Donatella Versace mit ihren aufgespritzten Daisy-Duck-Lippen oder Silvio Berlusconi mit seinem schütteren Haarimplantat: Berufsjugendliche sind Menschen, die es nicht hinkriegen, alt zu werden, ohne sich lächerlich zu machen. Bei Gabriele Susanne Kerner aus Hagen, besser bekannt als Nena, liegt der Fall anders: Die inzwischen 55 Jahre alte vierfache Großmutter scheint optisch tatsächlich nicht zu altern. Die Klatschpresse rätselt: Liegt es daran, dass sie literweise Mondwasser trinkt? Am gesunden Lebenswandel insgesamt? Oder doch nur am besten Chirurgen der Stadt?

Dank Medizin, Hygiene und Wohlstand ist die Lebenserwartung in Deutschland in den vergangenen 100 Jahren um mehr als 30 Jahre gestiegen. Die neue Generation älterer Leutchen trägt schon lange nicht mehr zwingend zahnbelagfarbene Popelinemäntel und Komfortschuhe.

Nena ärgert sich trotzdem. Denn für Frauen, die das fortpflanzungsfähige Alter überschritten haben, scheint weiterhin das unausgesprochene Gesetz zu gelten, sich nicht sexy oder aufreizend geben zu dürfen. Mit vorgerücktem Alter dann doch bitte lieber elegant und dezent.

Klar. Das leuchtet ein, aber selbst bei Popmusikern, denen zugestanden wird, nach anderen Gesetzen altern zu dürfen als der Rest der Menschheit, gibt es Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein. So spricht zum Beispiel – obwohl sicher beide unter recht ähnlichen narzisstischen Störungen leiden, bisher keiner vom "Mick-Jagger-Syndrom". Das "Madonna-Syndrom" hingegen als diffuses Anti-Aging-Programm aus Esoterik, Gesundheitswahn und Fitness wurde sehr wohl identifiziert.

Nenas Credo lautet: Lasst jeden auf genau die Weise altern wie er oder sie will. Auch weibliche Teilnehmer. Und: Streicht das Wort "berufsjugendlich" ersatzlos! Denn am Ende entlarvt es nur den, der es benutzt – als engstirnige Spaßbremse.