Ihr Jahresrückblick

Wofür sind Sie dankbar?

77:14 Minuten
Mann mit vor der Brust zusammengelegten Händen: eine Geste der Dankbarkeit.
Täglich geschehen Dinge, für die wir dankbar sein können. Selbst, wenn es nur scheinbare Kleinigkeiten sind. © imago / Westend61 / Philippe Ramakers
Moderation: Gisela Steinhauer · 31.12.2022
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Corona, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise – dieses Jahr hat es uns nicht leichtgemacht. Umso wichtiger, an all das zu erinnern, wofür wir trotz alledem dankbar sein können, im Privaten wie gesamtgesellschaftlich. Wofür sind Sie dankbar?
Viele Menschen sind froh, dass dieses Jahr vorüber ist und hoffen auf bessere Zeiten in 2023. Zwar scheint die Coronapandemie überstanden zu sein, aber der anhaltende Ukraine-Krieg und die dadurch ausgelöste Energiekrise machen vielen Menschen zu schaffen.
Manchem geht dabei ein Gefühl verloren, das doch so wichtig ist: die Dankbarkeit. Denn auch, wenn viel Bedrückendes passiert, jede und jeder von uns hat doch auch in diesem Jahr Dinge erlebt, die positiv waren, die sie glücklich gemacht haben. Wir wollen diese Dankbarkeitsmomente wiederaufleben lassen.

„Dankbarkeit ist der kurze Weg zum Glück“

„Dankbarkeit macht glücklich“, davon ist die Psychologin, Coachin und Autorin Eva Wlodarek überzeugt. Von 1980 bis 2007 war sie Psychologin bei der Zeitschrift „Brigitte“, 1987 hat sie ihre Doktorarbeit zum Thema „Glück“ geschrieben.

Dankbarkeit ist der kurze Weg zum Glück. Ohne Dankbarkeit kann man nicht glücklich sein und mit Dankbarkeit übersteht man auch Phasen im Leben, die nicht so gut sind.

Psychologin Eva Wlodarek

Dabei gehe es auch darum, das Gute an jedem Tag zu entdecken. „Wir glauben meist, dass es spektakulärer Anlässe bedarf, damit wir Grund zur Dankbarkeit haben, so etwa in der Größenordnung Lottogewinn, Lebensrettung, Traumjob, große Liebe oder Megaerfolg. Doch es gibt auch ohne besondere Ereignisse mit Sicherheit jeden Tag zig Gründe, dankbar zu sein.“
Ihre Empfehlung: ein Dankbarkeitstagebuch. „Legen Sie einen Kalender und einen Stift neben Ihr Bett. Lassen Sie vor dem Schlafengehen den Tag Revue passieren, aber nur mit Fokus auf die guten Dinge. Tragen Sie die mit Stichworten ein. Sie werden staunen, wie das im Laufe der Zeit Ihre Stimmung hebt.“

Die gesellschaftliche Bedeutung der Dankbarkeit

„Dankbarkeit ist im Wesentlichen eine Einstellung“, sagt Stefan Klein. Der Wissenschaftsjournalist hat sich als Autor populärer Sachbücher einen Namen gemacht, wie „Die Glücksformel“ oder „Zeit“. „Wenn jemand dankbar ist, dass er eine Krebserkrankung überstanden hat, dann ist dies eher ein Synonym dafür, glücklich oder froh zu sein. Das ist das Zwischenmenschliche."
Klein interessiert vor allem die gesellschaftliche Dimension der Dankbarkeit. "Ich bin zum Beispiel wahnsinnig dankbar, dass ich in einem Rechtsstaat lebe. Da kann ich nicht einer bestimmten Person dankbar sein, aber den vielen Frauen und Männern, die sich dafür eingesetzt haben, dass wir so weit gekommen sind. Das ist nicht diese eher triviale Form der Dankbarkeit, weil aus dieser Form auch eine Verpflichtung erwächst. Das hat eine gewaltige gesellschaftliche Dimension“, so Klein.  
Seine Beobachtung: Viele Menschen hierzulande seien sich ihrer Privilegien nicht bewusst, sie sähen zu viele Dinge als selbstverständlich an. Diese Form der Undankbarkeit könne auch schädlich für das Zusammenleben sein, sagt Klein mit Verweise auf die sogenannten „Wutbürger“: „Sie tun sich und anderen damit nichts Gutes.“

Ihr Jahresrückblick – Wofür sind Sie dankbar?

Darüber spricht Gisela Steinhauer am 31. Dezember von 9:05 bis 11 Uhr mit der Psychologin Eva Wlodarek und dem Wissenschaftsjournalisten Stefan Klein. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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