritt vorwärts für Malaga, eine innovative Stadt an der Spitze des Fortschritts und der Kreativität."
Das Centre Pompidou Malaga wird ein Win-win-Projekt für alle Beteiligten - das war das Credo sowohl des Bürgermeisters aus Spanien als auch des Centre Pompidou-Präsidenten bei ihrer Präsentation in Paris. Ob sie recht behalten, wird man frühestens im Frühjahr 2015 beurteilen können - wenn das provisorische Museum eröffnet ist.
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