#BlackOutTuesday

Wie die Popkultur auf den Tod George Floyds reagiert

10:48 Minuten
Eine schwarze Fläche.
Unter dem Hashtag #blackouttuesday wird derzeit auf den sozialen Medien zur Sendepause aufgerufen. © Deutschlandfunk Kultur
Malcolm Ohanwe im Gespräch mit Timo Grampes · 02.06.2020
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Mit schwarzen Bildern bekunden am "Blackout Tuesday" viele ihre Solidarität mit schwarzen Menschen. Eindringliche Protestgesten stehen neben solchen, die fragwürdig sind: Der Journalist Malcolm Ohanwe sieht auch "Wohlfühl-Blümchen-Aktivismus".
Die Instagram-Feeds bleiben heute weitgehend schwarz. Selfies, Avocado-Toasts und vor allem Werbebotschaften soll es an diesem Dienstag nicht geben – das ist die Idee des "Blackout Tuesday". Viele Menschen, ob prominent, unbekannt oder Influencer, posten stattdessen ein komplett schwarzes Bild. Die Sendepause soll ein Zeichen der Solidarität mit schwarzen Menschen sein.
Seit dem Tod des schwarzen Amerikaners George Floyd gibt es nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Und auf ganz unterschiedliche Art kommt es nun zu Solidaritätsbekundungen für schwarze Menschen und die Bewegung Black Lives Matter.
Der Aktionstag "Blackout Tudesday" stamme eigentlich aus der Musikindustrie, sagt der Journalist Malcolm Ohanwe. Initiiert wurde er von Jamila Thomas und Brianna Agyemang vom Label Atlantic Records, das zur Warner Music-Gruppe gehört.

Werbestop und Schweigeminuten

"Sie wollen darauf aufmerksam machen, welchen beachtlichen Teil schwarze Personen zur Musik- und Kulturszene beitragen und rufen die Leute dazu auf, zu pausieren an diesem Blackout Tuesday. Man soll nichts kaufen, man soll auch nichts verkaufen", so Ohanwe. Auch andere Majorlabels der Musikindustrie hätten sich der Aktion angeschlossen. Der Streaminganbieter Spotify beteilige sich, indem er Schweigeminuten in seine Playlists einbaue.
Kritik gebe es an der Social-Media-Aktion des Blackout Tuesday aber auch, berichtet Ohanwe: Das komplett schwarze Bild werde oft in Verbindung mit dem Hashtag #blacklivesmatter gepostet. Die Folge sei, dass andere Posts mit diesem Hashtag, in denen etwa über Polizeigewalt und Demonstrationen informiert werde, von den schwarzen Kacheln verdrängt würden.

Wenn weiße Menschen Solidarität zeigen wollen

Auch Ohanwe selbst blickt kritisch auf manche der derzeitigen Solidaritätsgesten. Etwa auf ein Plakat mit der Aufschrift "I Can‘t Breathe", das am Sonntag bei einem Protest-Rave auf dem Berliner Landwehrkanal gezeigt wurde, bei dem eigentlich für die Rettung der Clubszene auf dem Wasser protestiert und vor allem zu lauter Musik gefeiert wurde. Zynisch sei das, so Ohanwe. Diese Bilder "der feiernden, meist weißen Menschen, die in ihren Schlauchbooten sitzen und feucht-fröhlich herumtuckern. Und dann ist da alibimäßig auf dem Schlauchboot ein Sticker drauf mit I Can‘t Breathe."
Ebenfalls misslungen findet Ohanwe eine Solidaritätsbekundung des Musikers David Guetta, der ein Zitat von Martin Luther King für ein DJ-Set ummoduliert hat. Das sei eine Art "Wohlfühl-Blümchen-Aktivismus".
(jfr)
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