Doku-Film „What You Gonna Do When the World’s on Fire?"

Rassismuserfahrungen Schwarzer Jugendlicher in Louisiana

Ronaldo und sein jüngerer Bruder Titus in dem Dokumentarfilm "What You Gonna Do When the World's on Fire"?
Der 14-jährige Ronaldo und sein jüngerer Bruder Titus stehen im Mittelpunkt der Dokumentation des Regisseurs Roberto Minervini. © Grandfilm
Von Anke Leweke |
Für den 14-jährigen Ronaldo und seinen kleinen Bruder Titus befindet sich das Leben permanent im Ausnahmezustand. Der Film "What You Gonna Do When the World’s on Fire?" zeigt den Alltag Schwarzer Jugendlicher in Louisiana.

Schießereien in der Dunkelheit

Eigentlich reiste der italienische Regisseur Roberto Minervini nach Louisiana, um dort einen Film über die Musik der 1930er-Jahre zu drehen. Doch angesichts der Gewalt gegen Schwarze verwarf er die Idee und beobachtete den Alltag der afro-amerikanischen Community. Es ist ein Leben, das sich, wie der Titel "What You Gonna Do When the World’s on Fire?" schon sagt, permanent im Ausnahmezustand befindet. So bekommen der 14-jährige Ronaldo und sein kleiner Bruder Titus von ihrer Mutter erklärt, dass sie nach Hause kommen müssen, sobald die Straßenlaternen angehen. In der Dunkelheit komme es immer wieder zu Schießereien.

Die Kamera sucht Nähe und Distanz

Die Kamera ist stets nah dran, zeigt Gesichter, Gesten und Gespräche aus nächster Nähe, und dennoch bewahrt der Film Distanz. Er wartet bis seine Gegenüber sprechen, sich öffnen, die Kamera als Wegbegleiterin wahrnehmen. Dann liegt man mit Ronaldo und Titus auf dem Bett: Der Ältere erklärt dem Jüngeren, was es bedeutet, Schwarzer im Süden der USA zu sein.
Wenn der Film die Bar der Sängerin und ehemaligen Drogenabhängigen Judy Hill aufsucht, erlebt man eine Frau, die versucht, sich eine eigene Existenz aufzubauen, die mit ihren Gästen und Freunden die Geschichte der Schwarzen reflektiert - von der Sklaverei bis hin zur Polizeigewalt und dem Rassismus der Gegenwart. Währenddessen versuchen die New Black Panther die Nachbarschaft für Protestaktionen zu gewinnen, leisten aber auch konkrete soziale Hilfe.
Die gestochen scharfe Schwarzweiß-Fotografie verleiht den einzelnen Handlungssträngen etwas Universelles, hier werden keine Einzelfälle erzählt. Gleichzeitig haben die Bilder etwas sehr Intimes.

Fazit:

Minervinis behutsam beobachtender Film zeigt Innenansichten zu den gegenwärtigen Debatten. Er gewährt einen Einblick in einen Alltag, der geprägt ist vom permanenten Kampf gegen Rassismus und handelt wirklich von einer brennenden Welt.

"What You Gonna Do When the World’s on Fire?"
Regie: Roberto Minervini
Italien/USA 2018, 123 Minuten

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