Zum Tod von Georges Prêtre

Der Zauberer am Dirigentenpult

Der französische Dirigent Georges Prêtre bei der Leitung der Wiener Philharmoniker während des Neujahrskonzert am 1. Januar 2010 in Wiens "Goldenem Musikvereinssaal".
Der französische Dirigent Georges Prêtre wurde einem Millionenpublikum durch die Wiener Neujahrskonzerte 2008 und 2010 bekannt. © AFP PHOTO / DIETER NAGL
Von Olaf Wilhelmer · 05.01.2017
Georges Prêtre dirigierte unter anderem an der Wiener Staatsoper, an der Metropolitan Opera in New York und an der Mailänder Scala. Der Meister seines Fachs war ein Charmeur des Taktstocks, wirkte stets heiter und gelöst. Er verstarb am 4. Januar in seiner französischen Heimat.
Georges Prêtre war einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit und die Gegenfigur zu seinem fast gleichaltrigen Landsmann Pierre Boulez (1925-2016). Anders als dieser definierte sich Prêtre stets aus der französischen Tradition heraus; die katholische Kirchenmusik und die Oper seiner Heimat bildeten die Grundlagen seiner Tätigkeit. Der aus Nordfrankreich stammende Musiker, von Hause aus Trompeter, verdiente sich seine ersten Sporen mit Jazz und Chansons, absolvierte als Opernkapellmeister eine Ochsentour durch die französische Provinz, bis er 1960 an die Pariser Opéra kam.

Maria Callas bezeichnete Prêtre als ihren Lieblingsdirigenten

Herbert von Karajan wurde sein wichtigster Mentor, und bald reüssierte Prêtre an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera New York und der Mailänder Scala. Die Operndiva Maria Callas bezeichnete ihn als ihren Lieblingsdirigenten, wovon auch ihre legendäre Aufnahme von Georges Bizets "Carmen" zeugt. Später entwickelte sich Wien zur musikalischen Wahlheimat Prêtres, hier hat er sowohl mit den Symphonikern als auch den Philharmonikern zahlreiche Konzerte gegeben.

Dirigent der Wiener Neujahrskonzerte

In Berlin wurde er vom Deutschen Symphonie-Orchester regelmäßig ans Pult der Philharmonie gebeten. Einem Millionen-Publikum wurde Prêtre in seinen letzten aktiven Jahren als Dirigent der Wiener Neujahrskonzerte (2008 und 2010) bekannt, die er mit ebenso viel Esprit wie Nostalgie leitete. Als Dirigent wirkte Prêtre vor allem über die Magie des Augenblicks und das Charisma seiner Persönlichkeit; der stets heiter und gelöst erscheinende Musiker faszinierte die Orchestermitglieder wie auch das Publikum als Charmeur des Taktstocks.
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