Analyse

Lernen von der Generation Z

Christian Scholz im Gespräch mit Christian Rabhansl · 17.01.2015
Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, strebt nicht mehr ausschließlich nach materiellem Wohlstand und schätzt den Rückzug ins Private. Der Arbeitsweltexperte Christian Scholz hat sie untersucht und meint: Von ihr können wir lernen.
In seinem Buch "Generation Z" analysiert der Arbeitsweltexperte Christian Scholz die Generation der zwischen 1995 und 2010 Geborenen in Deutschland. Für was steht diese Generation, mit welchen Ansprüchen geht sie in die Arbeitswelt, was ist ihr wichtig und welche Werte vertritt sie?
Zitat aus dem Buch:
"Emily war vor kurzem noch eine Studentin einer mittelgroßen Universität. Sie hat ihr Smartphone immer in der Hand. Statt zu sprechen, schreibt sie lieber Textnachrichten. Sie präferiert Onlinekommunikation – meist mit Freunden, die sie noch nie getroffen hat. Sie verbringt nicht viel Zeit im Freien, außer Erwachsene organisieren diese Aktivitäten in allen Details für sie. Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, ohne ein Smartphone zu leben. Sie kennt keine Welt ohne WLAN und Terrorismus. Computer sind ihr lieber als Bücher, denn sie möchte unmittelbare Resultate. Sie ist aufgewachsen in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit und steht unter heftigem Erfolgsdruck. Eigentlich ist sie etwas zu schnell groß geworden und eigentlich zeigt sie ein Verhalten, das weiter, erwachsener ist, als ihr Lebensjahr.
Das klingt bekannt? Ja, sie gehört zur Generation Z, benannt nach dem letzten Buchstaben im Alphabet und die Generation wird bald an der Spitze unserer gravierendsten wirtschaftlichen, sozialen sowie ökologischen Probleme stehen. Bisher hat die Generation Z noch wenig Aufmerksamkeit bekommen, weil die Medien sich primär noch mit der Generation Y beschäftigt haben. Doch jetzt kommt die Generation Z und die ist anders."
Eine umsorgte Generation
Anders, weil sie nicht mehr nach beruflichem Erfolg und materiellem Wohlstand strebt – die Generation Z gibt sich mit weniger zufrieden. Sie musste mit ansehen, auf welch dünnem Eis Wirtschafts- und Kapitalsysteme wandeln und in den meisten Fällen einbrechen. Sie wuchs mit Massenentlassungen und Leiharbeit auf der einen Seite und zweistelligen Millionengehältern von Vorständen, die deren Leistung kaum oder gar nicht widerspiegeln, auf der anderen Seite auf.
Cover: "Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt" von Christian Scholz
Cover: "Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt" von Christian Scholz© Wiley-VCH
Deswegen lehnt die Generation Z jegliche emotionale Bindung an das Unternehmen ab. Es gilt, einen Schritt zurückzutreten, sich nicht mehr unhinterfragt ins Hamsterrad eines Arbeitsplatzes zu begeben, sondern klar zu unterscheiden, was Job ist und was privat.
Dennoch: Diese Generation will Sinnvolles am Arbeitsplatz tun. Sie sucht eher nach "Mentoren", denn nach "Chefs", pocht aber auch darauf, in der Freizeit nicht für ein Unternehmen rund um die Uhr verfügbar zu sein. Ein kleiner Rückzug ins Private lautet die Devise.
Die Generation Z ist eine umsorgte Generation – so genannte "Helikopter-Eltern" versuchten es ihren Kindern besonders recht zu machen. Und sie scheint einen großen Trumpf in der Hand zu halten: In Zeiten des Fachkräftemangels und des demographischen Wandelns könnte sie besonders gefragt am Arbeitsmarkt sein.
Christian Scholz meint, wir können von ihr in Teilen lernen – aber was?
Christian Rabhansl spricht mit ihm über sein neues Buch: "Generation Z - Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt".

Christian Scholz: Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2014
220 Seiten, 19,99 Euro

Prof. Dr. Christian Scholz ist seit 1986 Inhaber eines Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er ist gleichzeitig Direktor des dortigen Europa-Instituts und des MBA-Studiengangs "European Management" und des Instituts für Managementkompetenz.
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