Psychologe Bertolt Meyer über Putin

"Widerwärtiges Blut-und-Boden-Geschwafel"

07:05 Minuten
Russlands Präsident Wladimir Putin spricht in ein Mikrofon.
Für den Psychologen Bertolt Meyer sind Putins Reden unerträgliches "Geschwurbel". © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Alexei Nikolsky
Bertolt Meyer im Gespräch mit Jana Münkel |
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Sergej Lawrow machte auf dem G20-Treffen der Außenminister deutlich: Russland wird nicht von der Ukraine ablassen. Wladimir Putin dürfe deshalb auf keinen Fall am Herbst-Gipfel teilnehmen, sagt der Psychologe Bertolt Meyer. Russland müsse geächtet werden.
Er kam, hielt eine Rede, die etliche provozierte, und reiste fast sofort wieder ab: Russlands Außenminister Sergej Lawrow führte offenbar noch einige bilaterale Gespräche, nahm sich aber beispielsweise nicht die Zeit, sich die Rede von Annalena Baerbock anzuhören, die einiges zu seiner Rede zu sagen hatte.
Auf dem Außenministertreffen der G20 auf Bali ist also demzufolge wenig passiert, um das angespannte Verhältnis zwischen Russland und einigen anderen Ländern etwas zu entspannen.

Lob für Baerbock

„Schäbig, aber psychologisch nachvollziehbar“, findet der Psychologe Bertolt Meyer, Professor an der Technischen Universität Chemnitz, das Verhalten Lawrows. Großes Lob erteilt er dessen Amtskollegin Baerbock: Die Grünen-Politikerin habe in ihrer Rede eine klare, unmissverständliche Sprache geführt – „das finde ich sehr gut“.  Die Ministerin habe die verurteilende Position, zumindest der G7, gegenüber dem russischen Angriffskrieg deutlich gemacht.
Scharf reagiert er dagegen auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der einmal mehr damit drohte, die russischen Angriffe und Übergriffe in der Ukraine seien erst der Anfang. Putins „widerwärtiges Gerede von einer De-Nazifizierung – das ekelt mich so an“, sagt Meyer. Denn dies bedeute nichts anderes als eine „De-Ukrainisierung der Ukraine“.

"Ein völkisch-nationalistischer Angriffskrieg"

Der Psychologe fügt hinzu: „Das muss man sich mal vorstellen: Da führt eine Atommacht einen völkisch-nationalistischen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat. Mit irgendwelchem Geschwurbel von der angeblich historischen Einheit eines Volkes, die man wieder herstellen müsse." Das sei schlicht „Blut-und-Boden-Geschwafel“. Vor diesem Hintergrund müsse alles dafür getan werden, um der Ukraine zu helfen, „ihre territoriale Integrität wiederherzustellen“.
Ebenso klar ist für Meyer: Putin habe beim G20-Gipfel im Herbst nichts zu suchen. Russland müsse ganz klar ausgegrenzt werden – das Land müsse „zu einem internationalen Paria“ gemacht werden. Auch Länder wie China, die auf Europa als wichtigem Absatzmarkt angewiesen seien, sollte sich fragen, ob es nicht an der Zeit sei, Position zu beziehen.

Putins Drohungen ernst nehmen

Der Psychologe ist zudem überzeugt: „Alle Drohungen, die Putin ausstößt, muss man sehr ernst nehmen, weil er in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er dazu tendiert, die allermeisten Drohungen, die er gegenüber der Ukraine ausstößt, auch wahr zu machen.“
(mkn)

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