Schwarze US-Sportmillionäre

Athleten investieren ihr Geld in Frauen- und Bürgerrechte

04:45 Minuten
Tennisspielerin Serena Williams am 2. Juni 2018 in Paris. Eine Frau steht auf einem Tennisplatz, hat eine Faust geballt und freut sich.
Weniger als zwei Prozent von Investorengeldern fließen in den USA in von Frauen geleitete Firmen. „Wie ist das möglich?“, fragt Tennisstar Serena Williams. © imago images/Kyodo News
Von Kerstin Zilm · 16.08.2020
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Das Klischee: Profisportler kaufen teure Autos und Villen. In den USA überlegen Stars wie Serena Williams und LeBron James aber mittlerweile ganz genau, wofür sie ihr Geld ausgeben.
Der 11. März war ein besonderer Tag in der US-Sportwelt. Nicht nur weil die NBA ihre Spiele bis auf Weiteres wegen des Coronavirus suspendierte. Lakers-Superstar LeBron James und sein Geschäftspartner Maverick Carter sicherten sich 100 Millionen Dollar für ihre "SpringHill Company", ein Medienkonzern, in den James selbst schon Millionen gesteckt hat. Er ist nach den Sozialwohnungen in Akron, Ohio benannt, in denen beide aufgewachsen sind, und wo James bereits eine Schule gegründet hat.
Ziel der "SpringHill Company" sei es, bisher unterrepräsentierten Gruppen Medienzugang zu garantieren, sagte LeBron James in einem Interview mit Bloomberg-TV:
"Diese Investition erlaubt uns, größer zu werden, noch mehr Leuten eine Stimme zu geben: Wir wollen Geschichten erzählen, mit denen sich möglichst viele zu Hause identifizieren können."


Earvin "Magic" Johnson beschreibt diese Zeiten, in denen der Kampf gegen Rassismus in den USA weite Schichten der Gesellschaft erreicht hat, als optimal für Sportlerinnen und Sportler, ihre Millionenhonorare klug zu investieren, sowie gleichzeitig schwarze Gemeinden und Stimmen zu stärken.
Baskeballspieler Forward LeBron James am 8. März in Los Angeles. Ein Mann steht auf einem Spielfeld. 
Basketballspieler LeBron James will Schwarzen Menschen eine Stimme geben.© imago images/Icon SMI
Schon in den 90ern kaufte der LA-Lakers-Star Lizenzen für Kinos und Starbucks-Cafés in Vierteln, wo vor allem Afroamerikaner wohnen, schaffte dort begehrte Jobs und wertete die Viertel auf.


Zu Johnsons Finanzimperium gehören inzwischen Fernsehkanäle, Sportmannschaften, Lebensversicherungen und ein Lebensmittelservice. Johnson bei einer Investorenkonferenz:
"Unternehmen suchen heute nach Möglichkeiten, Minderheiten zu repräsentieren. Meine Firma liefert ihnen zum Beispiel gesundes Essen und gleichzeitig diese Repräsentation. Deshalb arbeiten sie mit mir."

Investitionen gehen mit sozialem Engagement einher

Für viele US-Athletinnen und Athleten wird es immer wichtiger, sich nicht nur auf dem Spielfeld und außerhalb politisch zu äußern. Sie wollen auch ihre Investitionen mit sozialem Engagement verbinden. So investierte Michael Jordans Firma "Jumpman23" beispielsweise, inspiriert von der "Black Lives Matter"-Bewegung, über eine Million Dollar in Organisationen, die sich für Rassengleichheit und das Wahlrecht für ehemalige Häftlinge einsetzen.


Wenn Tennisstar Serena Williams entscheidet, in welche Start-ups sie ihr Geld anlegt, hat sie soziale Gerechtigkeit im Hinterkopf. Ihrer Investmentfirma "Serena Ventures" geht es darum, Minderheiten und Frauen Zugang zu Kapital aus Silicon Valley zu verschaffen, in sich schon ein politischer Akt.
Der ehemalige Basketballspieler Michael Jordan im Januar 2020 in Paris. Ein Mann freut sich.
Der ehemalige Basketballspieler Michael Jordan investiert sein Geld ebenfalls in Bürgerrechte.© imago images/PanoramiC/JBAutissier
"Ich habe erfahren, dass weniger als zwei Prozent von Investorengeldern in Unternehmen fließen, die von Frauen geleitet werden, noch weniger in Unternehmen von nicht-weißen Frauen. Weniger als zwei Prozent. Wie ist das möglich? Deshalb konzentriere ich mich jetzt auf diese Firmen."
Sicher hatte Serena Williams auch Einfluss auf die Entscheidung ihres Mannes Alexis Ohanian, Mitbegründer der Social-News-Site "Reddit", eine Million Dollar in Colin Kaepernicks "Know Your Rights"-Clubs zu investieren.

Kontrolle über die eigenen Geschichten

Die unterstützen afroamerikanische Jugendliche und Jugendliche mit lateinamerikanischem Hintergrund im Kampf für Gerechtigkeit. Die Organisation zahlt außerdem Anwälte, die verhaftete "Black Lives Matter"-Demonstranten vertreten. Kaepernick, der ehemalige NFL-Quarterback, gründete "Know Your Rights" kurz nachdem er von der Football-Liga wegen seines Protests gegen Polizeibrutalität kalt gestellt wurde.
Er investiert Millionen in die Organisation und hat ihr vor Kurzem eine Covid-19-Stiftung hinzugefügt, weil Schwarze und Lateinamerikaner in den USA am schwersten von den Folgen des Virus betroffen sind. Jetzt hat Kaepernick außerdem einen Verlag gegründet, der nicht-weiße Stimmen fördert.
"Kontrolle über unsere Geschichte und Geschichten ist entscheidend, um unsere Bildung von Folgen der Kolonialisierung zu befreien. Durch diese Kontrolle sehen wir uns nicht mehr nur durch die Augen anderer, sehen die Welt anders und verändern außerdem, wie die Welt uns sieht."
Ein Anliegen, in das mehr und mehr US-Sportlerinnen und Sportler bereit sind, ihre Millionen zu investieren.
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