M5 Mexican Brass Quintett

Großartiges Blech auf Deutschlandtour

Die fünf Mitglieder der Band m5 stehen auf vertrocknetem Boden.
Das Mexican Brass Quintett M5. © M5 Mexican Brass
Von Olga Hochweis · 18.08.2017
Es sind vier Mexikaner und ein Deutscher, und trotzdem heißt die Combo Das "M5 Mexican Brass Quintett". Der Solotrompeter Alexander Freund erzählt, wie alles angefangen hat und warum die Band weltweit so erfolgreich ist. Auch in Deutschland sind M5 jetzt zu hören.
"So 'ne Tour übern großen Teich macht man nicht einfach nur so: 'Wir kommen und spielen!' Wir haben uns natürlich erst in den letzten zwölf, 13 Jahren diesen Lebenslauf als Ensemble aufgebaut", sagt Alexander Freund. Er ist erster Trompeter des Blechbläser-Quintetts M5 - im Original: Metales Eme cinco - und er hat mit den Kollegen jahrelang am Profil seines Ensembles gefeilt.

Klappt weltweit

Gespielt wird so gut wie alles: Händel genauso wie Hits aus der Westside-Story. Opern-Klassiker stehen neben mexikanischer Folklore und Stücken zeitgenössischer Komponisten. Als wäre das noch nicht bunt genug, werfen sich die Bläser außerdem in diverse Kostüme und Perücken und präsentieren mit Unterstützung eines Regisseurs eine humorige Bühnenshow. "Das Beste aus Mexico, seit es Tequila gibt", so das PR-reife Urteil von Martin Hackleman, renommierter Solo-Hornist, und Kollege von den "Canadian Brass". Der Erfolg gibt M5 recht. Das Publikum ist begeistert.
Alexander Freund meint: "Das hat in China genauso gut geklappt wie in Chile, und in Kanada, und selbst zum Beispiel in Washington DC, wenn man da im Kennedy–Center spielt, das ist ja ein ganz steifes sophisticated Publikum - das funktioniert dort ganz genau so!"
Der Liebe wegen zog Alexander Freund vor 15 Jahren nach Mexico - nach dem Musik-Studium in Deutschland und trotz Engagements als Solo-Trompeter an diversen Orchestern von Köln bis Dresden. Im kleinen mexikanischen Morella Symphony Orchestra lernte er dann seine späteren Ensemble-Kollegen kennen. Den Trompeter Oscar Villegas, den Hornisten Juan Carlos Quiterio, Roberto Carlos Cruz an der Posaune und Jose Lopez , Tuba - die klassische Quintett-Besetzung war komplett:

Klassische Musik? Nie gehört!

"Lass uns Kammermusik spielen, so unter Freunden im Hinterhof, nach der Orchester-Probe. Und in Mexico ist der ganze Publikumshorizont natürlich völlig anders. Die allermeisten Leute haben noch nie im Leben klassische Musik gehört – und wenn man anfängt zu spielen, spielt man vor einem Publikum, was von Bach keine Ahnung hat. Das heißt, man spielt etwas, was sie kennen und danach kannst du 'ne Bachfuge spielen, wo du dann plötzlich die Aufmerksamkeit hast. Und da ging dann diese wilde Mischung los. Ich glaub, der Unterschied, zu anderen Ensembles, die ein ähnliches Konzept haben, ist: Wir gehen immer noch einen Schritt weiter und mischen vielleicht noch ein bißchen wilder, provozierender, und das kommt daher, weil die ersten drei Jahre so völlig in der Pampa stattgefunden haben."
"Es gibt in Mexiko 180 Sprachen, die 32 Bundestaaten sind im Prinzip 32 Länderl. Und da hat jeder Staat eine eigene folkloristische Musik und eigene Stile und du würdest das als Ausländer nicht denken, daß das alles aus Mexiko kommt."

Die Effizienz bestimmter Stücke

Die handwerkliche Qualität und Virtuosität von M5 sind groß, ebenso die Spielfreude und Genauigkeit in der Interpretation – zeitgenössische Kollegen haben dem Quintett deshalb schon Stücke auf den Leib geschrieben. Sie selbst schreiben eigene Arrangements. Zudem sind alle fünf weiterhin in Orchestern aktiv, überwiegend in Mexiko-City. Alexander Freund hat eine Professur inne. Aber er versteht auch was vom Geschäft und spricht ganz offen von der Effizienz bestimmter Stücke, weil sie die Show kurzweiliger machen. So wie "Escape" des US-amerikanischen Komponisten und Trompeters Kevin McKee:
"Klingt viel, viel, viel, viel, viel komplizierter, als es ist, und das ist in so einer Show unheimlich wichtig, daß man auch solche Stücke hat."

Jazz vom Holzbläserquintett

Ebenso steht fest: Der Erfolg von Brass-Quintetts bei breiten Publikumsschichten hat allgemein ganz einfach auch mit den klanglichen Möglichkeiten von Blechblasinstrumenten zu tun:
"Die Instrumente von ihrem Charakter her an sich haben die größte dynamische Spannweite und die sind auch in allen Musikrichtungen völlig selbstverständlich vertreten. Das heißt jetzt nicht, daß man mit einem Holzbläserquintett keinen Jazz spielen kann, aber es ist halt mit Blechbläsern selbstverständlicher."
Gut möglich, daß ein Jazz-Fan bei einem Konzert von M5 plötzlich eine Mozart-Ouvertüre für sich entdeckt. Prima. Nicht nötig jedenfalls, die Nase zu rümpfen über Show-Elemente und stilistisches Allerlei. Vielleicht eher eine Anregung für etwas mehr Humor – auch vor der Bühne.
"Das schönste Kompliment, das wir bekommen haben, wenn Leute sagen, ich fühl mich jetzt zehn Jahre jünger nach dem Konzert. Und ich glaub, das kann man vielleicht mit Musik allein erreichen, aber nicht in dem Grad."
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