„Call Jane“ im Kino
Elizabeth Banks spielt Joy © picture alliance / Associated Press / Wilson Webb
Von der Hausfrau zur Frauenrechtlerin
06:04 Minuten

Ihre zweite Schwangerschaft wird für sie tödlich enden, sagt Joys Arzt. Sie entschließt sich deshalb zu einer Abtreibung – nahezu unmöglich im Jahr 1968. Sie schließt sich Aktivistinnen an, politisiert sich und kämpft für das Recht am eigenen Körper.
Worum geht es?
Phyllis Nagy erzählt in „Call Jane“ von der politisch unbekümmerten Hausfrau Joy, die zum zweiten Mal schwanger ist und erfährt, dass sie die Schwangerschaft wahrscheinlich nicht überleben wird.
Doch eine Abtreibung, die sie und ihr Mann daraufhin wollen, wird von allen Seiten abgelehnt.

Schicksalsgemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel: Sigourney Weaver als Virginia© DCM / Wilson Webb
Da findet Joy einen Zettel mit einer Telefonnummer und dem Hinweis „Call Jane“. Sie ruft an und bekommt eine illegale Abtreibung vermittelt.
Joy erfährt, dass ein geheimes Netzwerk an Frauen diese Abtreibungen organisiert. Und obwohl sie keine Aktivistin ist, wird Joy schnell Teil der Gruppe und ändert so ihre Einstellung zum Leben und zur Politik.
Was ist das Besondere?
Nagys Film schildert in ihrem auf Fakten basierenden Film den Kampf amerikanischer Frauen für das Recht auf Abtreibung, das zwar mit dem Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ landesweit kodifiziert, dieses Jahr aber wieder vom Obersten Gerichtshof in den Vereinigten Staaten gekippt wurde.
„Call Jane“ zeigt, wie heikel und gefährlich die Arbeit der Frauen für alle Beteiligten ist, wie die weibliche Solidarität immer auch an sozialen Klassenunterschieden zu zerbrechen droht. Reiche, weiße Hausfrauen und arme schwarze Alleinerziehende bilden aber mit der Zeit eine Schicksalsgemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel.
Besonders gelungen ist der Film vor allem dann, wenn er sich heitere und komische Momente erlaubt. Das unterscheidet ihn von den ernsten, tragischen Abtreibungsdramen, die üblicherweise ins Kino kommen.
Bewertung
Die Aktualität und politische Dringlichkeit von „Call Jane“ wurde von der Realität unterstrichen. Der Kampf um das Recht auf Abtreibung in den USA ist nicht zu Ende. Die Geschichte und die Pionierarbeit von Joy und ihren Mitstreiterinnen wird zu einem zwingenden Porträt weiblicher Emanzipation und Politisierung.
Ein halbes Jahrhundert später müssen diese Biografien als motivierendes Beispiel für alle dienen, die sich für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung einsetzen.
Call Jane
Drama, USA 2022
Regie: Phyllis Nagy
mit, u.a. Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Chris Messina, Kate Mara
Länge: 122 Minuten. FSK 12