Rap-Reaktionen auf den Tod von George Floyd

400 Jahre das fremde Knie auf dem eigenen Hals

07:54 Minuten
LL Cool J kniet auf der Bühne, rappt und zeigt mit seinem rechten Zeigefinger auf das Publikum. Er trägt Mütze, Sonnenbrille und ein bunt gemustertes Hemd.
LL Cool J, hier bei einem Auftritt im Oktober 2016 in Austin, gedenkt mit einem Freestyle Rap dem getöteten George Floyd. © picture alliance / picture alliance/AP/Invision/Amy Harris
Azadê Peşmen im Gespräch mit Timo Grampes · 03.06.2020
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Gedenken an George Floyd, Solidarität mit den Demonstrierenden: Rapper greifen mit neuen Tracks Polizeigewalt und Proteste in den USA auf. Wir stellen drei der Songs vor.
Vor allem in den USA veröffentlichen Rapper derzeit Songs als Reaktion auf den Tod von George Floyd. Die Tracks seien Protesthymnen für die Demonstrierenden auf der Straße, sagt die Journalistin Azadê Peşmen. Allerdings handele es sich um sehr unterschiedliche Songs: Manche seien eher spontan und a capella aufgenommen worden, andere wiederum sehr ausproduziert.
"Es ist auch nicht das erste Mal, dass es Rapsongs gibt, wenn es rassistische Vorfälle gibt", sagt Peşmen. "Das war auch bei Trayvon Martin so." Zum Tod des schwarzen Teenagers, der 2012 von einem Polizisten erschossen wurde, habe etwa Mos Def einen Song geschrieben.

Vergleiche mit Martin Luther King und Malcolm X

Den gewaltsamen Tod George Floyds behandelt nun beispielsweise LL Cool J in einem A-Capella-Rap, den er auf Instagram veröffentlicht hat. Darin singt er: "Euer Knie ist seit 400 Jahren auf unserem Hals."
LL Cool J beziehe sich also auf die Geschichte der Versklavung schwarzer Menschen in den USA, erklärt Peşmen. Er nenne außerdem weitere Namen von Opfern rassistischer Gewalt und vergleiche die Protestierenden mit historischen Vertretern der schwarzen Bewegung: Malcolm X, Martin Luther King und Marcus Garvey.
"Pig Feet" von Terrace Martin, Denzel Curry, Daylyt, G Perico und Kamasi Washington sei im Gegensatz zu LL Cool Js Song ziemlich durchproduziert, so Peşmen. Das Video zu dem Track zeigt die Proteste und endet mit einer langen Liste von Opfern rassistischer Polizeigewalt in den USA.
Der Songtext habe viele Bezüge zu anderen Rap-Songs, etwa zu Jay-Zs "Hard knock life", erklärt die Journalistin. Man könne außerdem eine Kritik an den Corona-Lockerungen heraushören - in Zeilen wie "Shut down schools to open drugs and gun stores".
Die Rapperin CupkaKke wiederum hat mit "Lemon Pepper" keine Protesthymne im engeren Sinne veröffentlicht. Allerdings werde sie die Hälfte der Einnahmen an den Minnesota Freedom Fund spenden, so Peşmen. CupkaKke rappt explizit, größtenteils über Sex, mit einer Corona-Referenz und disst den Rapper 6-9.
(jfr)
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