Die heilige Johanna im Wandel der Theatermoden

Von Barbara Sichtermann |
Jeanne d'Arc, Tochter eines Bauern, gefeierte Kriegsführerin und verurteilte Ketzerin: Vor 600 Jahren wurde sie geboren. Ihr Schicksal inspirierte zahlreiche Dramatiker und Komponisten wie Shakespeare, Verdi, Brecht und Shaw zu klassischen Bühnenwerken.
Mit 17 hörte Jeanne das erste Mal Stimmen, die ihr sagten, sie sei diejenige, die Frankreich von den englischen Besatzern befreien solle. In Frankreich tobte damals der später so genannte Hundertjährige Krieg. Die Engländer hatten seit Generationen ihren Festlandbesitz im Norden Frankreichs verteidigt und durch Heiratspolitik und Eroberung nach und nach vergrößert. Unter Heinrich V. setzten sie 1415 zu einer neuen Offensive an. Sie verbündeten sich mit dem Hause Burgund und unterwarfen weitere Domänen und Handelsstädte, inklusive Paris, ihrer Oberhoheit. Und sie griffen ungeniert nach der französischen Krone.

Dramatiker wollte die Außergewöhnliche auf der Bühne immer wieder zu neuem Leben erwecken. Es versteht sich, dass die Johanna des Theaters immer die Johanna der Stückeschreiber ist, und so gibt es in der dramatischen Literatur lauter Jungfrauen, die untereinander wenig Ähnlichkeiten aufweisen – ganz zu schweigen von Übereinstimmungen mit der historischen Jeanne, über die noch aus einer Menge alter Quellen viel bekannt ist.

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