Neu im Kino: "Spectre"

Nicht unbedingt nötig, aber unterhaltsam

Schauspieler Daniel Craig auf der Deutschlandpremiere des neuen James-Bond-Films "Spectre".
Schauspieler Daniel Craig auf der Deutschlandpremiere des neuen James-Bond-Films "Spectre". © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Von Hans-Ulrich Pönack · 04.11.2015
Im 25. James-Bond-Film kämpft 007 gegen seinen uralten Erzfeind Ernst Stavro Blofeld und stößt auf dessen geheime Terror-Organisation, "Spectre". Sam Mendes hat einen guten, aber keineswegs überragenden Film gedreht - und möglicherweise den letzten mit mit Daniel Craig als Bond-Darsteller.
Die ersten 17 Filmminuten werden in die Filmgeschichte eingehen als sensationellster, perfekt choreographierter Bond-Vorspann - bis zum Opener mit dem einsetzenden Titelsong von Sam Smith: "Writing's on the Wall".
Wir befinden uns auf dem Zócalo, dem Hauptplatz im historischen Zentrum der 22-Millionen-Metropole Mexiko-Stadt. Nach mexikanischem Glauben feiert man einmal im Jahr den "Tag der Toten", als Wiedersehen mit seinen Verstorbenen. Tausende Menschen sind dafür gerade unterwegs. Unter ihnen auch James Bond (Daniel Craig) in inoffizieller Mission. Es gilt, einen Schurken namens Marco Sciarra (Alessandro Cremona) zu jagen. Bond schafft es, den Bösewicht mit grandiosem körperlichen wie tollkühnem Hubschrauber-Einsatz zu besiegen und zerstört dabei kurz auch noch ein riesiges Gebäude… Kann schon mal passieren!
Der Film spielt an mondänen Orten
"M" (Ralph Fiennes) in London ist "amtlich" stinksauer über die Eigenmächtigkeiten von 007. "M" hat derzeit sowieso viel Stress: Ein neuer und hinterhältiger Bürokrat hat sich in seinem Dienst "ausgebreitet": Max Denbigh (Andrew Scott), Codename "C", hält die 00-Agenten für überholt, setzt viel lieber auf den totalen Überwachungsstaat. Wozu noch diese Doppel-Nullen im teuren Außeneinsatz.
Derweil ist Bond natürlich schon wieder unterwegs. Trifft in Rom die Witwe des von ihm beseitigten Marco Sciarra, erlebt einen One-Night-Stand mit der appetitlichen Lucia Sciarra (Monica Belluci), bevor er sich auf seinen neuen Helden-Weg macht. Es gilt, seinen uralten Erzfeind Ernst Stavro Blofeld aufzuspüren, der offensichtlich an dieser Vernetzung im Sinne von Welt-Kontrolle "ganz vorne" mitmischt und die totale Überwachungsarie für seine kriminellen Machenschaften und Weltführer-Ambitionen zu (be-)nutzen gedenkt. Dabei stößt Bond auf dessen geheime Terror-Organisation "Spectre", die mit dem Oktopus-Logo, die in nunmehr acht Bond-Filmen auftaucht. Doch wer ist eigentlich dieser schelmisch-fiese Franz Oberhauser (Christoph Waltz), der mehr und mehr auftaucht und übel mitmischt?
Etwas beruhigend für 007 ist, dass der junge, pfiffige MI6-Quartiermeister Q (Ben Wishaw) und die loyale M-Assistentin (Naomi Harris) ihn unterstützen. Obwohl auch sie von "C" abgehört und traktiert werden. Der Trubel kann beginnen: An mondänen Orten wie – nach Mexiko-City Rom, London, in den österreichischen Alpen und in Marokko. Und endet schließlich auf, über und an der - fantastisch ausgeleuchteten - Themse.
Der Spannungs-Spaß überwiegt die Schwächen
Der 25. Bond-Film ist gut, aber keineswegs überragend. Wie etwa "Skyfall". Es ist nicht unbedingt nötig, aber wenn man die drei Craig-007-Filme davor kennt, ist alles etwas verständlicher.
Und die Mädels? Nachdem die dunkelhaarige Monica Belluci bedauerlicherweise schnell filmisch "abgehakt" ist, nimmt das Leiden des Zuschauers mit Auftauchen der blonden Léa Seydoux ("Blau ist eine warme Farbe") zu. Dermaßen blass, farblos, un-sinnlich, kaum sexy-überzeugend war eine Bond-Partnerin noch nie. Diese Dr. Madeleine Swann ist nur eine hübsche öde Kleiderstange. Dabei: "Spectre" ist möglicherweise der Abschied vom Daniel Craig-Bond, und das er nun mit ihr schlussendlich in den Liebes-Ruhestand abtauchen soll…. Definitiv inakzeptabel!
Doch insgesamt überwiegt beim 25. Bond der Spannungs-Spaß um ein vieles gegenüber den vorhandenen Schwächen. "Spectre" ist ein unterhaltsames neues Bond-Spektakel

"Spectre" von Sam Mendes Mit: Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Monica Bellucci, Ralph Fienes (GB/USA 2014/2015; 148 Minuten)

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