Eine Analyse der Kräfte

Ringen um die Ordnung im Nahen Osten

Der deutsche Politologe Volker Perthes von der Stiftung Wissenschaft und Politik
Der Politologe Volker Perthes © picture-alliance/ ZB/ Jan Woitas
Volker Perthes im Gespräch mit Christian Rabhansl · 12.09.2015
Von der Aufbruchstimmung des Arabischen Frühlings ist kaum etwas geblieben. Statt neuer demokratischer Staaten sind neue autokratische Strukturen oder gar Chaos entstanden. Volker Perthes sieht den Nahen Osten am "Beginn einer Phase der Turbulenz".
Sein Essay ist kurz, knapp, dicht – und trotzdem gut lesbar. Perthes umreißt die historischen Umbrüche und die fehl geschlagenen westlichen Interventionen. Und er macht deutlich, dass ausschließlich die Diplomatie Chancen hat, wirklich etwas zu verändern. Den Islamischen Staat bekämpfen und in Syrien wieder Frieden schaffen? Perthes wirbt für mühsame Gespräche. Die entscheidende Rolle käme dabei Iran und Saudi-Arabien zu:
"Hier sind zwei wichtige Staaten, die funktionieren, egal wie gut uns die Regime oder Regierungen gefallen, die noch Teil des Problems sind, aber Teil der Lösung werden müssen."
"Ohne Saudi-Arabien und Iran wird man den Bürgerkrieg in Syrien nicht beenden können"
Weiter betont Perthes: "Ohne Saudi-Arabien und Iran wird man im Nahen Osten keine neue Ordnung schaffen können. Ohne Saudi-Arabien und Iran wird man den Bürgerkrieg in Syrien nicht beenden können. Ohne Saudi-Arabien und Iran wird man das Gift der sunnitisch-schiitischen Polarisation nicht wieder in die Flasche bekommen, aus der es auch mit Hilfe Irans und Saudi-Arabiens herausgelassen worden ist."
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
© Suhrkamp Verlag
In der Vergangenheit hätten die USA und Europa oft den Fehler gemacht, politische Stagnation mit Stabilität zu verwechseln. Nun habe sich die bekannte Ordnung aufgelöst. „Wenn wir zu irgendeiner Form der Ordnung zurück wollen, können wir das nicht von außen machen. Sondern wir müssen mit lokalen Staaten reden und versuchen, sie dazu zu bringen, ihre eigenen Konflikte miteinander zu überwinden." Als Vorbild nennt Perthes den Friedensschluss des Wiener Kongresses nach den verheerenden Napoleonischen Kriegen in Europa.

Volker Perthes: Das Ende des Nahen Ostens, wie wir ihn kennen
Suhrkamp-Verlag, Berlin 2015
144 Seiten, 14 Euro

Mehr zum Thema