Zombie-Serie "Fear the Walking Dead"

Angst vor der realen Apokalypse

Die mexikanische Schauspielerin Patricia Reyes Espindola auf einer Filmpräsentation von "Fear The Walking Dead"
Die mexikanische Schauspielerin Patricia Reyes Espindola auf einer Filmpräsentation von "Fear The Walking Dead" © picture alliance / dpa / Sáshenka Gutiérrez
Von Hendrik Efert · 24.08.2015
"Fear The Walking Dead", Ableger der erfolgreichsten Pay-TV-Serie aller Zeiten, "The Walking Dead", läuft in Deutschland an. Das Ganze spielt wieder in der Zombie-Apokalypse. Die Zuschauer lieben deren Endzeitkampf. Denn wer weiß, ober er nicht auch uns einmal betrifft.
Natürlich knallt und matscht es wieder ordentlich. Schließlich müssen Zombies – oder "Walker", wie sie hier heißen – mit allen Mitteln vernichtet werden. Doch im Gegensatz zur Mutterserie kommt "Fear The Walking Dead" etwas weniger wie ein High-Quality-Splatterfilm daher – so zumindest der Eindruck nach Sichtung des ersten Materials.
"They don’t know if it is a virus or a microbe. They don’t know, but it is spreading."
"Fear" erzählt nun die Vorgeschichte zur Ur-Serie – wir sehen nun den Beginn der Apokalypse und bekommen hoffentlich auch erklärt, durch was sie ausgelöst wurde. Das sparte die alte Serie bisher aus.
Zombies - Symbole der Wirtschaftskrise?
"I thought it really had to do with the economy."
Sarah Juliet Lauro ist Film- und Literaturwissenschaftlerin an der Clemson University in South Carolina. Sie ist Autorin, Zombie-Expertin und Fan der Untoten. Für sie waren Zombies lange Zeit ein uramerikanisches Phänomen, welches immer zu Zeiten großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufkam.
"Because the connection between this two 1930s when we first take hold of the Zombie and this renaissance of the Zombie that we have seen over the last decade is, that those were the times when the american economy has been the most depressed."
Der erste filmische Zombiehype entstand in den 30er Jahren, zur Zeit der Großen Depression. Der jetzige entstand nun wieder in einer Phase wirtschaftlicher Depression.
"So I think when you see those Zombie walks, Zombie parades when people wanna dress up like Zombies, there is a part of them that saying: I am feeling helpless, I am feeling disempowered."
Zombies seien Ausdruck von Hilflosigkeit und Entmachtung. Doch Lauro hat ihre These mittlerweile revidiert. Der weltweite Erfolg des Zombies und speziell der Zombiesaga "The Walking Dead" zeigt: Zombies sind ein globales Phänomen.
"This has to do with a global experience that is not unique to americans anymore. And I really think that the common denominator is that we are ruining our planet, that our days on that planet are numbered and I think there is a way in which we know that because of global climate change in a way we are already kind of the walking dead."
Weltweit sind wir uns nun bewusst darüber, dass wir unseren Planeten zerstören, wirtschaftlich, politisch und vor allem: ökologisch. Und die Frage lautet längst nicht mehr, wie lässt dich die Katastrophe abwenden, sondern: Wie gehen wir mit ihr um?
Überleben in der Apokalypse
"The Walking Dead is not really about Zombies, it is about humans, it is about humans surviving in a midst of tragedy. So I think that we have shifted our thinking a little bit and now we are more interested in figuring out how we are gonna cope."
In "The Walking Dead" geht es deshalb auch nicht um die Zombies, sondern um die Überlebenden und ihr Zurechtkommen in der apokalyptischen Tragödie. Tatsächlich wirft die Serie dabei auch grundlegende moralische und gesellschaftspolitische Fragen auf: Ist das eigene Leben mehr wert als das des anderen? Wie kann ein Zusammenleben auf Schutt und Ruinen neu ausgehandelt werden?
Die Hauptfigur Rick Grimes gibt den Anführer, trägt Cowboyhut, hat die Pistole stets im Anschlag und reitet auch schon mal ein Pferd. "The Walking Dead" funktioniert – zumindest in den ersten Staffeln – deswegen auch als Parabel auf die amerikanische Besiedlung, als Western.
Raum für Charakterentwicklungen, tiefen literarischen Wert oder gar Ironie gibt es kaum. Sarah Juliet Lauro sieht allerdings in der Serie kaum einen wertvollen Beitrag zur Diskussion um die Zukunft unseres Planeten:
"That show is too gun loving for me. And I also have noticed that the fans of that show obviously not all of them but it does have a fan base that toes one certain political line. Unfortunately there is too many people in our country that say: It is a good parallel that this is a reason why we do need to be able to protect ourselves."
Zu sehr vermittele die Serie das alte Waffenideal der Amerikaner: Am Ende werden wir sie brauchen, um uns zu verteidigen. Damit spräche "The Walking Dead" eine gewisse Klientel an, tatsächlich eine große – der Erfolg der Serie zeigt das. Insgesamt wird ein konservatives Weltbild vermittelt, Werte und Ideale reproduziert, die längst überwunden schienen und suggeriert: In der Apokalypse, wenn es wieder ums nackte Überleben geht, dann gehen die Männer raus zum Kämpfen, während die Frauen im Lager die Wäsche waschen.
"It was very gender bias. And when you had characters who sort of tried to change that it usually do not end up well for them."
Natürlich bereiten wir uns nun nicht wirklich auf eine Apokalypse vor, aber etwas in uns sagt uns, dass sie kommen könnte. Deswegen schauen wir gerne Menschen zu, wie sie versuchen, in dieser klarzukommen. Deswegen ist "The Walking Dead" so erfolgreich. Und deswegen wird auch der neue Ableger der Serie einschlagen.
"When civilisation ends, it ends fast."
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