Buchmesse-Splitter #fbm15

Gut gewürzt, aber nicht scharf genug

Eine Besucherin schaut sich am 13.10.2015 im Pavillon des Gastlandes Indonesien auf der Buchmesse in Frankfurt am Main antike, ausgestellte Schriftstücke an.
Lampion- und Gewürzsalon - der Pavillon des Gastlandes Indonesien auf der Buchmesse in Frankfurt am Main. © picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen
Von Elke Schlinsog · 16.10.2015
Im Pavillon des Gastlandes der Buchmesse erfährt man zwar allerlei über Pfeffer und Chili. Und dass in Indonesien ein gutes Smartphone wichtiger ist als ein gutes Buch. Doch die politische Brisanz, die in seiner Geschichte steckt, findet man zwischen den Gewürzen weniger.
Beim Fest des S. Fischer-Verlages höre ich zum ersten Mal von der schönen Tradition am letzten Buchmessetag: Mit dem Gongschlag treten alle Büchermenschen in die Reihen – und Klatschen! Minutenlang...
Stell sich das mal einer in der filigranen Konstruktion des Indonesien-Pavillons vor. Stoffbezogene Lampions baumeln zuhauf von der Decke bis hinunter zum Boden. Wie durch einen Dschungel streift man zwischen den Säulen umher. Schon bei meinem ersten Eintreten stupste ein kräftiger Besucher vor mir recht kräftig an eine und brachte damit weitere 20 – 30 Säulen ordentlich in Bewegung.
Im Pavillon des Gastlandes der Buchmesse erfährt man zwar allerlei: über Pfeffer und Chili, dass in Indonesien ein gutes Smartphone wichtiger ist als ein gutes Buch oder auch welch phantastische Kraft die Comics aus Indonesien haben – das sind temporeiche "Jam Strip", eine Art Comic-Staffellauf. Doch die politische Brisanz, die das Gastland mit seiner Geschichte mitbringt, findet man zwischen den Gewürzen und indonesischen Instrumenten weniger.
Die indonesische Autorin Leila Chudori (Mitte) und Silke Behl, eine der besten deutschen Kennerinnen Indonesiens mit Moderator Joachim Scholl auf der Deutschlandradiobühne bei der Frankfurter Buchmesse 2015.
Die indonesische Autorin Leila Chudori (Mitte) und Silke Behl, eine der besten deutschen Kennerinnen Indonesiens mit Moderator Joachim Scholl auf der Deutschlandradiobühne bei der Frankfurter Buchmesse 2015.© Deutschlandradio / Selma Nayin
Dass Indonesien außer Chili und Pfeffer ein politisches Trauma im Gepäck hat, nämlich das Jahr 1965 mit einem der größten Massaker des 20. Jahrhunderts, kriegt man im Lampion- und Gewürzsalon der Buchmesse leider wenig mit. Die politischste Buchmesse seit Langem, die sich Buchmessechef Jürgen Boos wünschte, erlebt man in den Buchhallen und auch außerhalb des Messegelände wirklich allerorten – nur wenig im Indonesien-Pavillon. Dafür muss man vielmehr die Bücher von Laksmi Pamuntjak und Leila Chudori lesen. Und die bringen uns richtig in Bewegung.
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