Zum Tod von Melvin van Peebles

Pionier des schwarzen Kinos

06:20 Minuten
Porträt von Melvin van Peebles. Er trägt seine charakteristische Brille mit runden Gläsern, eine Schiebermütze, Lederjacke und einen grauen Kapuzenpullover.
Der Filmemacher Van Peebles legte den Grundstein für die Blaxploitation-Ära. Mit dem Begriff konnte er aber nichts anfangen: Für ihn war seine Arbeit nicht Ausbeutung, sondern Selbstermächtigung. © imago / Seeliger
Andreas Busche im Gespräch mit Massimo Maio · 23.09.2021
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Mit dem Thriller "Sweet Sweetbacks Lied" läutete Melvin van Peebles 1971 die Ära der Blaxploitation-Filme ein. Nun ist der vielseitige Künstler, der vor allem als Regisseur und Schauspieler bekannt wurde, mit 89 Jahren gestorben.
Der US-Regisseur und Schauspieler Melvin van Peebles hat mit seinen Filmen das schwarze und das Independent-Kino geprägt. Doch Peebles arbeitete auch als Bühnenautor, als Musiker und als Maler. Am Dienstag ist er im Alter von 89 Jahren in New York gestorben.

Ermächtigung, nicht Ausbeutung

Mit dem Thriller "Sweet Sweetbacks Lied" läutete van Peebles 1971 die Ära der Blaxploitation-Filme ein: Filme mit schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern, die für ein schwarzes Publikum gedreht wurden. Van Peebles habe mit dem Begriff "Blaxploitation" allerdings nicht so viel anfangen können, sagt Andreas Busche, Filmkritiker beim Berliner Tagesspiegel. "In dem Begriff steckt ja auch schon die Ausbeutung drin und Sweet Sweetback war eben genau das Gegenteil: Das war die Selbstermächtigung eines schwarzen Regisseurs, der sich gegen Hollywood gestellt hat."
Van Peebles führte bei "Sweet Sweetbacks Lied" allerdings nicht nur Regie, sondern war auch Produzent, schrieb das Drehbuch, übernahm die Hauptrolle und schuf den Soundtrack. Der Film und seine Art der Erzählung seien damals sehr avantgardistisch gewesen, erzählt Busche. Es sei auch nicht zu erwarten gewesen, dass die Independent-Produktion ein großer Erfolg wurde. Zunächst lief er nur in zwei Kinos.

Den Blick nach vorn gerichtet

Über sich selbst habe van Peebles nicht gerne geredet, sagt der Filmkritiker. "Ich glaube, van Peebles wollte nie gern in die Vergangenheit gucken." Er habe immer weitergemacht, habe sich nicht für vergangene Leistungen vereinnahmen lassen wollen und auch nicht für aktuelle Kämpfe.
Dass der schwarze Künstler in so vielen Bereichen aktiv war, habe er selbst damit begründet, dass ihm als Schwarzer in Amerika nie etwas in die Wiege gelegt worden sei, so Busche. Was man heute als Pionierleistungen feiert, sei die Konsequenz daraus gewesen, dass der schwarze Künstler in "Amerika die Möglichkeiten nicht hatte und sie sich nehmen musste". Van Peebles habe auch nach Frankreich gehen müssen, um seinen ersten Film drehen zu können.
"Er wird als Filmemacher in Erinnerung bleiben", glaubt Busche, "aber auch als prägende Figur für die afroamerikanische Kultur – die nicht unbedingt direkten Einfluss auf das hatte, was heute im Kino zu sehen ist, aber für jemanden der zweiten Generation wie Spike Lee sehr wichtig war."
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