Zeitschrift "Jacobin"

Die Welt mit einem Magazin verändern

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Collage mit drei Ausgaben der Zeitschrift "Jacobin", deren bunte Cover übereinander liegen.
Das linke Magazin "Jacobin" stammt aus den USA, seit vergangenem Jahr erscheint es auch in einer deutschen Ausgabe. © Deutschlandradio / Jacobin
Ines Schwerdtner im Gespräch mit Gesa Ufer · 07.10.2021
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Politische Magazine gibt es viele. Doch "Jacobin" verspricht eine neue linke Sicht und will sowohl mit den Texten als auch der Optik überzeugen. Als Linke wollten sie so aus der eigenen Blase herauszukommen, sagt Chefredakteurin Ines Schwerdtner.
Politisch linke Magazine haben nicht den besten Ruf: Sie sind mitunter visuell unansprechend und schlecht getextet. Das US-Magazin "Jacobin" zeigt, dass es auch anders geht. Jede Ausgabe ist ein kleines grafisches Kunstwerk für sich mit undogmatischen Texten. "Jacobin verbindet konkretes, radikales Denken mit einer zugänglichen Sprache", heißt es auf der Website der deutschen Ausgabe, von der bereits sechs Hefte erschienen sind.
Der Name erinnert zwar an die Jakobiner der Französischen Revolution, aber damit hat er nur am Rande etwas zu tun. Zwar gehe es um die Ideale wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität, doch der Name beziehe sich auf die schwarze Jakobiner-Bewegung der Haitianischen Revolution, die Selbstbefreiung der Sklaven, sagt Chefredakteurin Ines Schwerdtner.

Gedankenanstöße für ein besseres Leben

"Wir versuchen, etwas anderes zu machen, nämlich als Linke etwas erreichen zu wollen und dabei aus unserer eigenen Blase herauszukommen", so Schwerdtner. Wir wollen nicht diejenigen ansprechen, die schon lange davon überzeugt sind, dass der Kapitalismus schlecht ist, sondern auch größere Bereiche der Gesellschaft damit erreichen." Im Kapitalismus könne man kein lebenswertes Leben führen. Jacobin will Gedankenanstöße gehen, wie wir anders leben können.
"Linke haben einen Hang, Recht zu haben, aber wir würden einfach auch ganz gern gewinnen", sagt Schwerdtner. "Und dafür braucht man ein ansprechendes Design und Texte, die man gern liest. Ein Heft, das man gern in die Hand nimmt." Dafür arbeiten Designer und Textredakteure eng zusammen.

Gegen die politische Mitte

Die aktuelle Ausgabe richtet sich gegen das Zentrum: "Unsere Diagnose ist, dass die politische Mitte ein sehr ideologischer Begriff ist, auf den sich alle positiv beziehen." Die Mitte verspreche eine Politik unter Merkel, aber auch Olaf Scholz vertrete sie: eine Politik, die sich an den Sachen orientiert. "Wir sagen, dass das die stärkste Ideologie ist, weil sie die Interessen von Herrschenden durchsetzt unter diesem Deckmantel des Unpolitischen."
Das politische Zentrum schaffe es nicht, alle drängenden Fragen in unserer Zeit zu lösen, wie etwa den Klimawandel und die soziale Ungleichheit. "Angela Merkel stand 16 Jahre für eine Politik, die blockiert und lähmt", so Schwerdtner. "Wenn wir uns nicht gegen dieses Zentrum dezidiert positionieren, sind wir nicht in der Lage, eine eigene Vision von einer anderen Gesellschaft zu entwickeln oder Menschen mitzunehmen, die sich abgehängt fühlen von genau dieser Politik."
(leg)
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