Erstes Medikament mit Sensor zugelassen

Und die Pille so: Nimm mich!

Zwei kleine bunte Pillen in der Innenhand eines Mannes
Der Digital-Sensor kann zu solchen Kapseln hinzugefügt werden. © dpa / Daniel Reinhardt
Alena Buyx im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 14.11.2017
In den USA ist erstmals eine Pille mit digitalem Sensor zugelassen worden. Sie soll Patienten bei der Medikation helfen - Datenschützer warnen vor den Überwachungsmöglichkeiten. Die Medizin-Ethikerin Alena Buyx hält die Innovation für "interessant".
Hat ein Patient seine Medikamente ordnungsgemäß eingenommen oder nicht? Die US-Arzneimittelbehörde hat jetzt erstmals eine Pille zugelassen, die es möglich macht, die Einnahme genau zu überwachen. Per Sensor werden Daten an eine Smartphone-App geschickt. Einige sehen darin Probleme bei der Datensicherheit - andere sprechen von einer großen Chance.

50 Prozent der Patienten nehmen Medikamente falsch ein

"Das wäre wirklich eine interssante Überlegung", sagt auch Alena Buyx über die digitale Pille. Sie ist Mitglied im Deutschen Ethikrat und Professorin für Medizinethik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. "Wir wissen aus vielen Studien, dass bis zu 50 Prozent der Patienten die Medikamente, die sie eigentlich nehmen sollten, nicht so nehmen." Es sei eine riesige Herausforderung sowohl für Ärzte als auch für Menschen, die gesund werden wollen, dass es offenbar "doch schwierig ist, sich an die Therapie-Empfehlung zu halten".
Über die digitale Pille und die Verknüpfung mit dem Smartphone erhielten Patienten eine "Art eigene Kontroll-Möglichkeit", so Buyx im Deutschlandfunk Kultur. Gleichzeitig könne man es bis zu vier weiteren Personen gestatten, die Einnahme mitzukontrollieren. Als hilfreich könnte sich das vor allem für Menschen mit komplizierter Medikation erweisen. Schwieriger werde es jedoch bei Patienten, die einer solchen Überwachung per se zurückhaltend gegenüberstehen oder nicht dazu in der Lage sind, ein Einwilligung zu geben. Als Beispiel dafür nannte die Professorin Psychisch-Kranke oder Patienten mit Demenz.

Der Datenfluss darf sich nicht "verselbständigen"

Klar machen müsse man sich allerdings auch, dass der Sensor nicht nur die Information übermittle, ob ein Medikament geschluckt worden ist, sondern auch wann und wo. So würden "sehr, sehr intime Informationen" über Menschen möglich - "und die sind natürlich besonders schutzwürdig." Beuys sieht eine große Herausforderung darin, wirklich sicherzustellen, "dass sich dieser Datenfluss dann nicht verselbständigt und oder irgendwie von außen unbefugt Zugriff genommen werden kann oder einfließt in selbst lernende Algorithmen und man nie wieder Kontrolle darüber erhält". Vorsicht und Zurückhaltung seien deshalb bis auf weiteres geboten.
Mehr zum Thema