Eröffnung Frankfurter Buchmesse 2022
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. © picture alliance / dpa / Arne Dedert
Kein ungetrübtes Branchenfest
06:15 Minuten

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause öffnet die Frankfurter Buchmesse heute für Fachbesucher. Bei der Eröffnungszeremonie wurde an die friedensstiftende Funktion von Büchern erinnert, zugleich auf die schwierige Lage der Buchbranche hingewiesen.
Mit royalem Besuch und Appellen für einen stärkeren demokratischen Diskurs ist in Frankfurt die diesjährige Buchmesse gestartet worden. Zur feierlichen Eröffnung kamen das spanische Königspaar und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an den Main. König Felipe VI und seine Frau, Königin Letizia, repräsentieren das diesjährige Gastland.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte, die Zerstörung von Bibliotheken und Verlagen in der Ukraine müsse alle zur Hilfe motivieren. Materielle Hilfe für den Wiederaufbau von Buch- und Verlagswesen sei ein Dienst an der Wahrheit: "ein Akt im Kampf gegen die mörderische Lüge und für die Aufklärung". Er äußerte die Hoffnung, dass die Buchmesse zum "Lichtblick in unserer oft dunklen Gegenwart" wird.

König Felipe VI von Spanien (M) und Königin Letizia mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Frankfurter Buchmesse.© picture alliance / dpa / dpa / POOL / Arne Dedert
Weniger Verlage, höhere Kosten
Bei aller Feierlichkeit ist die Buchmesse vor allem ein Marktplatz der Branche. Und die hat sich in der Pandemie laut Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, zwar als „krisenfest“ erwiesen, doch jetzt kämpfe sie mit hohen Energiepreisen und enorm gestiegenen Papierkosten.
Immerhin: Nach zwei Jahren Coronapause kehrt die Messe in diesem Jahr wieder zum Normalbetrieb zurück, es gelten kaum Auflagen. Zuletzt hatte die Buchmesse nur digital beziehungsweise eingeschränkt in Präsenz stattfinden können.
Allerdings: Es sind diesmal „nur“ mehr als 4.000 Aussteller aus rund 95 Ländern zu Gast. Bei der letzten Buchmesse vor der Pandemie waren es rund 7000.
Schwerpunktland Spanien
Gastland ist in diesem Jahr Spanien, ein zweites Mal nach 1991. Das Land wird von einer großen, 200 Personen starken Delegation vertreten, um die heimische Literatur und Vielsprachigkeit zu präsentieren.
Friedenspreis für Serhij Zhadan
Der ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan wird zum Abschluss der Messe am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Die ukrainischen Verlage hoffen, auf der Messe von dem weltweit gestiegenen Interesse an der Literatur ihres Landes zu profitieren. Dass ausländische Verleger mehr Lizenzen zum Übersetzen ukrainischer Werke erwerben, sei sehr wichtig für die vom Krieg schwer angeschlagene Buchbranche, sagt die Direktorin des Ukrainischen Buchinstituts, Oleksandra Kowal.
Deutscher Buchpreis geht an "Blutbuch"
Am Montagabend erhielt Kim de l'Horizon bereits bei einem Festakt im Kaisersaal des Frankfurter Römers den Deutschen Buchpreis 2022 für den Roman „Blutbuch“. Damit geht die renommierte Auszeichnung das erste Mal in der Geschichte des Buchpreises an eine Person, die sich als nonbinär bezeichnet.
Die Preisverleihung hatte eine spektakuläre Note. Während der Dankesrede rasierte Kim de l'Horizon sich die Haare ab und sagte unter tosendem Applaus: "Dieser Preis ist nicht nur für mich. Ich denke, die Jury hat diesen Text auch ausgewählt, um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe, für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden. Dieser Preis ist offensichtlich auch für die Frauen im Iran, zu denen wir alle schauen."
Die Islamische Republik Iran hatte ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse abgesagt. Als Grund für den Rückzug wurde die Annahme genannt, die Buchmesse könne sich in innere Angelegenheiten des Landes einmischen.
Der deutsch-iranische Verleger Madjid Mohit sieht darin ein gutes Zeichen: Die Absage zeige, dass die iranische Regierung die seit Wochen anhaltenden Proteste im Land sehr ernst nehme, sagt er. Das Regime befürchte offenbar, auf der Buchmesse heftigen Gegenwind zu bekommen, da die Protestbewegung auch außerhalb des Irans inzwischen viel Unterstützung erfahre.
(ahe/gem/dpa/epd/kna)