Ausgestorbene Tiere

Schuld ist meistens der Mensch

14:36 Minuten
Historische Illustration eines Auerochsen.
Der Auerochse oder Ur ist eine in ihrer Wildform ausgerottete Art der Rinder. © Staatsbibliothek zu Berlin / DuMont Buchverlag
Bernhard Kegel im Gespräch mit Joachim Scholl · 23.11.2021
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Der Autor und Biologe Bernhard Kegel porträtiert in seinem aktuellen Buch 50 ausgestorbene Tiere. Es sei manchmal schwer zu ertragen, wie der Mensch mit vielen Tierarten umgehe, sagt er. Allerdings gebe es auch hin und wieder Hoffnungsschimmer.
"Endlinge" nennt die Wissenschaft die letzten Tiere ihrer Art. Viele Tierarten, von denen es nur noch wenige Exemplare gibt, leben in Zoos. Es sei ein beklemmendes Gefühl, Tiere zu sehen, die ohne das Wissen um das Schicksal ihrer Art in Käfigen herumtigerten, sagt der Biologe Bernhard Kegel.
"Grundsätzlich muss man sagen: Tier- und Pflanzenarten haben nur eine begrenzte Lebensdauer", sagt Kegel. Säugetierarten beispielsweise lebten rund vier bis sechs Millionen Jahre auf der Erde. Nur wenige Arten hätten sich seit Hunderten Millionen Jahren nicht verändert.
Historische Illustration eines Quagga, einer ausgestorbene Zebra-Form.
Das letzte Quagga starb 1883 in einem Amsterdamer Zoo.© Staatsbibliothek zu Berlin / DuMont Buchverlag

Massive Eingriffe in den Lebensraum

Dennoch gilt oft der Mensch als schuldig, wenn Tierarten verschwinden. Bei manchen habe der Mensch so massiv in den Lebensraum eingegriffen, dass sich kaum mehr rekonstruieren lasse, was der ausschlaggebene Grund gewesen sei, so Kegel.
In Hawai, wo der Singvogel Schuppenkehlmoho (ausgestorben 1987) lebte, habe der Mensch zum Beispiel nicht nur die Wälder massiv abgeholzt, sondern auch eine Vogelkrankheit eingeschleppt.

"Wenn man sich die Aussterbegeschichten der Tiere anguckt, ist es manchmal schwer zu ertragen, wie ignorant die Menschen dieser Tierwelt gegenübergetreten sind. Sie haben einfach gejagt und totgeschlagen."

Bernhard Kegel

Man könne ein Buch zu diesem Thema deswegen nicht einfach als schönes Bilderbuch anlegen, sagt Kegel. Allerdings gebe es auch Hoffnungsschimmer: Mit großen Anstrengungen werden auch immer wieder Arten vom Menschen gerettet.

Die wiederentdeckten Arten

Und es werden auch ab und an Tierarten wiederentdeckt, die als verschwunden galten. "Berühmtestes Beispiel ist der Quastenflosser, den man lange Zeit für ausgestorben hielt", sagt Kegel. Mit dem Etikett "ausgestorben" müsse man sehr vorsichtig sein.
Historische Illustration eines Riesenfaultiers.
Das letzte Exemplar der Riesenfaultiere starb bereits vor 10.000 Jahren.© Staatsbibliothek zu Berlin / DuMont Buchverlag
Damit eine Art als ausgestorben gilt, darf sie über einen längeren Zeitraum nicht gesehen worden sein, erklärt Kegel. Allerdings müsse man dann nach ihr auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesucht haben - "und da hapert er natürlich in vielen Fällen".

Bernhard Kegel: Ausgestorbene Tiere
Dumont Verlag, Köln 2021
Mit 50 farbigen Abbildungen
160 Seiten, 25 Euro

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