Antirassistische Filme

Streamen, bilden, Image verbessern

07:20 Minuten
Szene aus dem Film "I Am Not Your Negro"
Den Film "I Am Not Your Negro" kann man in den USA derzeit kostenlos anschauen. © Edition Salzgeber
Jörg Taszman im Gespräch mit Timo Grampes · 04.06.2020
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In den USA kann man jetzt einige antirassistische Filme gratis im Internet sehen. Steckt hinter der Aktion mehrerer großer Anbieter nur die Absicht, aufzuklären? Es gehe auch um Imagepflege, sagt der Filmjournalist Jörg Taszman.
In Reaktion auf den Tod von George Floyd haben in den USA einige Plattformen und Streamingdienste Filme gratis ins Netz gestellt: Spielfilme und Dokumentationen, die von Rassismus und der schwarzen Bürgerrechtsbewegung handeln, sollen zu Bildung und Aufklärung beitragen. Dazu zählen etwa der Gerichtsfilm "Just Mercy", die oscar-nominierte Dokumentation "I Am Not Your Negro", der Film "Whose Streets?" über die Polizeigewalt und die Proteste in Ferguson und eine Dokumentation über die Schriftstellerin Toni Morrison: "The Pieces I Am".
Für den postulierten Zweck seien die Filme durchaus geeignet, meint der Journalist Jörg Taszman. "Just Mercy" etwa zeige anhand von alltäglichen Szenen sehr deutlich den Rassismus im Justizsystem der USA. Dokumentarfilme wie Raoul Pecks "I Am Not Your Negro" über die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung würden dem Publikum allerdings noch einen größeren Erkenntnisgewinn bieten - und das Thema Rassismus komplexer darstellen.

Eine Aktion, die auch das Image pflegt

Die Aktion diene aber sicherlich auch der Imagepflege, sagt der Journalist. "Ein Film wie Just Mercy hat in Amerika seine Kinokarriere hinter sich", so Taszman. "Der lief schon einige Wochen als Video-on-Demand, bevor er jetzt gratis eingestellt wird." Die kommerzielle Karriere des Films sei also ohnehin beendet.
Neben Produktionen, die jetzt gratis zu sehen seien, gebe es thematisch ähnliche Filme, für die weiterhin gezahlt werden müsse, betont Taszman. Die frei empfangbaren Streifen dienten also auch als "Lockmittel, um wieder andere Dinge zu verkaufen".
Gleichzeitig bemühten sich Studios wie Warner Brothers und Universal aber ernsthaft darum, bei der Produktion ihrer Filme schwarze Belange zu berücksichtigen - "weil natürlich die afroamerikanischen Zuschauer auch eine wichtige Zielgruppe sind. Die bringen viel Geld und die wollen auch angesprochen werden."
(jfr)
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