Erschossen von der Polizei

"Vanity Fair" ehrt Breonna Taylor

07:40 Minuten
Jemand hält ein Plakat und Luftballons in die Luft, um an Breonna Taylor zu erinnern.
Einer der vielen Fälle von Polizeigewalt in den USA: Breonna Taylor auf einem Plakat. © Getty Images/ Brett Carlsen
Malcolm Ohanwe im Gespräch mit Massimo Maio |
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Breonna Taylor wurde im März 2020 in ihrer Wohnung in Louisville von Polizisten erschossen. Im Zuge der Black Lives Matter-Proteste nach dem Tod George Floyds bekam auch ihr Fall größere Öffentlichkeit. "Vanity Fair" zeigt sie nun auf dem Cover.
Mit acht Kugeln wurde die Schwarze Breonna Taylor in ihrer Wohnung in Louisville am 13. März 2020 erschossen. Polizisten in Zivil waren in die Wohnung eingedrungen, ohne sich auszuweisen - Breonnas Ex-Freund war unterstellt worden, mit Drogen zu handeln. Ihr aktueller Lebenspartner hielt die Beamten für Einbrecher und schoss mit seiner Waffe auf sie. Im darauf folgenden Schusswechsel starb Breonna Taylor.

Die Erinnerung wach halten

"Der Fall soll nicht in Vergessenheit geraten", sagt Kulturjournalist Malcolm Ohanwe. Breonna Taylor war auf dem "Vanity Fair"-Cover und dem Titelbild des Lifestyle-Magazins "O" von Oprah Winfrey, Showgrößen wie Alicia Keys und Cardi B. erzählen ihre Geschichte.
Die verantwortlichen Polizisten sind noch nicht verurteilt. Einen Erfolg kann die Black Lives Matter-Bewegung dennoch schon verbuchen: In Louisville wurde das Gesetz geändert. Wohnungsdurchsuchungen dürfen nicht mehr in Zivil durchgeführt werden und auch nicht ohne, dass die Polizisten sich deutlich ausweisen, berichtet Malcolm Ohanwe.
Die Illustration auf dem "Vanity Fair"-Cover stammt von der Malerin Amy Sherald. Der Redakteur dieser speziellen Ausgabe ist Ta-Nehisi Coates. "Ihm war es wichtig, vor allem die Stimmen der Betroffenen so unverfälscht wie möglich stehen zu lassen", so Ohanwe.
Doch es gibt auch Kritik an der Ausgabe, das Magazin "schmücke" sich mit dem Fall, heißt es. "Ta-nehisi Coates hat selbstverständlich mit der Familie zusammengearbeitet für das Projekt. Und es war ihnen wichtig, dass es auch Bilder von Schönheit, von Stärke gibt, gerade weil wir so gewohnt sind, Schwarze Körper in einem wehleidigen Kontext zu konsumieren", sagt Malcolm Ohanwe.

Kritik an Memes auf Social Media

Ohanwe findet die Kritik an der Aufarbeitung auf Social Media nachvollziehbarer. Viele Social Media-User auf Twitter oder TikTok würden mittlerweile vermeintlich belanglose Strandbilder oder Selfies hochladen, mit Texten wie: "Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor ermordet haben." Das sorge natürlich für Aufmerksamkeit, "aber ob das ein pietätsvoller Weg ist, einer toten Person zu gedenken, sei dahingestellt", so Ohanwe.
(nho)
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